Fingerfood aus Trierweiler

Trierweiler · In den Truhen des Lebensmittelhandels türmen sich die kleinen Tiefkühl-Leckereien aus dem Hause Galileo. Doch kaum ein Verbraucher weiß, dass die Mini-Pizza, der Mini-Burger, Wraps (Teigfladen) und Bruschetta (italienische Vorspeise) aus Trierweiler kommen. Galileo ist im Bereich Fingerfood überaus erfolgreich.

Kaum betritt man das Galileo-Gebäude in Trierweiler (Landkreis Trier-Saarburg), schon umfängt einen der Geruch frisch gebackenen Brotes. "Das ist jeden Morgen so", sagt Stefano La Vecchia. "Wir testen immer neue Produkte, schauen uns an, welche Zutaten zusammenpassen und probieren auch alles." Gemeinsam mit seiner Schwester Manuela La Vecchia hat Stefano La Vecchia 1993 die Galileo Lebensmittel GmbH gegründet. "Wir haben uns entschieden, das zu machen, was wir am besten können", sagen die Geschwister. Ihr Vater hatte 1975 in Trier die Pizza-Fabrik "Peppinos Pizza" gegründet und 1990 an einen englischen Konzern verkauft. Doch die beiden, die den Aufbau der Pizza-Produktion erlebt hatten, wollten auch weiterhin dem Metier treu bleiben. "Schließlich liegt in der Region die Wiege der Tiefkühlpizza", sagt Stefano La Vecchia. In Wittlich betreibt der Lebensmittelkonzern Dr. Oetker ein riesiges Pizza-Werk, und im nahen saarländischen Nonnweiler produziert das Familienunternehmen Wagner (seit 2004 hat sich Nestlé mit 49 Prozent, seit 2009 mit 79 Prozent an Wagner beteiligt) seine Tiefkühlkost. Galileo hat sich zwischen den beiden größten Tiefkühlpizza-Produzenten glänzend positioniert.

"Wir haben uns auf Fingerfood spezialisiert. Mini-Pizzen, Bruschetta, Tortilla, Nachos oder unsere Mini-Cheeseburger sind in fast allen Discountern und im Lebensmittelhandel gelistet", sagt Stefano La Vecchia. Rund 20 Millionen Euro setzen die Spezialisten aus Trierweiler im Jahr um, 140 Mitarbeiter sind in den beiden Werken in Trierweiler im Drei-Schicht-Betrieb beschäftigt.

Dass der Name Galileo bei den Verbrauchen nicht ebenso bekannt ist wie die großen Konkurrenten, hat einen schlichten Grund. "In der Truhe liegen unsere Produkte meist zu 95 Prozent unter dem Handelsnamen und nur zu fünf Prozent unter dem Namen Galileo", sagt La Vecchia.

Doch damit können die Geschwister gut leben. Ein wenig fühlt sich Galileo wie der Hecht im Karpfenteich. Als kleineres Unternehmen besticht der Lebensmittelhersteller durch große Innovationsfreude. "Wir testen ständig neue Produkte, neue Zusammensetzung und neue Absatzwege." Rund 25 Prozent seiner Fingerfood-Waren verkauft das Unternehmen im Ausland. Hauptabnehmer sind England und Belgien. Aber die Mini-Pizzen aus Trierweiler sind selbst im Ursprungsland der Pizza, in Italien, ein Verkaufsschlager.

Dabei unterscheidet sich das Produkt für England und Italien ganz erheblich. Die Tomatensoße für die Briten schmeckt den Italienern nicht, umgekehrt ist es ebenso. Doch Galileo hat sich inzwischen vom alleinigen "Pizza-Image" verabschiedet. "Die Mini-Pizzen sind ein Produkt. Doch Hamburger, Wraps und Flammkuchen gehören ebenso dazu." Dies zeigt sich auch im Firmenlogo. Früher wurde der Galileo-Schriftzug von der italienischen Fahne hinterlegt, heute präsentiert sich der Name auf grün-grau-grünem Hintergrund.

Neben der Experimentierfreude hat sich Galileo auch der Qualität verschrieben. "Keine Geschmacksverstärker, kein Formfleisch und schon gar kein Analogkäse. Das wollen wir nicht und auch unsere Kunden nicht", sagt Stefano La Vecchia. Seine Schwester zeichnet für Produktentwicklung und Einkauf verantwortlich. Die zahlreichen DLG-Preise bestätigen den Weg des Tiefkühlspezialisten: Fast jährlich gibt es seit 1998 für Spezialitäten wie Bruschetta, Piadina, Crostini, Mini-Pizzen, Mini-Hamburger & Co. aus dem Hause Galileo goldene DLG-Auszeichnungen.

Kann man mit einem Produkt kein Geld verdienen, nimmt Galileo es lieber vom Markt. "Unser Können ist es, kleine Produkte in großer Stückzahl herzustellen", sagt Manuela La Vecchia. Bis zu 70 000 Minipizzen kann das Unternehmen in der Stunde produzieren. Die Geschäfte laufen so gut, dass das Geschwisterpaar kräftig investiert ("ein zweistelliger Millionen-Betrag"). "Danach können wir die Produktion erweitern - auf mehr als 100 000 Portionen in der Stunde", sagt Firmenchef Stefano La Vecchia. Galileo ist in Deutschland bereits Nummer zwei bei den kleinen Pizzen.

Die Zeitung "Die Welt" hatte kürzlich das mittelständische Unternehmen in einer deutschlandweiten Rangliste unter Mittelständlern auf Platz 61 gesetzt. Im Hause La Vecchia sieht man dies als Ansporn, noch weiter nach vorne zu kommen. "Mit unserer Innovationsfreude und Preisführerschaft kommen wir beim Handel gut an", sagt Stefano La Vecchia und verspricht weitere Tiefkühlprodukte. "Fingerfood wird europaweit immer beliebter", findet seine Schwester Manuela, die schon an neuen Leckereien bastelt.

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