Gewerkschaft bereitet in der Region Trier Warnstreiks vor

Trier · Die Tarifauseinandersetzungen in der Metallbranche machen vor der Region nicht halt. Im Interview mit dem TV kündigte der IG-Metall-Chef für die Region Trier, Roland Wölfl, Aktionen an.


Kräftiger Mitgliederzuwachs und gewachsene Strukturen: Über den bevorstehenden Arbeitskampf sprach unser Redakteur Heribert Waschbüsch mit dem IG-Metall´-Bevollmächtigten für die Region, Roland Wölfl.

In der IG Metall laufen die Tarifverhandlungen. Wie sehen Sie die Chancen auf eine Einigung?
Roland Wölfl: Gerade haben die Arbeitgeber nun ein erstes, wenn auch mageres Angebot auf den Tisch gelegt. Die angebotenen 2,2 Prozent können nur ein Anfang sein. Positiv ist, dass die Arbeitgeber erstmals auch ein Entgegenkommen bei einer Altersteilzeit signalisiert haben. Die Verweigerungshaltung gegenüber unserer Forderung nach einer geförderten Bildungsteilzeit ist ein Knackpunkt.

Was wäre aus Ihrer Sicht ein gutes Ergebnis?
Wölfl: Ohne verbindliche Regelungen in allen drei Forderungsbereichen wird es keinen Abschluss geben. Vor allem das sture Verhalten der Arbeitgeber bei der geförderten Bildungsarbeit entlarvt sie: Ihre Bekenntnisse zur Sicherung des Fachkräftebedarfs sind nur leere Sonntagsreden.

Wird die Tarifauseinandersetzung in die Region gelangen?
Wölfl: Die Friedenspflicht läuft aus. Wir werden am Montag mit einem Warnstreik bei Volvo in Konz ein erstes Zeichen setzen. Die Auseinandersetzungen in den kommenden Wochen hängen vor allen Dingen davon ab, wann die weiteren Tarifverhandlungen stattfinden und die Arbeitgeber sich bewegen.

Bundesweit melden die Gewerkschaften steigende Mitgliederzahlen. Wie sieht es in der Region aus?
Wölfl: 2014 sind 655 Beschäftigte in die IG Metall Trier eingetreten. Das ist ein Anstieg um 76 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Für die Durchsetzungsfähigkeit der IG Metall sind die betriebstätigen Mitglieder entscheidend, mit 4572 (+ 7,2 Prozent) betrieblichen Mitgliedern haben wir in Trier einen neuen Höchststand erreicht.

Das letzte Jahr war durch harte Auseinandersetzungen geprägt - etwa bei Franklin Electric …
Wölfl: Der vierwöchige Streik bei Franklin Electric war kein Arbeitskampf, den die IG Metall und ihre Mitglieder provoziert haben. Es war reine Notwehr, die Antwort auf die Missachtung der Arbeitnehmerrechte, die Vernichtung von 90 Arbeitsplätzen in Wittlich. Durch den Sozialtarifvertrag ist es uns zwar nicht gelungen die Jobs zu retten, dennoch haben die materiellen Regelungen wie Abfindungen und Transfergesellschaft den Beschäftigten Respekt zurückgegeben.

Und der jüngste Arbeitskampf beim Fensterhersteller Unilux?
Wölfl: Der Tarifkonflikt bei Unilux lief parallel. Für uns war das eine große Belastung. Bei Unilux gab es noch nie einen Rechtsanspruch auf Tarifverträge. Die vergangenen 15 Jahre waren dort kein Zuckerschlecken, es gab keine Lohnerhöhungen in dieser Zeit, sondern nur Einkommenskürzungen durch unbezahlte Mehrarbeit. Trotz der schwierigen Lage durch Kurzarbeit ist es mit der Unterstützung unserer Mitglieder und zwei Warnstreiks gelungen, zwei Einmalzahlungen von je 200 Euro, eine dreiprozentige Lohnerhöhung und für 2016 eine Anbindung an den Flächentarifvertrag der Holz- und Kunststoffindustrie zu vereinbaren. Da es in vielen Betrieben in der Region Trier mit mehreren Hundert Beschäftigten keine Tarifbindung gibt, ist dies ein positives Beispiel. hwExtra

Warnstreik statt Nachtschicht in Andernach, Kirchheimbolanden und Kassel: Mehr als 1500 Beschäftigte haben in der Nacht zum Donnerstag in Hessen, Rheinland-Pfalz und im Saarland ihre Arbeit niedergelegt. Es war eine erste Welle von Warnstreiks in der Metall- und Elektroindustrie. In Kaiserslautern hatten die Arbeitgeber im Tarifbezirk Mitte am Mittwoch für 400 000 Beschäftigte der drei Bundesländer wie auch anderer Tarifgebiete 2,2 Prozent mehr Geld geboten. Die IG Metall forderte unter anderem 5,5 Prozent. dpa

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