Flüchtlinge: Firmen wollen loslegen

Mainz/Trier · Arbeit und Beruf können für Flüchtlinge der Schlüssel für eine gelungene Integration sein. Doch auch die Wirtschaft in Rheinland-Pfalz könnte von der Symbiose profitieren, schließlich fehlen Tausende Fachkräfte im Land.

Mainz/Trier. Die rheinland-pfälzische Wirtschaft würde lieber heute als gestern loslegen: Eine überwältigende Mehrheit der Firmen ist bereit, junge Flüchtlinge auszubilden und ihnen eine berufliche Perspektive zu geben. Das hat eine aktuelle Unternehmensbefragung der rheinland-pfälzischen Industrie- und Handelkammern (IHK) ergeben.Zahlen ergeben klare Botschaft


Die Zahlen sprechen für sich: 79 Prozent der befragten Unternehmen sind bereit, Asylbewerbern und Flüchtlingen eine Ausbildung anzubieten. 58 Prozent haben bereits konkrete Pläne in dieser Hinsicht. Am höchsten ist die Bereitschaft in der Industrie (89 Prozent), dann folgen Handel (75) und der Dienstleistungsbereich (73). Nur wenige Entscheider in den rheinland-pfälzischen Firmen sehen "die Akzeptanz im Betriebsumfeld als problematisch" an oder bewerten "den zu erwartenden Integrationsaufwand als Hindernis", heißt es in der IHK-Erhebung.
Fakt ist auch: Bislang haben noch nicht viele Flüchtlinge den Weg in die Betriebe gefunden, die meisten arbeiten zudem als Hilfskräfte. Bei den geplanten Beschäftigungen ist der Anteil der Fachkräfte allerdings in der Industrie fast gleich hoch wie jener der gering Qualifizierten, im Dienstleistungsbereich ist er sogar höher. Das Bild ist differenziert.
Die IHK wollen mit dem Land und den Arbeitsagenturen erreichen, dass die Bereitschaft der Firmen möglichst schnell in konkrete Ausbildungsverträge für Flüchtlinge mündet. Dieses Großthema soll auch am Ovalen Tisch in dieser Woche besprochen werden, an dem alle relevanten Akteure versammelt sind. Doch viele Fragen sind noch offen.
Mittlerweile bemühen sich Landesregierung und Arbeitsagentur zwar, die Kompetenzen der Flüchtlinge möglich früh zu erfassen, aber den Kammern fehlt eine verlässliche Datenbasis, um die nächsten Schritte einleiten zu können. Die IHK-Hauptgeschäftsführer Arne Rössel (Koblenz), Jan Glockauer (Trier) und Günter Jertz (Rheinhessen) sehen hier erheblichen Handlungsbedarf.Spracherwerb ist der Schlüssel


Die Wunschliste der Wirtschaft: Flüchtlinge müssen möglichst schnell die deutsche Sprache lernen und zügig in die berufliche Bildung integriert werden. Derzeit gibt es an 40 rheinland-pfälzischen Standorten von berufsbildenden Schulen Klassen mit Flüchtlingen, zum Teil sogar ausschließlich.
Hoher Steuerungsbedarf löst die Frage aus, wie Flüchtlinge zwischen 18 und 35 Jahren in den Arbeitsmarkt integriert werden können. Sie müssen zum Teil nachgeschult und nachqualifiziert werden. Die Wirtschaft wünscht sich grundsätzlich eine stärkere Rolle der Berufsschulen. Und: Wer einen Ausbildungsvertrag erhält, soll mindestens fünf Jahre in Rheinland-Pfalz bleiben dürfen.

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