Finanzen Rekordeinnahmen und Fahndungserfolge

Trier · Wenn das Finanzamt Trier seinen Jahresbericht vorstellt, interessieren vor allem die spektakulären Fahndungserfolge. Doch das alltägliche Geschäft ist ebenso interessant: 2019 gab es beispielsweise einen Einnahmerekord.

 Finanzamtschef Michael Spira und seine Stellvertreterin Julia Köster stellen die Zahlen für 2019 vor. 1,8 Milliarden Euro sind für das Trierer Finanzamt ein Einnahmerekord.

Finanzamtschef Michael Spira und seine Stellvertreterin Julia Köster stellen die Zahlen für 2019 vor. 1,8 Milliarden Euro sind für das Trierer Finanzamt ein Einnahmerekord.

Foto: TV/Heribert Waschbüsch

Die Schwarzgeschäfte in der Weinbranche (Korkenfälle), Steuerhinterziehung im Trierer Rotlichtmilieu und bei Spielhöllen oder die Fahndungsfälle in der Schrottbranche: Das Finanzamt Trier konnte in diesen Bereichen 2019 spektakuläre Fahndungserfolge vermelden. In einem anderen Bereich, der in den vergangenen Jahren im Mittelpunkt stand, ist Ruhe eingekehrt. Der Vorsteher des Finanzamtes Trier, Michael Spira verkündete deshalb „das Ende des Jahrzehnts der Selbstanzeigen“. Von 2010 bis 2018 waren die Selbstanzeigen reuiger Steuerhinterzieher auf hohem Niveau. In den acht Jahren gingen beim Finanzamt Trier mehr als 2000 Selbstanzeigen ein, die 62 Millionen Euro in die Kassen spülten. „Im vergangenen Jahr war es eine mittlere zweistellige Zahl an Selbstanzeigen,“ erklärt Julia Köster (Ständige Vertreterin des Vorstehers). Der Austausch von Daten unter den europäischen Staaten trägt dazu einen Teil bei. Im vergangenen Jahr konnten erstmals die Informationen von ausländischen Behörden, unter anderem Luxemburg, für 2014 ausgewertet werden. Das sind etwa Renten, Arbeitseinkünfte aber auch Aufsichts- und Verwaltungsratsvergütungen. Damit können die Finanzbeamten auch rückwirkend nicht bezahlte Steuern aus ausländischen Einkünften einfordern. Dies brachte Mehreinnahmen von 2,4 Millionen Euro. Wohl Ende März werden dann die Daten für 2015 vorliegen und könnten ausgewertet werden. „Das führt zu mehr Steuergerechtigkeit“, erklärt Finanzamtschef Spira. Darum geht es auch bei den Steuerbetrügereien, wie der Überblick zeigt:

Korkfälle Weinbau: Seit 2012 spürt das Finanzamt in der Weinbranche dem „Schwarzgeschäft“ nach. Winzer, die Korken und Etiketten schwarz erworben hatten, um so den Wein ohne Rechnung an die Kunden zu verkaufen. Damit dies funktioniert, musste aber auch der Großhandel diese Geschäfte vorbereiten. Seit 2012 gab es 378 Strafverfahren gegen Winzer, 2019 wurden 54 Verfahren eingeleitet. Bei 279 abgeschlossenen Fällen kamen so 18,7 Millionen Euro hinterzogene Steuern zusammen (2019 = 1,8 Millionen Euro). Für zwei Händler, die den Schwindel erst ermöglichten, wurde es auch teuer. 10 000 Euro Bewährungsauflage, 25 000 Euro Geldstrafe und ein Jahr auf Bewährung erhielten sie. 

Rotlicht, Spielsalons: Drei Jahre, zehn Monate muss ein Bordellbesitzer einsitzen (der TV berichtete), weil man ihm einen Steuerbetrug in Höhe von 4,6 Millionen Euro nachweisen konnte. Freiheitsstrafen von zwölf Monaten auf Bewährung erhielten zwei Betreiber eines Spielsalons für 400 000 Euro hinterzogene Steuern.

Schrottbranche: Seit 2011 ist die Branche fürs Finanzamt ein Dauerthema: Bis 2019 brachte das in 96 Fällen 41,2 Millionen Euro an Steuern ein. 2019 gab es 15 Strafverfahren.

Doch die meisten Steuern zahlen die „braven“ Bürger. 1,8 Milliarden Euro (Vorjahr 1,57) nahm das Finanzamt ein. 329 Millionen Euro kommen über eine bundesweit zentrale Aufgabe (Umsatzsteuer belgischer Firmen in Deutschland) rein. Doch die regionalen Zahlen sind auch gestiegen. 624 Millionen Euro (583) brachte die Umsatzsteuer, fast 211 Millionen die Einkommensteuer, gut 450 Millionen die Lohnsteuer.

Das Finanzamt Trier beschäftigt 360 Mitarbeiter, darunter 70 Auszubildende. Spira: „Wir bilden weit über die üblichen Verhältnisse aus. Denn es ist schwer, Fachkräfte zu bekommen.“ Mit dem Projekt „Arbeit zu Menschen“, Kollegen aus Montabaur und Pirmasens übernehmen Aufträge aus Trier wirkt man entgegen. Und Julia Köster hofft darauf, dass dank elektronischer Verfahren die Steuerklärungen in diesem Jahr schneller bearbeitet sind. Voraussetzung: Die Erklärung kommt elektronisch, per Elster zum Finanzamt.

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