Fit im Kreis der Familie

LUXEMBURG. Mit der Übernahme der Landesbank Rheinland-Pfalz (LRP) durch die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) Anfang des Jahres sieht die Luxemburger LRP-Tochter enormes Wachstumspotenzial.

Sie zählt unter den deutschen Banken-Töchtern im Großherzogtum zu den besser situierten, die Landesbank Rheinland-Pfalz International (LRI). Mit einem verwalteten Vermögen allein durch Fonds von drei Milliarden Euro und einem Anstieg der Bilanzsumme um rund 31 Prozent auf 13,4 Milliarden Euro liegt die Bank auf Wachstumskurs. Mit rund 87 Millionen Euro erzielte die LRI nicht nur ihren bestes Ergebnis seit 27 Jahren am Markt, sie steigerte den Jahresüberschuss auf nie dagewesene 77 Millionen Euro. Der fließt aber nicht komplett in die LRI-Taschen, sondern 30 Millionen Euro davon an die LRP in Mainz. Eine „Zugewinngemeinschaft“ für die Landesbank – sie büßte beim Jahresüberschuss zehn Millionen Euro ein –, aber auch eine Bestätigung der Strategie, sagt LRI-Verwaltungsratsvorsitzender Paul K. Schminke. Die basiere auf den Kerngeschäften Privatkunden, Fondsservice, Anleihen und internationale Finanzmärkte. Vor allem das Kreditgeschäft, das bei zehn Milliarden Euro liege, habe für Wachstum gesorgt.

Neue Besitzerstruktur, neue Produkte

Dabei hat sich im vergangenen Jahr einiges verändert. Nicht nur, dass die Mutter LRP in Mainz durch die Landesbank Baden-Württemberg übernommen wurde. Die Luxemburger Bank hat auch die Privatkundengeschäfte der LRP sowie der Oldenburgischen Landesbank übernommen. 10 000 Konten von Privatkunden werden nun von der LRI verwaltet. Zudem hat die Bank den Beratungs-Ableger „FinAdvice“ mit einer Palette von der Finanzplanung bis zur Lösung gegründet. Doch erst ab einer Summe von 250 000 Euro lohne sich ein solches Geschäft von Seiten der Bank, sagt LRI-Geschäftsleiter Alain Baustert. Damit nicht genug. „Als ,Enkelin’ der LBBW sehen wir Potenzial im Rahmen unserer großen Familie“, sagt Schminke. Und das ist durchaus da: Denn während die LRI über die Landesbank in Rheinland-Pfalz 27 Sparkassen betreut, gibt es in Baden-Württemberg 57 noch „unversorgte“ Sparkassen. Zumal die Südwestdeutschen schon länger nicht mehr am Luxemburger Bankenplatz vertreten sind. „Außerdem sind die Bilanzsummen dort meist höher als in Rheinland-Pfalz“, sagt der Verwaltungsratschef.

Das Ziel für 2005: Zukäufe in Millionenhöhe

Damit ergeben sich auch für die eigene fondsgebundene Vermögensverwaltung „LRI Invest“ für Sparkassen wie Privatkunden mehr Möglichkeiten. Nicht nur, dass die Bank für Dritte, wie jüngst für die Sparkasse Südholstein, eigene Fonds auflegt. Immerhin sind 50 Partnerfonds im Volumen von zwei Milliarden Euro unter dem LRI-Dach verwaltet. Denn die Bank gehört zu den 150 eigenständigen Kapitalanlage-Gesellschaften Luxemburgs. Die Landesbank-Tochter hat zudem auch erstmals mit der neuen „Großmutter“ LBBW einen hoch spekulativen Hedgefonds aufgelegt. „Das ist zwar Neuland für uns. Aber es gilt die Devise: Der Kunde hat nicht zu viel oder zu wenig Geld, wir haben höchstens das falsche Produkt“, beschreibt Baustert das Geschäftsmotto breiter Anlageformen. Denn die LRI muss reagieren, will sie auch die vielen Ausländer und deren Bankenbeziehungen in Luxemburg für sich gewinnen. „Das Privatkundengeschäft lebt heute vom Ruf, der Qualität und der Ertragskraft der Produkte. Wer nur dieses Segment bedient, kommt kostenmäßig unter Druck“, sagt Baustert. Und so strebt die LRI noch in diesem Jahr Zukäufe europäischer Privatkunden-Volumina an. Das Ziel: ein dreistelliger Millionen-Euro Betrag.

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