FH-Projekt: Natur schützen und Energie gewinnen

Jeden Tag gehen in Deutschland mehr als 100 Hektar Land für Siedlung und Infrastruktur verloren. Ein Großteil davon ist landwirtschaftliche Nutzfläche. Wie Eingriffe in Natur- und Landwirtschaft ausgeglichen werden können, untersuchen Forscher am Umweltcampus Birkenfeld der Fachhochschule Trier.

Birkenfeld. (jka) Was hat ein Haferfeld, auf dem Erbsen und Bohnen wachsen, mit Naturschutz zu tun? Eine ganze Menge, wenn es nach den Forschern des Instituts für angewandtes Stoffstrommanagement (Ifas) der Fachhochschule Trier am Umweltcampus Birkenfeld geht.

Der Hintergrund: Durch Straßen- und Siedlungsbau gehen jährlich mehr als 100 Hektar Land verloren. Bauherren müssen dafür Naturschutz-Ausgleichsflächen finanzieren. Mit den Mitteln, die bislang in den Kauf von Flächen für diese Ersatzmaßnahmen investiert wurden, könnte in Zukunft der landwirtschaftliche Anbau von Energiepflanzen unterstützt werden. Die Landwirte selbst wären dann für den Anbau dieser Pflanzen zuständig. Das Projekt Elke der FH-Forscher soll nachweisen, ob dies funktioniert und den gewünschten ökologischen Nutzen bringt. Jetzt geht es in die dritte Phase, den Praxistest. Das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz unterstützt den Test mit fast 1,5 Millionen Euro.

In Modellregionen in Brandenburg, Bayern, dem Saarland, Niedersachsen und Brandenburg werden nun Anbausyteme getestet, also Kombinationen von Pflanzen, die zusammen angebaut werden. "Zum einen bauen wir sogenannte getreidebasierte Gemenge an", erklärt Projektleiter Frank Wagener - ein solches Gemenge ist etwa Hafer mit Erbsen und Bohnen. Letztere beiden nehmen Stickstoff aus der Luft auf, der in der Regel als Dünger neben Kalium und Phosphor gebraucht wird. Das Resultat: Es muss für dieses Feld weniger Stickstoff als Dünger hinzugefügt werden.

Ein anderes Modell besteht aus rund 20 verschiedenen Kräuterarten. Diese können zur Vergärung etwa in einer Biogasanlage genutzt werden. Ein weiteres Beispiel: Holz. Bäume und Sträucher sollen Wind- und Wassererosion bremsen. Außerdem können solche Flächen die Landschaftsstruktur wieder vielfältiger machen. Das Holz kann aber auch als Brennstoff, etwa in einer Holzhackschnitzelbrennanlage, verwendet werden.

Neben den ökologischen Aspekten spielen ökonomische eine Rolle. Die Landwirte könnten das Holz oder die Wildkräuter als Energie bringende Rohstoffe verkaufen.

Wagener ist überzeugt: Um den Verlust an Artenvielfalt zu stoppen, reichen die bisherigen Ansätze nicht aus. Stattdessen müssen neue Ideen her. Elke könnte solche neuen Lösungen bringen, sagt der Agraringenieur und Ökologe.

Bis 2012 wird die dritte Phase des Projekts laufen. Dann wird sich zeigen, ob sich Wageners Vermutung bewahrheitet. Extra Das Institut für angewandtes Stoffstrommanagement (Ifas) am Umweltcampus Birkenfeld ist Träger des Elke-Projekts (vollständiger Titel: "Entwicklung extensiver Landnutzungskonzepte für die Produktion nachwachsender Rohstoffe als mögliche Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen"). Das 1991 gegründete Institut hat die These zur Grundlage, dass alles, was wir tun, in Stoffströmen geschieht. Das heißt, man denkt in Kreisläufen. Am Ifas arbeiten Experten aus den Bereichen Maschinenbau, Verfahrenstechnik, Recht, Ökonomie, Betriebswirtschaft, Agrar- und Forstwissenschaft und Gartenbau.

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