Gabriel fährt schon Hybrid

Tief in den Geldtopf greift Umweltminister Sigmar Gabriel (SPD), um das Umweltbewusstsein der Bevölkerung zu fördern. 24,5 Millionen Euro gibt er in diesem und im nächsten Jahr für eine Kampagne aus, mit der die Bürger zum Vermeiden von Kohlendioxid aufgerufen werden sollen - etwa so viel, wie das Bundespresseamt für alle seine Informationsanzeigen veranschlagt. Der Slogan "Für mich, für dich, fürs Klima" dürfte den Deutschen in den nächsten Monaten häufiger begegnen.

 Mehr Fahrradständer an Bahnhöfen sind ein Ziel der neuen Klimaschutz-Kampagne. TV-Foto: Archiv/Roland Morgen

Mehr Fahrradständer an Bahnhöfen sind ein Ziel der neuen Klimaschutz-Kampagne. TV-Foto: Archiv/Roland Morgen

Berlin. Träger der Kampagne sind die Verbraucherzentralen, der Deutsche Mieterbund, der Verkehrsclub Deutschland, Senioren-Organisationen und der Katholische Deutsche Frauenbund. Sie bilden zusammen eine "Verbraucherallianz", die versuchen will, die Bürger mit Internetangeboten, Faltblättern, Anzeigen und Aktionen zu erreichen. Zunächst soll sich die Kampagne vor allem an die Verkehrsteilnehmer richten, sagte der Vorstand des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen, Gerd Billen, gestern in Berlin.

Öfter mal das Fahrrad nehmen



Ein Auto mit geringerem Verbrauch kaufen oder öfter mal das Fahrrad nehmen, darauf zielen die Appelle. Im Internet etwa soll es einen CO{-2}-Rechner geben, so dass jeder sehen kann, wo er zuviel Kohlendioxid produziert. Auch will man regional aktiv werden und sich zum Beispiel für Fahrradständer an den Bahnhöfen und eine Mitnahmemöglichkeit von Rädern im ICE einsetzen.

Weiteres Ziel ist die klare Kennzeichnung des Verbrauches von Autos. Die Werte sollen überprüft werden, denn nicht selten wichen sie, so Billen, von den Herstellerangaben ab - um bis zu 33 Prozent.

Laut Billen soll die Kampagne nicht nur das Umweltbewusstsein der Menschen ansprechen, sondern auch ihren Sinn für Sparsamkeit. Wer etwa ein Auto kaufe, das zwei Liter Benzin weniger pro 100 Kilometer verbrauche, könne sich seine Umweltprämie selbst verdoppeln. Gabriel ist schon vorausgegangen. Er fährt derzeit ein Hybrid-Testfahrzeug. Die Flotte seines Ministeriums werde konsequent auf einen Ausstoß unter 120 Gramm CO{-2} pro Kilometer umgestellt und schon vor 2012 diese EU-Vorgabe einhalten, sagte er.

Realpolitik ist deutlich langsamer



In der Realpolitik, außerhalb von Informationskampagnen, geht es deutlich langsamer zu. So räumte Gabriel ein, dass strengere Regelungen für den Verbrauch von Elektrogeräten derzeit in der EU-Kommission blockiert werden. Er setze hier auf die neue Kommission in Brüssel, die nach der EU-Wahl gebildet wird.

Bei der anstehenden Verlängerung der Abwrack-Prämie will Gabriel keine ökologische Komponente einbauen. Die Regelung sei "per se" umweltfreundlich, denn alte Fahrzeuge würden durch jüngere ersetzt, die fast immer einen niedrigeren Verbrauch hätten, betonte der Minister. Zudem würden die Altautos sicher verschrottet. Billen allerdings fand, dass die Regierung den 2500-Euro-Zuschuss für den Autokauf an den CO{-2}-Ausstoß des Neuwagens knüpfen solle. "Das wäre das bessere Signal gewesen."

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