Gemeinsam die Kosten senken

Trier · Nach vier vergeblichen Versuchen haben es nun die beiden Zentralbanken der Genossenschaftsinstitute geschafft: WGZ und DZ Bank wollen im kommenden Jahr fusionieren. Das wird auch Auswirkungen auf die Volks- und Raiffeisenbanken in der Region Trier haben.

Trier. Was WGZ und DZ Bank sind, ist vielen Bankkunden kein Begriff. Und doch hat die Fusion der beiden Zentralbanken im Genossenschaftswesen auch Auswirkungen auf die Volks- und Raiffeisenbanken in der Region Trier - und damit auch auf die Versorgung mit Dienstleistungen (siehe Extra). "Zur Fusion besteht zwar keine Not, aber es ist an der Zeit", wertet Andreas Theis, Vorstand der Volksbank Bitburg, das Zusammengehen der beiden Zentralbanken. Denn mit ihrem neuen Spitzeninstitut werden die rund 1000 Volks- und Raiffeisenbanken in Deutschland zur Nummer drei - nach Deutscher Bank und Commerzbank und knapp vor der Staatsbank KfW. Die größte Bankenfusion seit fünf Jahren soll zum 1. August 2016 unter dem Namen DZ Bank an den Start gehen.
Mehr Gewicht in Europa


Laut Theis, dessen Volksbank Bitburg mit 19 Filialen und gut 39 000 Kunden im kommenden Jahr selbst eine Fusion anstrebt (siehe Extra), verfügen WGZ wie DZ Bank über ein "extrem gesundes Niveau". So werde eine separate Betreuung der 200 Volks- und Raiffeisenbanken im Rheinland und in Westfalen derzeit noch durch die WGZ sowie der übrigen Genossenschaftsbanken durch die DZ Bank überflüssig. Beide Institute haben bislang getrennt voneinander Aufgaben für ihre Eigentümer, die Volks- und Raiffeisenbanken übernommen, für die diese meist zu klein sind.
"Damit bekommen die Genossenschaftsbanken nicht nur national ein höheres Gewicht, sondern noch viel wichtiger auch in Europa, um sich dem europäischen Reglementierungswahn entgegenzustellen", sagt Norbert Friedrich, Vorstand der Volksbank Trier mit 45 Filialen und gut 76 000 Kunden. Denn die Fusion bedeute nicht nur das Ende eines jahrelangen Prozesses, sondern auch "den richtigen Schritt in einer Zeit dramatischer regulatorischer Veränderungen".
So müssen die Kreditinstitute etwa, als Folge aus der Finanzkrise, nun mehr Kapital vorhalten, die niedrigen Zinsen schmälern die Erträge, das Thema Digitalisierung thront über der Bankenwelt. Und: Viele Institute haben in dem Zug bereits ihre Gebühren für die Privatkunden erhöht.
"Wir begrüßen den Zusammenschluss, denn er bedeutet auch, dass nur einmal konzeptionelle Kosten anfallen", sagt Michael Hoeck, Vorstandssprecher der Vereinigten Volksbank Raiffeisenbank Bernkastel-Kues, Cochem und Wittlich mit rund 20 000 Mitgliedern. Je profitabler die DZ-Bank-Gruppe sei, desto besser für jede einzelne Genossenschaftsbank. "Ich verspreche mir eine Maximierung unserer Leistungsfähigkeit und mehr Innovationen, etwa wenn es um die Entwicklung einer Banking App fürs Handy oder den Online-Wertpapierhandel geht. Auch können wir günstigere oder bessere Produkte einkaufen, die sich beim Kunden niederschlagen", sagt er. Immerhin rund 100 Millionen Euro sollen jährlich gespart werden. Hoeck: "Jeder Euro tut uns gut." Auch Norbert Friedrich erhofft sich eine verbesserte Begleitung seiner Bank bei der Einführung digitaler Dienste, eine intensivere Marktbearbeitung und das Vermeiden doppelter Investitionen.
Eine Spitze, eine Stimme: Was nun auch als Zentralbank fusioniert, gibt es bereits in anderen Segmenten der genossenschaftlichen Bankdienste, etwa bei der Bausparkasse Schwäbisch Hall, dem Versicherungsunternehmen R+V und der Fondsgesellschaft Union Investment sowie jüngst mit der Fusion der Rechenzentren zur Fiducia & GAD IT.
Vorläufer in Luxemburg


Wie ein zusammengeschlossenes Institut arbeitet, haben die beiden Bankentöchter in Luxemburg bereits 2011 vorexerziert: Damals haben sich WGZ und DZ Bank am Finanzplatz zusammengeschlossen, als größtem Auslandsstützpunkt der DZ Bank. Andreas Theis: "Der deutsche Markt ist ohnehin ,overbanked', hat also zu viele Banken. Die Fusionen werden noch zunehmen", sagt er. Allerdings heiße das nicht, in der Fläche nicht präsent zu sein, sondern "moderner und aktueller" zu werden.Extra

Auch in der Region gibt es einen Trend zu Fusionen im Genossenschaftssektor: Erst im Sommer haben sich die Volksbank Trier und Volksbank Hochwald-Saarburg zusammengeschlossen. 2016 wollen die Volksbanken Bitburg und Eifel Mitte dann nachziehen und zur Volksbank Eifel fusionieren. Die neue Bank wird dann mit einer Bilanzsumme von gut 1,2 Milliarden Euro nach der Volksbank Trier zur Nummer zwei in der Region mit zusammen 30 Filialen und knapp 73 000 Kunden. Darüber hinaus gibt es noch die Raiffeisenbank Irrel, die Raiffeisenbank Westeifel, die Vereinigte Volksbank Raiffeisenbank Bernkastel-Kues/Cochem/Wittlich, die Raiffeisenbank Mehring-Leiwen, die Volks- und Raiffeisenbank Hunsrück sowie für den Bereich Daun die Volksbank RheinAhrEifel. sas

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