Gewerkschaften fordern höheres Rentenniveau

Gelsenkirchen/Kaiserslautern · Eine ausreichende Rente, weniger Zeitverträge und das Rückkehrrecht auf eine volle Stelle. Die Gewerkschaften richten beim Tag der Arbeit viele Forderungen an den Staat.

Gelsenkirchen/Kaiserslautern (dpa) Am Tag der Arbeit haben die Gewerkschaften einen Kurswechsel in der Renten- und in der Gesundheitspolitik gefordert. Die Rente müsse "im Alter für ein Leben in Würde" reichen, sagte der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Rainer Hoffmann, bei der zentralen Maikundgebung in Gelsenkirchen vor 1500 Demonstranten. Die Krankenkassenbeiträge müssten wieder von Beschäftigten und Arbeitgebern in gleicher Höhe finanziert werden, forderte Hoffmann.
Bundesweit beteiligten sich laut DGB rund 360 000 Menschen an den knapp 500 Kundgebungen und Veranstaltungen der Gewerkschaften. Viele Redner sprachen sich für ein starkes Europa ohne Nationalismus und Rassismus aus.
Auch Verdi-Chef Frank Bsirske forderte höhere Altersrenten. "Die Talfahrt des Rentenniveaus muss gestoppt und das Rentenniveau wieder auf etwa 50 Prozent angehoben werden", sagte Bsirske in Wuppertal. "Deutschland ist ein reiches Land, aber viele Menschen darin werden immer ärmer. Das ist ungerecht und unsozial." Bsirske forderte unter anderem einen höheren Bundeszuschuss zur Rentenversicherung.
Unterstützung bekamen die Gewerkschaften von Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles. "Wir brauchen endlich eine Stabilisierung des Rentenniveaus", sagte die SPD-Politikerin in Gelsenkirchen. Wer jahrelang gearbeitet habe, müsse im Alter mehr erhalten als nur die Grundsicherung. Deshalb müsse es eine "Mindestrente für alle, die jahrzehntelang eingezahlt haben" geben. Bei den Kundgebungen unter dem Motto "Wir sind viele. Wir sind eins" forderten die Gewerkschaften zudem ein Verbot sachgrundloser Befristungen von Arbeitsverträgen sowie ein Rückkehrrecht von Teilzeitbeschäftigten auf volle Stellen.
Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) sicherte zum Tag der Arbeit den Gewerkschaften in Rheinland-Pfalz ihre Unterstützung zu. "Soziale Gerechtigkeit ist die Klammer, die die Gesellschaft zusammenhält", sagte sie bei der DGB-Kundgebung am Montag in Kaiserslautern. Das Streben nach einer gerechten Gesellschaft sei eine Daueraufgabe.
Die CDU bezeichnete die Ankündigung Dreyers als unglaubwürdig. Als Arbeitgeber werde die SPD-geführte Landesregierung ihrem eigenen Anspruch nicht gerecht, kritisierten CDU-Landesvorsitzende Julia Klöckner und der Landeschef der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA), Adolf Kessel. Wer wie Dreyer von einer gerechten Arbeitswelt spreche, müsse mit gutem Beispiel vorangehen. Die Landesregierung setze aber stattdessen etwa bei Lehrern auf befristete Arbeitsverträge.

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