Geschacher um EU-Geld

Der EU-Ministerrat verabschiedet heute in Luxemburg die EU-Weinmarktreform. Sie wird Ende Juni 2008 in Kraft treten. Deutschland erhält im kommenden Jahr 23 Millionen Euro aus dem Brüsseler Topf. Über die Verwendung des Geldes wird noch gestritten.

 Zurzeit füllen die Winzer den 2007er. Die Weinmarktreform sieht unter anderem vor, dass das Weinbudget der EU marktorientierter eingesetzt wird. Foto: Deutsches Weininstitut

Zurzeit füllen die Winzer den 2007er. Die Weinmarktreform sieht unter anderem vor, dass das Weinbudget der EU marktorientierter eingesetzt wird. Foto: Deutsches Weininstitut

Trier/Brüssel. Zuletzt ging es nur noch um den Feinschliff. Über die wesentlichen Inhalte der EU-Weinmarktreform, über die zwei Jahre heftig gestritten wurde, hatte sich der Agrarministerrat bereits Ende Dezember geeinigt. Es war ein Kompromiss, mit dem die deutschen Winzer leben konnten. Unter anderem wurde verhindert, dass die traditionelle Anreicherung des Traubenmostes mit Zucker zur Erhöhung des Alkoholgehaltes verboten wird. "Mit Blick auf die katastrophalen Vorschläge der EU-Kommission können wir mit dem Erreichten sehr zufrieden sein", sagte der Präsident des Deutschen Weinbauverbandes, Norbert Weber, kürzlich auf dem Pfälzer Weinbautag. Wenn heute in Luxemburg der EU-Ministerrat für "Allgemeine Angelegenheiten" die Reform endgültig verabschiedet - und davon ist auszugehen - sind die rechtlichen Streitpunkte also ausgeräumt. Doch jetzt geht es ums liebe Geld. Denn die Reform sieht unter anderem vor, dass das EU-Weinbudget in Höhe von 1,4 Milliarden Euro pro Jahr nicht mehr für Weinvernichtungsmaßnahmen, sondern hauptsächlich "marktorientiert" verwendet werden soll. Besonders wichtig: Es obliegt den einzelnen Staaten, was sie mit dem Geld machen. Deutschland erhält im ersten Jahr 23 Millionen Euro, in den kommenden vier Jahren erhöhen sich die Brüsseler Mittel dann Jahr für Jahr bis auf 38 Millionen Euro. Bislang förderte Brüssel auch die Verwendung von rektifiziertem Traubenmostkonzentrat (RTK), um dadurch Wein-Überschüsse in Südeuropa abzubauen. Mit RTK lässt sich ebenso wie mit Rübenzucker der Alkoholgehalt erhöhen. Auch deutsche Großkellereien und Winzergenossenschaften verwenden RTK, weil es dafür lukrative Zuschüsse gibt. Allein 2007 haben deutsche RTK-Verwender dafür rund 17 Millionen Euro Subventionen erhalten. Der Weinbauverband Mosel lehnt die weitere RTK-Bezuschussung strikt ab. Derzeit zeichnet sich ein Kompromiss ab. Die RTK-Förderung soll es in Deutschland noch ein Jahr geben. Von den 23 Millionen Euro sollen dafür fünf Millionen Euro abgezwackt werden. Die Mitgliedsstaaten müssen nun bis zu 30. Juni Brüssel melden, wie sie die Fördermittel ausgeben wollen. Für den Weinbauverband Mosel hat die Umstrukturierung von Rebflächen auf eine bessere Bewirtschaftung Priorität. Dabei sollen vor allem die Steillagen profitieren. Ferner sollen Mittel für Weinwerbung in Ländern außerhalb der EU und für Maßnahmen zugunsten der Kellerwirtschaft eingesetzt werden. In den Genuss der Mittel sollen vorrangig Weinerzeuger und nicht die Großkellereien kommen.

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