Fliegen, shoppen und erholen

Der Flughafen Hahn will endlich schwarze Zahlen schreiben. Das Land will die Flächen und die Gebäude stärker vermarkten und neue Geschäfte und Gastronomiebetriebe anlocken.

 Mit mehr Geschäften und größerer Auswahl will der Flughafen Hahn sein Umfeld attraktiver machen. TV-Foto: Archiv/Klaus Kimmling

Mit mehr Geschäften und größerer Auswahl will der Flughafen Hahn sein Umfeld attraktiver machen. TV-Foto: Archiv/Klaus Kimmling

Lautzenhausen. Peter Adrian hat es nicht einfach. Einerseits vertritt er als Präsident der Trie rer Industrie- und Handelskammer (IHK) die Interessen der Händler, die durch das geplante Einkaufs- und Erlebniszentrum auf dem Flughafen Hahn Umsätze einzubüßen fürchten. Andererseits ist er Chef der Projektentwicklungsgesellschaft Triwo, die wiederum an der Entwicklungsgesellschaft beteiligt ist, die genau dieses Einkaufs- und Erlebniszentrum auf dem Hahn bauen will. Ein von der Koblenzer IHK in Abstimmung mit den Trierer Kollegen in Auftrag gegebenes Gutachten macht deutlich, dass Städte im Umkreis von 40 Minuten um den Flughafen durch ein Einkaufszentrum von 15 000 und mehr Quadratmetern deutliche Umsatzeinbußen zu verbuchen hätten. Beispielsweise Morbach: Kleider- und Schuhgeschäfte würden nach den Berechnungen des Dortmunder Beratungsbüros Stadt + Handel bis zu zwölf Prozent weniger umsetzen. Würde das Einkaufszentrum größer oder würde auf dem Hahn ein Fabrikverkauf mit Sonntagsöffnungen wie auf dem Zweibrücker Flughafen entstehen, hätte das sogar Auswirkungen auf den Trie rer Einzelhandel, glauben die Dortmunder Berater.

Der kaufmännische Geschäftsführer des Flughafens Hahn, Wolfgang Pollety, beteuert, dass kein Einkaufszentrum im klassischen Sinn geplant sei; vielmehr soll die Zahl der Geschäfte und die Auswahl der Waren in der Abflughalle vergrößert werden. In die Abflughalle darf nur, wer ein Ticket hat. Dadurch würde keine Konkurrenz für den umliegenden Einzelhandel entstehen.

Detlef Liller von der Entwicklungsgesellschaft Hahn (EGH) glaubt, dass durch sogenanntes Erlebnis-Einkaufen mit modernen Geschäften und entsprechender Gastronomie sogar zusätzliche Passagiere gewonnen werden können, die speziell wegen des Angebots auf den Hahn kämen.

Vision von Disko, Kino, Fitness-Center und Bowling



Die Vision der Dortmunder Berater geht noch weiter. Sie schlagen eine Art eigenes Dorf mit einem Bahnhof und unterirdischen Gleisen auf dem Flughafengelände vor. Dort soll es neben Großraumdisko, Kino, Fitness-Center, Bowlingbahn und Veranstaltungshalle eine Feinschmeckerzone mit regionalen Produkten sowie Kleider-, Sport- und Elektronikgeschäfte geben.

Detlef Liller von der EGH hält davon wenig. Die Entwicklung des Flughafengeländes sei begrenzt. Man brauche Reserveflächen für den Ausbau des Frachtgeschäfts, das die Entwicklungsgesellschaft ebenso vorantreiben will.

Über die Möglichkeiten, die Einnahmen am Hahn über das Fluggeschäft hin aus zu steigern, wird schon lange nachgedacht. Ein Flughafen finanziere sich heutzutage im Wesentlichen aus Einkünften außerhalb des Luftfahrtgeschäfts, sagt Wirtschaftsminister Hendrik Hering. Im April ist deshalb die EGH gegründet worden, an der das Land mit 60 Prozent sowie die Triwo, die Immobiliengesellschaft Rheinland-Pfalz, die Forschungs- und Informationsgesellschaft für Fach- und Rechtsfragen der Raum- und Umweltplanung Kaiserslautern beteiligt sind.

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