Flugverbot für Lockvögel

Fluggäste in der Europäischen Union können bald die Preise für Flugtickets besser vergleichen. Das Europaparlament stimmte am Mittwoch in Straßburg für ein Verbot irreführender Lockangebote.

Straßburg. Seit langem ist die Werbung der Billigflieger Verbraucherschützern ein Dorn im Auge. Zwischen den auf den Internetseiten genannten Preisen und denen, die tatsächlich bezahlt werden, liegen oft Welten. Statt der angepriesenen Schnäppchen muss am Ende schnell mal das Vierfache bezahlt werden. Beispiel Ryanair: Der irische Billigflieger wirbt derzeit wieder mit sogenannten Null-Euro-Flügen, bei der Buchung ergibt sich dann aber, dass selbst für das vermeintlich geschenkte Ticket noch fast zehn Euro Steuern und Gebühren fällig werden. Das EU-Parlament hat nun beschlossen, dass künftig alle europäischen Fluggesellschaften korrekte Preisangaben machen müssen. Passagiere müssen bereits bei der Buchung, auch per Internet, über die tatsächlichen Preise und anfallenden Kosten wie Steuern, Flughafen- oder Buchungsgebühren informiert werden. Gerade die genauen Buchungsgebühren sind bei den Billigfliegern oft nur durch zusätzliche Klicks auf der Internetseite zu finden. Ryanair begründet die Gebühren bei Kreditkartenzahlung mit "erheblichen Verwaltungskosten". Selbst damit seien die Flugpreise "immer noch die günstigste Alternative". Dass Kunden auch per (gebührenfreier) Lastschrift bezahlen können, das verschweigen die Fluggesellschaften oft. Daher sind viele Billigflieger mittlerweile alles andere als billig. Es sind vor allem die versteckten Gebühren und Zuschläge, die die vermeintlichen Billig-Tickets teuer machen. Und diese Zuschläge steigen immer mehr. So hat Ryanair in den vergangenen Wochen immer wieder die Gepäckgebühren erhöht. Zehn Euro pro Koffer (der maximal 15 Kilogramm schwer sein darf) sind pro Passagier fällig. In den nächsten Wochen dürften weitere Erhöhungen der Zusatzgebühren folgen. Ryanair-Chef Michael O'Leary kann daher getrost versprechen, dass seiner Gesellschaft die hohen Öl-Preise nichts ausmachen und man nicht wie die anderen Airlines Kerosin-Zuschläge erheben wird. Zwar sind solche zusätzlichen Gebühren nach dem gestrigen Beschluss des EU-Parlaments weiterhin erlaubt, sie müssen aber schon zu Beginn der Buchung genannt werden. Außerdem sollen Verbraucher künftig die Möglichkeit haben, Zusatzleistungen per Mausklick hinzufügen zu können. Bislang ist es häufig so, dass bei Internetbuchungen - etwa bei Reiseversicherungen - schon ein Häkchen gesetzt ist und man dafür bezahlen muss, obwohl man gar keine Versicherung abschließen wollte. Je nach Formulierung des Gesetzes werde man das wohl ändern, sagte Ryanair-Sprecherin Anja Seugling unserer Zeitung. Ansonsten seien die Preise ja transparent. Komisch nur, dass auch weiterhin auf der deutschen Internet-Seite des Billigfliegers mit den Netto-Preisen, also ohne Steuern und Gebühren, geworben wird. Meinung Versteckte Preiserhöhungen Dass Billigflieger längst nicht so billig sind, wie ihr Name verspricht, dürfte sich längst herumgesprochen haben. Jeder, der schon mal mit einer dieser Gesellschaften geflogen ist, wundert sich über den Einfallsreichtum, mit dem immer neue Gebühren erhoben werden. Zuerst waren es nur Bearbeitungsgebühren, dann musste für jeden Koffer bezahlt werden. Mittlerweile ist die Liste zehn Punkte lang. Folgt irgendwann noch die Gebühr für Brillenträger und Linkshänder? Gebühren, die den Eindruck erwecken, als seien sie von höherer Stelle festgelegt, sind nichts anderes als verschleierte Preiserhöhungen. Und damit soll nun endlich Schluss sein. Geht es nach der EU dürfen Ryanair & Co. demnächst nicht mehr mit Ein-Cent-Tickets werben, die am Ende dann doch 50 Euro kosten. Deutet man jedoch die Reaktion auf die Entscheidung richtig, wird man noch Hintertürchen finden, um die Kunden weiter in die Irre zu führen. b.wientjes@volksfreund.de

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