Fonds eignen sich für Kleinsparer

Düsseldorf · Eine einzige Wohnung oder ein Büro zu vermieten, ist viel zu riskant. Anteile an offenen Immobilienfonds sind für Kleinsparer eine Alternative. Doch wer in einen geschlossenen Fonds einsteigt, wird Unternehmer und sollte auch den Verlust seiner Einlage verkraften können.

Düsseldorf. Krisenzeiten sind Immobilienzeiten. Die meisten Deutschen kennen Hyperinflation und Währungsreform in Deutschland nur aus Geschichtsbüchern. Doch die Schuldenkrise nährt die Angst vor Inflation. Immobilien sollen den drohenden Vermögensverlust stoppen.
Der deutsche Durchschnittssparer hat aber nicht genug auf der hohen Kante, um gleich mehrere Eigentumswohnungen oder ein Wohn- und Geschäftshaus zu kaufen und zu vermieten. Bei einer einzelnen Wohnung ist das Risiko zu groß, dass der einzige Mieter nicht zahlt. Für Kleinanleger sind Anteile an offenen oder geschlossenen Immobilienfonds die Alternative. Doch auch hier ist Vorbereitung nötig.
"Wie hoch sind Ihre Reserven? Wie schnell brauchen Sie Ihr Geld?" Von solchen Fragen macht etwa Peter Asmussen, Mitglied des Vorstands des Financial Planning Standards Board Deutschland e.V. (FPSB Deutschland), die Entscheidung abhängig, ob es ein offener oder geschlossener Fonds sein soll.

Geschlossene Immobilienfonds sind meist auf eine Anlagedauer von mindestens zehn Jahren ausgelegt. Deshalb sollte nach dem Einstieg genug Geld kurzfristig geparkt sein, um mit alltäglichen Schicksalsschlägen wie teuren Reparaturen fertigzuwerden. Wer aus finanzieller Not heraus Anteile an einem geschlossenen Fonds verkaufen muss, kann dies zwar über Zweitmarktbörsen tun. Doch Thomas Neumann, wie Asmussen ein Certified Financial Planner (CFB) und Geschäftsführer des Vermögensberaters Bestadvice Private Vermögen, warnt: "In der Regel bekommt der Privatanleger auf dem Zweitmarkt für geschlossene Immobilienfonds nicht, was er ursprünglich in den Fonds eingelegt hat." Ein CFB berät Privatpersonen beim Vermögensaufbau. Ohnehin geht der Verkauf von Anteilen an geschlossenen Immobilienfonds nicht so schnell, wie es bei einem offenen gehen sollte, nämlich börsentäglich.
Milliardenbeträge blockiert


Andererseits mussten Anleger lernen, dass ein offener Immobilienfonds ganz schnell zum geschlossenen werden kann. Dieses Schicksal ereilte 2008 kurz nach der Lehman-Pleite eine ganze Reihe von Fonds, als die Anleger in Panik aus den für das breite Publikum gedachten Immobilienfonds flohen. Die Anteilsrücknahmen wurden ausgesetzt. Einige Fonds haben seitdem nie wieder geöffnet und werden abgewickelt. Andere nahmen Anteile zurück, mussten aber erneut schließen. Noch heute sind rund 20 Milliarden Euro in den Fonds blockiert. Spätestens ab 2013 werden Anleger ohnehin nicht mehr so schnell an das Geld kommen. Von diesem Zeitpunkt an können bei Erstinvestitionen Anteile frühestens nach 24 Monaten zurückgegeben werden.
Ein Investor in geschlossene Fonds muss wissen, dass er als Kommanditist einer Kommanditgesellschaften (KG) mit seiner Einlage für Verluste haftet. Trotzdem hat er keinen nennenswerten Einfluss auf die Geschäftsführung.

Die offenen Pendants unterstehen indes der staatlichen Finanzmarktaufsicht. "Der Vorteil eines offenen Immobilienfonds liegt darin, dass der Anleger mit kleinen Beträgen einsteigen kann", sagt Vermögensverwalter Neumann. Mit dem Argument des Inflationsschutzes klappt es aber bei den offenen Fonds nicht so richtig. Bei sieben von 15 für Kleinanleger geeigneten Fonds war die Einjahresrendite per Ende Juli nach Zahlen des Branchenverbands BVI geringer als zwei Prozent, bei vieren wurde sogar Geld verloren. Dabei sind Degi Europa, Kanam US Grundinvest, Morgan Stanley P2 Value und TMW Weltfonds, die alle aufgelöst werden, nicht mitgezählt. Die schlechte Performance resultiert aus Abwertungen der Fondsgebäude. Sind die Abwertungen höher als die Mieterträge, verliert der Anleger Geld.
Auch wenn man sich täglich von Anteilen trennen kann, sollten Immobilieninvestitionen langfristig erfolgen. Offene Immobilienfonds sind aber noch lange nicht so riskant, wie geschlossene. "Offene Immobilienfonds streuen das Risiko breiter, denn sie investieren in sehr viel mehr Immobilien als geschlossene Fonds und darüber hinaus im In- und Ausland", sagt Asmussen. Dass geschlossene Fonds kein Kleinanleger-Produkt sind, zeigt auch eine Anlagerichtlinie der Commerzbank: "Ein Kunde, der eine geschlossene Beteiligung zeichnen möchte, sollte nach unserer Meinung auch nach dieser Investition mindestens 70 000 Euro liquides Vermögen haben", sagt Christian Machts, verantwortlich für Wertpapierprodukte in der Commerzbank. Asmussen rät seinen Kunden: "Wer 50 000 Euro und mehr in geschlossene Immobilienfonds investieren möchte, sollte sein Geld auf mehrere Angebote verteilen."

Der Autor Reiner Reichel arbeitet als Experte für die Wirtschaftszeitung Handelsblatt.

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