Geschäftsreisende im Visier

Lautzenhausen · Ryanair stehe weiter zum Hahn, verkündete der Chef der irischen Fluggesellschaft, Michael O\'Leary gestern auf dem Hunsrückflughafen. Gleichzeitig setzen die Iren aber weiter auf größere Flughäfen und vermehrt Geschäftsreisende.

Lautzenhausen. Warum es schon wieder eine große Sahnetorte mit den Emblemen des Flughafens Hahn und der Fluggesellschaft Ryanair und der Jahreszahl 1999 zur Pressekonferenz gibt, kann sich keiner so richtig erklären. Die 99 stehe für das Jahr, in dem die Iren zum ersten Mal von der ehemaligen US-Airbase abgehoben seien, klärt Flughafensprecherin Hanna Koch auf. Dass dieses Ereignis bereits im Mai vergangenen Jahres mit einer solchen Torte und dem Besuch des Ryanair-Boss Michael O\'Leary gefeiert worden ist, scheint niemanden zu interessieren. So dient das opulente Backwerk schließlich lediglich als Fotomotiv, als O\'Leary und Hahn-Chef Markus Bunk es vor den Kameras der Journalisten anschneiden.
Ohnehin dient der neuerliche Besuch des Ryanair-Chefs auf dem Hahn in erster Linie der Selbstdarstellung.
"Ryanair is wonderful" lautet die Botschaft O\'Learys. Sensationell Neues hat er nicht zu verkünden. Die zwei angeblich neuen Ziele, die Ryanair ab April vom Hahn aus anfliegen wird, Gran Canaria in Spanien und Vilnius in Litauen, sind nicht wirklich neu. Sie gehörten schon mal zu den Strecken, die vom Hunsrückflughafen aus bedient wurden.
Daher dient O\'Learys Kurzbesuch auf dem Hahn vor allem dazu, die 30-jährige Erfolgsgeschichte seiner Fluglinie anzupreisen. 15 Minuten lang rattert der quirlige Manager auf Englisch Zahlen, Fakten und bekannte Vorwürfe runter. Insgesamt 90 Millionen Passagiere haben die Iren im vergangenen Jahr transportiert. 100 Millionen sollen es werden. Auf dem Hahn werde man in diesem Jahr mindestens zwei Millionen Passagiere befördern, verspricht O\'Leary. Er setzt auf Wachstum. Und das trotz der "crazy tax", der verrückten Steuer. Gemeint ist die seit 2011 geltende Luftverkehrsabgabe, die für jedes in Deutschland verkaufte Ticket gilt. Der Marktanteil in Deutschland soll von derzeit vier in den nächsten Jahren auf 20 Prozent gesteigert werden. Ryan-air will mittelfristig den Konkurrenten Air Berlin von Platz zwei hinter Lufthansa vertreiben. Der Hahn soll auch ein wenig vom Wachstum profitieren, es sollen dort wieder mehr Flugzeuge stationiert und mehr Ziele angeflogen werden. O\'Leary setzt auf Geschäftspassagiere. Ihr Anteil auf dem Hahn liege bei 25 Prozent, sagt er. Vor allem aber setzt Ryanair weiter auf größere Flughäfen, auch wenn deren Chef verkündet, man stehe weiter zum Hahn. Von Köln aus fliegen die Iren seit knapp einem Jahr, seit diesem Winter auch von Hamburg und künftig auch von Stuttgart. Dort seien die Flughafengebühren gesenkt worden, weil Air Berlin und Lufthansa dort Verbindungen gestrichen hätten, sagte O\'Leary. Innerdeutsche Flüge werde es aber nicht geben. Zumindest vom Hahn aus nicht.
Apropos Gebühren. Auf die Frage, ob man auch mit Ryanair über höhere Gebühren gesprochen habe, antwortet Bunk eher ausweichend. Man sei ständig mit Ryanair im Gespräch, auch über Geld. Man dürfe den Bogen aber nicht überspannen, warnt Bunk. Der ehemalige Flughafenchef Heinz Rethage hatte sich zuletzt für höhere Gebühren für Ryanair ausgesprochen, auch die FDP im Land forderte gestern, "kostendeckende Gebühren" zu verlangen. "Wir werden verlangen, was angemessen und marktüblich ist", entgegnet Bunk darauf.Extra

Die Zahl der Parkplätze auf dem Hunsrückflughafen wurde deutlich reduziert. Statt bislang 7000 Plätze stehen nur noch 5500 zur Verfügung, wie eine Flughafensprecherin bestätigte. Mit ein Grund dafür dürften die rückläufigen Passagierzahlen sein. Ein anderer Grund sei der Verkauf der Flächen vor dem Flughafengelände an den Landesbetrieb Mobilität. Dadurch seien 500 Parkplätze weggefallen. wie

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