Frachtgeschäft am Boden

Lautzenhausen · Auf dem Flughafen Hahn wird immer weniger Fracht umgeschlagen. In den ersten drei Quartalen des Jahres ging die Menge um 38 Prozent zurück. Einziger Lichtblick sind die Passagierzahlen, bei denen es ein Plus gibt.

Lautzenhausen. Der Flughafen Hahn galt mal als einer der größten Frachtflughäfen in Deutschland. Als Nummer fünf hinter Frankfurt, Leipzig, Köln und München. Mittlerweile ist der Hunsrückflughafen auf den sechsten Platz zurückgefallen, hinter Düsseldorf. Das Frachtgeschäft auf dem Hahn geht immer weiter zurück. Monat für Monat um jeweils mehr als ein Drittel. Auch die neusten Zahlen, die die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen nun vorgelegt hat, zeigen keine Trendwende. Fast 38 Prozent weniger Fracht wurden auf dem Hahn seit Jahresanfang umgeschlagen. Mit 58 235 Tonnen in den ersten neun Monaten steuert der Flughafen, der den Ländern Rheinland-Pfalz zu 82, 5 und Hessen zu 17,5 Prozent gehört, einen neuen Negativrekord an. Im gleichen Zeitraum vor einem Jahr betrug das Frachtvolumen auf dem Hahn noch 93 553 Tonnen. Allein im September ist die Fracht im Hunsrück um fast die Hälfte eingebrochen, während sie etwa in Frankfurt um knapp fünf Prozent zurückging und an anderen großen Frachtflughäfen sogar leicht nach oben ging.
Trotzdem verbreiten die Flughafen-Verantwortlichen weiter wie bisher Optimismus: Der Flughafen arbeite mit seinem Vertriebsteam weiter "mit Hochdruck daran, diese Verluste auszugleichen", verkündet Fughafen-Sprecherin Hanna Koch. Und ergänzt: "Allerdings bewegen wir uns in einem sehr schwierigen und konkurrenzintensiven Markt. Erfolge lassen sich darin nicht von heute auf morgen erzielen." Seit Monaten klingen die Durchhalteparolen aus dem Hunsrück so ähnlich. "Wir werden nun alle Kräfte bündeln, um uns neuen Kunden als attraktiver Standort mit einer 24-Stunden-Betriebsgenehmigung ohne Beschränkungen, flexible Start- und Landemöglichkeiten sowie einer schnellen Abfertigung zu präsentieren", sagte Flughafen-Chef Markus Bunk bereits im März, nachdem die chinesische Frachtfluggesellschaft Yangtze River Express ankündigte nicht mehr vom Hahn zu fliegen.
50 000 Tonnen Fracht haben die Chinesen auf dem Hunsrück umgeschlagen und damit für immerhin neun Prozent des Umsatzes gesorgt. Bereits damals warb Bunk, der seit 2013 Hahn-Geschäftsführer ist: "Für internationale Fluggesellschaften sind wir ein attraktiver Standort im Herzen Europas." Doch bislang fliegen die internationalen Fluggesellschaften am Hahn vorbei. Ein neuer Kunde im Frachtbereich scheint nicht in Sicht zu sein. Auch das US-Militär, bis vor einem Jahr noch eine Stütze des Frachtgeschäftes im Hunsrück, nutzt den Hahn für Charterflüge mit Material für die Einsätze in Krisenregionen nur noch selten. Hintergrund ist der Rückzug der USA aus dem Irak und aus Afghanistan.
Mehr Ziele


Daher ist zu vermuten, dass der Verlust des Hunsrückflughafens in diesem Jahr noch weiter ansteigen wird. Immerhin 45 Millionen Euro betrug das Defizit im vergangenen Jahr. Trotzdem hält das Land weiter an dem Verkauf des finanziell angeschlagenen Flughafens fest. Doch noch immer gibt es keine konkreten Angaben über Interessenten oder den Stand der Verkaufsverhandlungen. Die CDU-Opposition im Landtag vermutet, dass die Landesregierung den Verkauf über den Termin der Landtagswahl im März hinauszögern will.
Immerhin einen Lichtblick gibt es seit einigen Monaten auf dem Hahn. Ging die Zahl der Passagiere im vergangenen Jahr Monat für Monat weiter zurück, steigt sie seit Jahresbeginn an. Mit rund zwei Millionen Fluggästen wurden 8,8 Prozent mehr auf dem Hahn abgefertigt als im gleichen Zeitraum im vergangenen Jahr. Damals lag die Zahl noch deutlich unter zwei Millionen Passagieren, die in den ersten neun Monaten vom und zum Hahn flogen. Allein im Sommerferien-Monat August verzeichnete der Flughafen ein Plus bei den Passagieren um sieben Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat.
Außerdem habe die ungarische Fluggesellschaft Wizzair, die neben der irischen Ryanair die einzige Linienfluggesellschaft auf dem Hahn ist, ihre Zahl der vom Hunsrück angeflogenen Ziele von vier auf neun erhöht, sagt Flughafensprecherin Koch.

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