Gefahr für die Mosel-Steillagen

Auf den geballten Widerstand von Winzern und Politik in Deutschland stoßen die Pläne der EU-Kommission zur Reform des Weinmarktes. Einen Tag vor der offiziellen Präsentation des EU-Papiers forderte der Weinbauverband, die Vorschläge komplett zurückzuziehen.

Mainz. Verbot der Saccharose-Anreicherung, Rodungsprogramme, Nivellierung zwischen Qualitäts- und Tafelwein, neues Bezeichnungsrecht: Die Liste der Eingriffe ist lang, mit dem die EU den Milliarden verschlingenden und Übermengen produzierenden Weinmarkt neu regeln will. Doch die deutschen Winzer sehen sich einseitig benachteiligt und laufen gegen die Pläne Sturm. Für den Mainzer Weinbauminister Hendrik Hering sind die Vorschläge indiskutabel. "Wirklichkeitsfremde EU-Bürokraten"

Landtags- und Europaabgeordnete aller Parteien fordern grundlegende Änderungen.Gerade sind die deutschen Winzer im Aufwärtstrend, haben mit der Wiederentdeckung des Rieslings durch den Weinliebhaber und viele eigene Qualitätsbemühungen eine gute Marktposition erreicht, da drohen aus ihrer Sicht wirklichkeitsfremde EU-Bürokraten mit einem falschen Leitbild von Wettbewerbsfähigkeit gerade den deutschen Weinbau wieder zurückzuwerfen. "Lieber gar keine Reform als diese verfehlte", fordert Weinbau-Präsident Norbert Weber. Die Vorschläge sind nach seinen Worten eine Gefahr für die Kulturlandschaften an Rhein und Mosel. Weber kann nicht verstehen, warum die EU erst für hunderte Millionen Euro Rebstöcke roden lassen will (was vor allem in Südeuropa attraktiv sein würde), 2014 aber den Anbaustopp aufheben will. Heftig abgelehnt wird auch das geplante Verbot für das traditionelle Verfahren, Wein mit Zucker aus Rüben anzureichern, um den Alkoholgehalt zu erhöhen. Ein Dorn im Auge ist den Winzern auch die Aufhebung der Unterscheidung zwischen Qualitäts- und Tafelwein sowie die Änderung im Bezeichungsrecht, durch die Einzellagen dann nicht mehr geschützt wären. Als Mogelpackung kritisieren die Winzer die beabsichtigte Umstellung im teuren Interventionssystem: Vor allem in Südeuropa soll statt Destillationsbeihilfen zur Verringerung der Weinmenge die "Grünernte" gefördert werden, indem die Trauben komplett frühzeitig abgeschnitten und vernichtet werden.Um eine vermeintliche Wettbewerbsfähigkeit zu stärken, sollten offenbar Vermarktungsregeln von Übersee-Ländern dem gewachsenen europäischen System übergestülpt werden, wettert Weber. Er hofft, mit Unterstützung der deutschen Politik und Flankenschutz aus Frankreich und den mittel- und osteuropäischen Anbauländern die Kommissionspläne verhindern zu können. Bundsagrarminister Horst Seehofer (CSU) hat bereits Unterstützung signalisiert. Für Weinbauminister Hering (SPD) sind die EU-Pläne noch nicht einmal eine Diskussionsgrundlage. Kritik kommt auch von der Europa-Abgeordneten Christa Klaß (CDU). Der Kommissionsvorschlag spiegele in keinster Weise die Meinung des EU-Parlaments wider.

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