Gerangel am Ring: Pächter-Duo ohne Rückhalt

Nürburg · Wie geht es weiter am Nürburgring? Darüber diskutierten gestern Abend Betroffene und Politiker auf Einladung der Gewerkschaft Verdi. Ergebnis: Das Tischtuch zwischen Politik und Ringpächtern scheint endgültig zerschnitten.

Nürburg. Die Trennung des Landes von den beiden Ringpächtern Jörg Lindner und Kai Richter scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Nach einem knapp zweistündigen Gespräch von Gewerkschaftern, Kommunal- und Landespolitikern in Nürburg äußerten sich gestern Abend Vertreter aller Landtagsfraktionen kritisch zu einer Fortsetzung des Vertrags mit der Betreibergesellschaft Nürburgring Automotive GmbH (Nag).
Zwar vereinbarten die Sitzungsteilnehmer Stillschweigen. Doch die Äußerungen im Anschluss an die knapp zweistündige Sitzung hinter verschlossenen Türen waren eindeutig. Infrastrukturminister Roger Lewentz (SPD) sagte, von der Betreibergesellschaft sei "dauerhaft und endgültig Porzellan zerschlagen worden". Die derzeitigen Diskussionen über den Pachtvertrag müssten im Zweifel juristisch ausgefochten werden, sagte der Minister.
Ähnlich äußerte sich auch Grünen-Fraktionschef Daniel Köbler, der wie sein SPD-Kollege Hendrik Hering ebenfalls an der Sitzung teilgenommen hatte. Das Vertrauen zwischen dem Land und den Ringpächtern sei "seit Dezember mehr als schwer belastet. Wir pochen auf Vertragserfüllung und lassen uns nicht erpressen", ließ Köbler keinen Zweifel daran, dass er eine Trennung für unvermeidbar hält.
Zumindest in diesem Punkt gibt es keinen Dissens zur CDU. "Die Verträge mit dem Duo Lindner/Richter müssen aufgelöst werden, egal in welcher Form", sagte CDU-Fraktionsvize Alexander Licht unserer Zeitung. Die Verträge seien nie sauber und ordentlich erfüllt worden, dafür gebe es mehrere Belege. Licht kritisierte aber erneut die Landesregierung, die es beim Thema Nürburgring an Transparenz habe fehlen lassen.
Verdi-Landeschef Uwe Klemens sagte, für die Gewerkschaft sei nicht vorstellbar, dass es "mit den beiden weitergeht". Er kündigte an, gemeinsam mit den Betroffenen, Kommunal- und Landespolitikern weiter für den Erhalt der bedrohten Arbeitsplätze am Ring zu kämpfen. Die Pächter wollen wegen der Besucherflaute an der Rennstrecke insgesamt 92 Stellen streichen.
"Wir wollen ein Konzept, das die Arbeitsplätze in der Region sichert", sagte der Verdi-Landesleiter. "Wir wollen die Arbeitsplätze erhalten", sagte auch SPD-Fraktionschef Hendrik Hering. Sollte sich abzeichnen, dass Kündigungen rausgehen, will sich der Runde Tisch noch vor dem bereits verabredeten Treffen Mitte Februar erneut zusammensetzen.Extra

Mit dem Freizeit- und Geschäftszentrum an der Rennstrecke Nürburgring wollte die bis zum vergangenenen Jahr allein regierende rheinland-pfälzische SPD mehr Besucher in die Eifel locken. Das letztlich rund 330 Millionen Euro teure Großvorhaben war und ist umstritten. Der geplante Deal mit privaten Geldgebern platzte. Die Staatsanwaltschaft ermittelt bis heute gegen den im Zuge der Affäre zurückgetretenen Finanzminister Ingolf Deubel (SPD) und mehrere Manager, unter ihnen Nürburgring-Betreiber Kai Richter. Nürburgring-Geschäftsführer Walter Kafitz, der federführend beim Ausbau war, musste im Dezember 2009 nach 15 Jahren an der Rennstrecke seinen Hut nehmen. Die Kündigung begründete der Aufsichtsrat der Nürburgring GmbH mit Missmanagement. Zum Park, der eine Baufläche von 60 000 Quadratmetern hat, gehören ein Boulevard, eine Arena, das Museum Ringwerk, ein Hotel, ein Eifeldorf und ein Event-Center. Die Achterbahn fährt bisher nicht. dpa

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