Freundliches Lächeln für Fachkräfte

Mainz · Kommen, wohlfühlen, bleiben: Damit künftig mehr ausländische Fachkräfte den rheinland-pfälzischen Arbeitsmarkt bereichern, sind gestern in Trier, Mainz, Koblenz und Ludwigshafen vier Beratungscenter neu gestartet.

 Martina Becker von der Trierer Industrie- und Handelskammer (IHK) trifft die letzten Vorbereitungen zur Einrichtung des Welcome-Centers. Foto: ihk

Martina Becker von der Trierer Industrie- und Handelskammer (IHK) trifft die letzten Vorbereitungen zur Einrichtung des Welcome-Centers. Foto: ihk

Mainz. Jan Glockauer hat neulich einen Anruf bekommen. Ein Unternehmer aus der Eifel wollte vom Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Trier wissen, was er alles tun müsse, um 30 Mechatroniker aus dem Stammwerk im kalifornischen San Diego dauerhaft nach Deutschland zu holen.
Glockauer hat den Mann an eine Expertin aus seinem Haus verwiesen. Sie heißt Martina Becker und berät ab sofort im Welcome- Center der IHK in Trier ausländische Arbeitnehmer wie heimische Arbeitgeber bei allen Fragen rund um das Thema schneller und einfacher Zugang zum Arbeitsmarkt und zur Gesellschaft.
Die Idee dazu, die Willkommenskultur in Rheinland-Pfalz zu institutionalisieren, hatten vor einem Jahr der damalige SPD-Fraktionschef Hendrik Hering und der wirtschaftspolitische Sprecher Jens Guth. Sie fuhren nach Hamburg, schauten sich das dortige Welcome Center an und machten den Kammern das Projekt schmackhaft. Diese analysierten sämtliche dieser Einrichtungen in Deutschland und entwickelten ein Konzept.
Mit der Einrichtung der Welcome Center an allen vier IHK-Standorten sei ein flächendeckendes Angebot entstanden, was es bisher in keinem anderen Bundesland gebe, sagt Jan Glockauer. Es gehe um Information, Beratung und Dienstleistung; nicht um hoheitliche Aufgaben wie eine Aufenthaltsgenehmigung. Auch bei solchen Problemen werde aber geholfen, indem an den richtigen Ansprechpartner verwiesen werde. "Wir setzen auf Klasse, nicht auf Masse", betont Glockauer. Individuelle Beratung werde großgeschrieben.
Die Welcome Center wollen mit anderen Akteuren eng zusammenarbeiten und eine Art Lotsenfunktion übernehmen. Die IHK finanzieren die Personal- und Sachkosten der Center - etwa 70 bis 100 000 Euro jährlich - aus ihren eigenen Mitteln. Das Land unterstützt mit Steuergeld nur bei der Öffentlichkeitsarbeit.
Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) zeigt sich "stolz", dass der Startschuss gefallen ist. Die Center seien ein wichtiger Beitrag beim Thema Zuwanderung innerhalb der Fachkräftestrategie des Landes, die 200 Maßnahmen in vier Handlungsfeldern umfasst. Laut Arbeitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) geht es vor allem darum, die vielen Beratungsangebote im Land zu vernetzen und Synergien zu schaffen.
Wirtschaftsministerin Eveline Lemke (Grüne) verweist auf eine Umfrage, der zufolge 40 Prozent der Firmen in Rheinland-Pfalz Fachkräftemangel als Risiko betrachteten und 18 Prozent der Firmen schon aktiv im Ausland nach qualifizierten Mitarbeitern suchten. Das belege die Notwendigkeit der Welcome-Center.
Die CDU-Opposition im Landtag kritisiert hingegen, es gehe Rot-Grün nur um Imagepolitik, für die man sich feiern lasse. Faktisch ändere sich nichts, denn die IHK hätten bereits in der Vergangenheit etwa 200 ausländische Fach- und Führungskräfte beraten, sagt Martin Brandl. "Viel Wind um nichts", spottet CDU-Fraktionsvize Christian Baldauf.
Auch die außerparlamentarische FDP hält von den Centern wenig. Sie seien nur eine "Scheinlösung", kritisiert der Landesvorsitzende Volker Wissing.Extra

In den vier neuen Welcome- Centern der IHK in Trier, Mainz, Koblenz und Ludwigshafen sollen internationale Fachkräfte und ihre Familien, aber auch heimische Betriebe, die qualifizierte Ausländer beschäftigen oder beschäftigen wollen, Orientierungshilfe durch Information und Basisberatung finden. Die Beratungsstellen sollen bei Stellensuche, Einreise, Berufsanerkennung, Fortbildung, Existenzgründung, Spracherwerb und Kinderbetreuung helfen. Tipps geben soll es auch für hiesige Firmen mit Personalbedarf und für schon lange im Land lebende Einwanderer. Dabei geht es nicht nur um arbeitstechnische Belange, sondern auch um Wohnen, Leben, Familie und Freizeit.fcg

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