Gipfelsturm und Lückenschluss

Trier · Die Unternehmen in der Region gehen selbstbewusst ins neue Jahr. Dies zeigt sich beim 49. Neujahrsempfang der Vereinigung Trie rer Unternehmer (VTU) in der Europahalle in Trier. Der VTU-Vorsitzende Frank Natus forderte von der Politik, die Rahmenbedingungen zu verbessern, vor allem was die Verkehrsinfrastruktur angehe.

 Der VTU-Vorsitzender Frank Natus begrüßte mehr als 550 Mitglieder und Gäste in der Europahalle. TV-Fotos: Friedemann Vetter (3)/Willi Speicher (4)

Der VTU-Vorsitzender Frank Natus begrüßte mehr als 550 Mitglieder und Gäste in der Europahalle. TV-Fotos: Friedemann Vetter (3)/Willi Speicher (4)

Trier. Einige der 550 Gäste und VTU-Mitglieder, die sich beim Neujahrsempfang der Unternehmervereinigung VTU auf die kommenden Monate einstimmten, bekamen ordentlich Schwindelgefühle. Das lag sicher nicht an der Rede von VTU-Chef Frank Natus, der von der Politik verlässliche Rahmenbedingungen für die Unternehmen einforderte. Es lag auch nicht am Beitrag von Ministerpräsident Kurt Beck (SPD), der vielem zustimmte, einiges versprach und doch zwei wichtige Punkte ausließ. Es war vielmehr der Festredner. Stefan Glowacz, einer weltweit bekanntesten Extrembergsteiger führte die Zuhörer mit seinem Vortrag, Fotos und Filmbeiträgen in atemberaubende Höhen, in die abgelegensten Ecken dieser Welt, in denen er als erster Mensch so manchen Gipfel erstürmt hat.
Große Opfer bringen


Was Unternehmer von dem Profibergsteiger lernen können? Wer sein Ziel erreichen will, muss dafür oft große Opfer bringen, vielfach Egoist sein, ein gutes Team haben und sich von seinem Weg nicht abbringen lassen. Dabei sei es wichtig, aus den Fehlern zu lernen. "Sie müssen immer einen Plan B haben", riet Glowacz. In seinem Metier sei neben der körperlichen Verfassung auch die mentale Stärke wichtig. Und in einem Team, das gemeinsam ein großes Ziel verfolge, müsse es auch möglich sein, sich im Windschatten anderer Leistungsträger zu erholen.
Auch die heimische Wirtschaft hofft nach einem guten Jahr 2011 auf einen weiteren Gipfelsturm. Trotz aller guten Aussichten sieht der VTU-Vorsitzende Frank Natus, dass dies nur gelingt, wenn Unternehmen und Politik in ihren Anstrengungen nicht nachlassen. Er forderte, einen weiteren engagierten Schuldenabbau der EU-Länder und öffentlichen Haushalte sowie die Energiewende so zu gestalten, dass die Wirtschaft wettbewerbsfähig bleibe. Entscheidend ist für die VTU die Verkehrsinfrastruktur in der Region. "Der A-1-Lückenschluss ist seit Jahrzehnten ein Thema und es gab bereits Anfang 2011 eine verbindliche Zusage." Nun würden neue Gutachten erstellt, dies könnten die 440 VTU-Mitglieder mit ihren 46 000 Mitarbeitern nicht verstehen.
Zudem forderte Natus, die Pläne für die Westumfahrung (Moselaufstieg) und Nordumfahrung in Trier wieder aufzunehmen. Trier dürfe nicht abgehängt werden. "Wir wollen hier nicht zum grünen Forschungsprojekt werden", schloss Natus.
Ministerpräsident Kurt Beck stimmte in der Euro- und Finanzkrise, in den Herausforderungen der Energiewende mit dem VTU-Vorsitzenden überein. "Beim Lückenschluss A 1 laufen noch letzte Gutachten und ich hoffe mit ihnen, dass wir die Maßnahme danach umsetzen können." Moselaufstieg und Nordumfahrung sparte der Ministerpräsident indes in seiner Rede ganz aus.
Für Frank Natus besteht hier allerdings noch Gesprächsbedarf, vielleicht ja beim Neujahrsempfang 2013. Denn wie referierte Extrembergsteiger Glowacz so treffend: Wer auf den Gipfel will, braucht manchmal einen langen Atem.Extra

Kreishandwerksmeister Herbert Tschickardt (Schreinerei Tschickardt/Trier): "Dieses Jahr steht für uns ganz im Zeichen von Energiesparmaßnahmen. Hier gibt es bei unseren Kunden eine hohe Nachfrage und sicher auch auf Jahre hin die Chance, sich als Fachunternehmen zu etablieren. Die Aufträge aus Luxemburg stagnieren, öffentliche Baumaßnahmen gehen dort stark zurück. Wir würden gerne noch Mitarbeiter einstellen, doch es ist schwer gute Leute zu finden." Karl-Heinz Engel, Chef der Hochwaldmolkerei Thalfang: "Wir haben einiges vor in diesem Jahr. Insgesamt investieren wir 100 Millionen Euro, vor allem auch, um unsere Exporte zu stärken. 2011 hatten wir im Auslandsgeschäft ein Plus von 14 Prozent und wir setzen auch in diesem Jahr weiter auf den Export, denn wir sehen sehr gute Perspektiven auf dem Weltmarkt." Heike Franzen, Papier Franzen in Trier: "Wir wollen uns mit einigen Innovationen neue Geschäftsfelder erschließen. Gemeinsam mit unserem Team geht es darum, sich den Herausforderungen zu stellen, damit wir so auch neue Umsätze generieren." Wolfgang Scholtes, Geschäftsführer fabri in Trier: "Ich bin eigentlich sehr optimistisch für 2012 eingestellt. Dennoch sollte man Realist genug sein, um auf alle möglichen Entwicklungen reagieren zu können. Was schwierig ist, ist derzeit gute Fachkräfte zu finden." Andreas Theis, Volksbank Bitburg: "Das abgelaufene Jahr war für die deutsche Wirtschaft und viele Unternehmen in der Region sehr gut. Ich denke, dass gerade die heimischen Firmen sehr stabil sind und auch in der Lage, eine Wellental zu überstehen. Wir als Volksbank hatten ein sehr gutes Jahr und wollen daran anknüpfen." Thomas Simon, IT-Haus in Föhren: "Ich bin grundsätzlich Optimist. Und für 2012 rechne ich auch mit weiterem Wachstum. Wir haben im vergangenen Jahr 30 Mitarbeiter eingestellt und wollen auch diesmal 20 Mitarbeiter einstellen. Das geht nur, weil wir viel in die Ausbildung investieren. Bei 165 Mitarbeitern haben wird 35 Azubis. Das sind unsere Fachkräfte von morgen." hw

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