Franzosen entdecken die Region

Trier · Jeder 16. Euro, der in der Region Trier verdient wird, stammt aus dem Tourismus. Ein Wirtschaftsfaktor, der in Zeiten von Internet und gut informierten Urlaubern immer schwieriger zu verteidigen ist. Umso mehr plädieren die Verbände für eine Qualifizierung der Betriebe.

Trier. Gereon Haumann macht es vor. Als Geschäftsführer der Ferien- und Bildungsstätte "Familien-Hotel Hochwald" in Horath (Kreis Bernkastel-Wittlich) bietet er nicht nur ansprechende, umfassende und spannende Informationen über sein Haus - vor allem im Internet. Die Vorzeigeeinrichtung im Bereich der gemeinnützigen Familienerholung qualifiziert sich ständig weiter und gehört inzwischen zu 19 touristischen Dienstleistern in Rheinland-Pfalz in der Qualitätsstufe II, die im Team und mit den Gästen ihr Angebot über Jahre hinweg verfeinern und damit verbessern.
"Die Zeit der schnellen Mark im Tourismus ist vorbei. Wir sind im Zeitalter des Euro und der umfassenden Information der Gäste angekommen", sagt der 43-jährige Qualitäts-Coach, der auch Präsident des rheinland-pfälzischen Landesverbandes im Hotel- und Gaststättengewerbe (Dehoga) ist.
Deshalb müssten die rund 3500 regionalen Unternehmen aus dem Hotel- und Gastgewerbe weiter und noch stärker auf den Qualitätsgedanken setzen. Man befinde sich im Wettbewerb mit anderen europäischen Regionen, "und darauf sollte man sich in Rheinland-Pfalz und in der Region Trier einstellen". Heißt: Allein mit historischem Kulturgut, einem landschaftlich reizvollen Moseltal und einer traditionellen Gastronomie kann man Gäste aus den Niederlanden oder dem Ruhrgebiet nicht mehr in die Region locken. "Ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis wird künftig über die Zukunft eines Betriebes entscheiden - unabhängig von der Kategorie", ist Haumann überzeugt.
Das neue Branchenporträt der Industrie- und Handelskammer (IHK) Trier gibt dem Verbandspräsidenten recht. "Erfreulich ist die steigende Zahl von Betrieben, die sich dem Qualitätsgedanken verschrieben und entsprechende Zertifizierungen durchlaufen haben", sagt Susanne Martin von der IHK Trier. Nicht nur, dass inzwischen rund 40 Prozent aller Hotels in der Region Trier mit den Dehoga-Sternen ausgezeichnet sind. Auch die zielgruppenspezifischen Zertifizierungen etwa für den Wander- und Radtourismus würden für die Region immer wichtiger: Mit 179 sogenannten "Bett & Bike"-Betrieben liege rund ein Drittel aller dieser Spezial-Anbieter im Land in der Region Trier.
Das zieht auch immer mehr Touristen aus dem In- und Ausland an. Denn mit den rund 2,17 Millionen Gästen hat sich ihre Zahl im Vergleich zum Vorjahr leicht erhöht. Besonders auffällig: Es kommen immer mehr Franzosen zum Urlaub an die Mosel, in den Hunsrück oder die Eifel - bei insgesamt leicht sinkendem Anteil ausländischer Besucher (minus 1,4 Prozent). Den Löwenanteil mit 266 000 von insgesamt 633 000 ausländischen Gästen machen jedoch die Niederländer aus. "Hier bestätigt sich, dass wir im Wettbewerb mit den anderen europäischen Regionen auf einem guten Weg sind", sagt Dehoga-Landespräsident Gereon Haumann. Wer sich als Anbieter auch im Ausland gut präsentieren könne, sichere sich seine Existenz auch in der Zukunft.
Dies ist für viele Betriebe in der Region scheinbar schwieriger geworden. "Hier geht es um die Unternehmensnachfolge. Wir haben viele kleine Betriebe ohne Nachfolger, die dann auch wiederum weniger investieren", sagt IHK-Mitarbeiterin Susanne Martin. Denn auch wenn jeder vierte Tourismusbetrieb in Rheinland-Pfalz in der Region Trier liegt und sich der Anteil beim Bettenangebot (44 400 Betten) sogar auf 30 Prozent beläuft: "Seit einigen Jahren beobachten wir eine deutliche Marktbereinigung bei Gasthöfen und Hotel garnis", sagt sie.
Seit 2005 haben etwa 50 Betriebe dichtgemacht, dagegen ist die Bedeutung von Campingplätzen an Mosel, Saar und Sauer gestiegen - von 75 auf nun mehr als 100 Plätze. Auf der anderen Seite gebe es jedoch auch viele Hotels, die ein gestiegenes Qualitätsbewusstsein aufwiesen und ihr Verhalten geändert hätten. "So mühselig die ganze Prozedur auch manchmal ist", gesteht Dehoga-Präsident und Familienhotel-Betreiber Haumann: "Die Zertifizierung dient dem Gast als Orientierung." Und die ist nicht nur im Hochwald nötig.Extra

Der Tourismuswirtschaft in der Region Trier werden 12 000 Beschäftigte und 3500 Betriebe wie Hotels, Gasthöfe, Reisevermittler und Reisebüros zugeschrieben. Insgesamt kommen mehr als 2,17 Millionen Gäste in die Eifel, den Hunsrück und an die Mosel. Sie bleiben im Schnitt 3,3 Tage und buchen dabei mehr als sieben Millionen Übernachtungen. Alle Touristen in der Region setzen in ihrem Urlaub genau 1,264 Milliarden Euro um. Laut Berechnungen der Industrie- und Handelskammer (IHK) Trier beträgt daher der Anteil des Tourismus an der gesamten regionalen Wertschöpfung 6,34 Prozent. Damit fließen dem Staat derzeit allein aus dem Tourismus der Region rund 27,5 Millionen Euro an Steuern zu. Die Bedeutung des Tourismus für die Region zeigt auch die Kennziffer der Tourismusintensität. Sie ist zwar wegen wachsender Einwohnerzahlen zwischen Eifel, Mosel und Hunsrück leicht rückläufig. Sie liegt jedoch 2,5-mal über dem rheinland-pfälzischen Durchschnitt und sogar knapp drei Mal über dem Bundesdurchschnitt. sas

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