Gewerkschaft Verdi kämpft bei Baumarktkette Hela für Tarif

Völklingen/Wittlich/Trier · Die Gewerkschaft wirft den Hela-Baumärkten seit über einem Jahr Tarifflucht vor, die Geschäftsführung der Märkte hält den Tarifvertrag für unflexibel. Jetzt will Verdi den Druck auf Hela steigern.

Völklingen/Wittlich/Trier. "Wir fordern, dass Hela zum Ordnungsrahmen eines Tarifvertrags zurückkehrt!" Das sagte Verdi-Landesgruppenchef Alfred Staudt gestern anlässlich der Betriebsrätekonferenz der Hela-Fachmärkte in Völklingen. Zumindest einen Anerkennungstarifvertrag will die Gewerkschaft für Hela durchsetzen. "Wir können niemand zwingen, zur Tarifbindung zurückzukehren", sagt Rainer Reichenstetter von der Bundesfachgruppe Einzelhandel bei Verdi. "Aber wir wollen zumindest, dass die Tarifbedingungen übernommen werden."
Vor knapp einem Jahr ist die Globus-Tochter Hela aus der Tarifbindung ausgestiegen. Während für die früheren Mitarbeiter der Tarifvertrag weiter gilt, kann Hela nun für neue Mitarbeiter auch niedrigere Gehälter vereinbaren. Verdi spricht von Absenkungen zwischen 3000 und 9000 Euro im Jahr gegenüber tariflichen Arbeitsbedingungen. "Das ist eine langsame Aushöhlung des Tarifs und führt zu sozialen Spannungen in den Betrieben", sagt Verdi-Handelsexperte Jürgen Rinke-Oster.
Firma weist Vorwürfe zurück


Erich Huwer, Geschäftsführer der Globus-Fachmärkte, zu denen die Hela-Profi-Märkte gehören, verwehrt sich gegen die Vorwürfe. Hela würde kein Lohndumping betreiben, sondern sogar besser zahlen, als der Tarif es vorschreibt. "Wir haben beispielsweise die tariflich vorgesehenen Gehaltserhöhungen schon früher ausgezahlt", sagt er. Außerdem habe das Unternehmen für die Globus-Baumärkte und die Hela-Profi-Center einen Mindestlohn von 9,51 Euro vereinbart. Er beklagt die mangelnde Flexibilität beim aktuellen Tarifvertrag. "Der Leistungsaspekt ist zu wenig vertreten", sagt er. So müsse es möglich sein, bei angeschlagenen Märkten auch entsprechend zu reagieren.
Ohne Tarifverträge habe sein Unternehmen in der Krise weder Märkte schließen noch Mitarbeiter entlassen müssen.
Verdi bezeichnet diese Argumentation als Feigenblatt und als einen Teil der Strategie, die Tarifbindung zu meiden. Staudt, der sich vor allem darüber beklagt, dass die Geschäftsführung der Baumärkte nicht einmal zu Verhandlungen bereit ist, setzt deshalb auf öffentlichen Druck. Man werde ab dem Frühjahr mit verschiedenen Aktionen auf die Missstände aufmerksam machen. "Die Hela-Mutter Globus wird in der Öffentlichkeit als soziales Unternehmen wahrgenommen. Wir werden deutlich machen, dass ein Unternehmen, das nicht bereit ist, mit Gewerkschaften über Tarife zu verhandeln, nicht sozial ist", sagt Jürgen Rinke-Oster, Handelsexperte bei Verdi. Zuerst seien nur Nadelstiche geplant, letztlich sei es aber auch denkbar, per Urabstimmung über einen Streik zu beschließen.
Huwer kritisiert an dem bestehenden Tarifvertrag, dass er nicht mehr zeitgemäß sei. Vor allem hätten sich die Berufsbilder im Handel seit den 1970er Jahren erheblich geändert. Auch sei die Konkurrenzsituation eine andere.
Wenn diese Entwicklungen in einem neuen Tarifvertrag berücksichtigt würden, "würden wir auch wieder zurückkehren", sagt Huwer. Entsprechende Verhandlungen von Arbeitgebern und Gewerkschaft in der "Fachgemeinschaft Innovative Tarifpolitik" (FIT) sind seit 2004 ohne Ergebnis geblieben. jwoExtra

In der Region Trier sind bei den vier Hela-Baumärkten etwa 300 Mitarbeiter beschäftigt. Hela hat in Trier, Wittlich, Hermeskeil und Bitburg ein sogenanntes Hela-Profi-Center. Die bundesweit 24 Hela-Fachmärkte mit etwa 2000 Beschäftigten wurden am 1. August 2007 von der saarländischen Globus Gruppe übernommen. Zum 31. Dezember 2010 beendete die Geschäftsführung die Tarifzugehörigkeit zu den Einzelhandelstarifverträgen. hw

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