Landwirtschaft Ein Experiment auf dem Bauernhof

Bitburg/St Vith/Reipeldingen · Die Landwirtschaft hat ein Imageproblem. Ein gemeinsames Projekt im Dreiländereck von Belgien, Saarland und Rheinland-Pfalz möchte dem entgegenwirken. Ein Experiment: Drei Länder, drei Betriebe, drei Journalisten.

 Stefan und Christine Krüger wollen der Öffentlichkeit zeigen, wie der Alltag auf einem Hof aussieht.

Stefan und Christine Krüger wollen der Öffentlichkeit zeigen, wie der Alltag auf einem Hof aussieht.

Foto: TV/Heribert Waschbüsch

Bauern und Verbraucher finden seit einiger Zeit nicht recht zusammen. Die Landwirtschaft in Europa hat ein großes Imageproblem. Fleischskandale, die Tierwohldebatte in Deutschland, die Umweltbelastung durch eine intensive Bewirtschaftung – all das führt dazu, dass die Landschaft immer wieder negative Schlagzeilen bekommt. Fehlentwicklungen? Einzelfälle? Stigmatisierung? Auf der anderen Seite steht ein ganzer Berufsstand unter Generalverdacht. Das führt zu absurden und unverständlichen Entwicklungen: Beschuldigungen oder gar Mobbing von Kindern von Landwirten in der Schule sind leider keine Seltenheit mehr.

Aber was weiß der durchschnittliche Verbraucher von der heimischen Landwirtschaft? Wie werden die Nahrungsmittel erzeugt? Wie leben und arbeiten Landwirte in der Region? Mit einem gemeinsamen Projekt möchten die belgische Initiative „Grünes Land Eifel Ardennen“ (Glea), die katholische Landvolk Bewegung Deutschland (KLB) und der Landsoziale Arbeitskreis diese Fragen den Verbrauchern erklären.

Raimund Fisch vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Eifel in Bitburg ist einer der Treiber des Versuchs. „Mein Freund der Landwirt?! – Bauern in der Großregion lassen sich über die Schultern schauen’, ist der Titel des Projekts“, erklärt er.

Im Mittelpunkt stehen dabei Höfe im Saar-Lor-Lux-Raum. Dabei sollen vor allem die positiven Aspekte der heimischen Landwirtschaft in den Mittelpunkt gerückt werden. Die Regionalität der Produkte könnte für die Landwirte zum Vorteil werden. Fisch: „Die landwirtschaftlichen Betriebe in Eifel und Ardennen erfüllen mehrfache Funktionen – in der Milch- und Fleischproduktion, in der Pflege der Kulturlandschaft, für den Umweltschutz oder für den Tourismus.“

Doch die Landwirte in der Region bekommen von vielen Seiten derzeit Gegenwind. Neben Bauern-Bashing und Bürokratieaufbau warnt Agrar-Experte Fisch vor den extremen Wettersituationen der vergangenen Jahre. „Die Trockenheit hat in den letzten Jahren viele Betriebe an die Existenzgrenze gebracht, die ungewisse Frage der Hofnachfolge, die Billigmentalität vieler Verbraucher, die die Preise weiter fallen lassen, sowie der zunehmenden Flächenverlust hat die Situation noch weiter verschärft.“

Für manchen Bauern sei das einfach zu viel, berichtet Fisch. In der Region habe es mehrere Suizide geben, und auch im nahen Frankreich nehme die Zahl der Selbstmorde unter Landwirten ständig zu. 

„Für uns sind das Alarmzeichen, die wir nicht länger ignorieren können. Politik und Gesellschaft müssen hinschauen und reagieren“, erläutert Raimund Fisch den Ansatz des Projekts.

Mit der Familie Krüger aus Reipeldingen im Eifelkreis in der Verbandsgemeinde Arzfeld haben die Initiatoren einen Betrieb gefunden, der über die Situation in der regionalen Landwirtschaft berichten möchte. Der Hof in dem kleinen Dorf mit 67 Einwohnern wird seit 1995 von Christine und Steffen Krüger bewirtschaftet. Rund 200 Milchkühe geben jährlich etwa zwei Millionen Kilogramm/Liter Milch. Um die Tiere selbst zu versorgen, bewirtschaften die Krügers etwa 170 Hektar Fläche, zum größten Teil Grünland, Mais und Grassamenvermehrung. Neben dem Ehepaar gibt es noch einen Mitarbeiter, der bei der täglichen Arbeit hilft. Christine Krüger gibt eine ersten Einblick: „Wir sind im 24-Stunden-Stand-by-Modus.“ Wenn es mal für ein paar Tage Urlaub reicht, geht es in den Schnee. „Wir lieben Skifahren und gönnen uns hier und da vier bis fünf Tage Auszeit“, sagt Steffen Krüger. Warum das Ehepaar dennoch ihre Arbeit mit keinem Job auf der Welt tauschen möchten, welche Sorgen sie umtreiben, wie sie die Zukunft der regionalen Landwirtschaft sehen, verraten sie bei dem Experiment, wenn ein Journalist drei Tage Landwirtschaft in der Eifel erlebt.

Der TV wird darüber berichten.

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