Gläserne Schuh-Fabrik

TRIER. Doppelt Grund, für die 90 Romika-Mitarbeiter in Trier zu feiern. Nicht nur, dass das Traditionshaus gerade seinen 70. Geburtstag feiert. Zum Fest teilt die Eigentümerfirma Josef Seibel mit, für fünf Millionen Euro am Standort Trier eine gläserne Schuhfabrik zu bauen.

Als einen "Glückstreffer" für die Stadt Trier hat Triers Wirtschaftsdezernentin Christiane Horsch gestern die Entscheidung der Josef Seibel Schuhfabrik aus dem pfälzischen Hauenstein bezeichnet, in Trier für fünf Millionen Euro eine so genannte "gläserne Schuhfabrik" für die Trierer Tochter Romika zu bauen. Hintergrund des neuen Konzeptes: Mit der Fortführung des Trierer Traditionsbetriebes nach seiner Insolvenz 2004 unter dem Namen Romika Shoes GmbH und unter dem Dach von Seibel wurden Gelände und Gebäude in der Karl-Benz-Straße nur gemietet. Diese will der neue Eigentümer nun selbst nutzen.Vom Entwurf bis zur Fertigung

Dass die Pfälzer mit ihrem Trierer Unternehmensteil nicht abwandern, führt Romika Shoes-Geschäftsführer Andreas Garnier auf die Seibelsche Firmenphilosophie zurück: "Wir sind ein Familienunternehmen, das in diesem Jahr 120 Jahre alt wird. So sehen wir auch die Romika als Traditionsfirma in Trier. Wir wollen unsere Fachleute dort halten und die Identität mit der Marke erhalten", sagt er. Dazu gehört gemäß der pfälzischen Firmenphilosophie auch ein geeigneter Standort. So wurde Unternehmens-Eigentümer Carl-August Seibel im Trierer Norden auf dem Gelände der ehemaligen Kaserne und dem Konversionsgelände Metternichstraße fündig. Dort, wo das Eifeler Möbelhaus Hubor & Hubor aus Mettendorf (Kreis Bitburg-Prüm) im vergangenen Jahr seine "Wohnwerk"-Schau inszenierten, sollen künftig Romika-Schuhe entworfen und vor den Augen von Besuchern produziert werden. Fünf Millionen Euro investiert die Firma Seibel in die Modell-Schau hinter Glas. Ein ähnliches Konzept hat das Unternehmen bereits vor zehn Jahren am Stammsitz in Hauenstein verwirklicht. Zusätzlich zu den Arbeiten im Lager, in der Produkt- und Kollektionsentwicklung, dem Verkauf und dem Außendienst soll auf dem 22 000 Quadratmeter großen Gelände außerdem ein Gastronomie-Bereich mit Café und Biergarten entstehen. "Wir haben vom Bundsvermögensamt eine Bauruine gekauft, die wir aber dank ihrer Substanz mit Charme weiterentwickeln können", sagt Garnier. Laut Plan will Romika Shoes im September 2007 in die Metternichstraße einziehen. Zu den derzeit 90 Mitarbeitern (Josef Seibel beschäftigt insgesamt 340 Mitarbeiter) sollen über zehn weitere im Gastronomie-Bereich kommen. Zugpferd für Verkauf der letzten Konversionsflächen

Bislang ist der Plan der Pfälzer, zu denen auch die Firmen "Westland" und "Der kleine Muck" gehören, in Trier aufgegangen. "In diesem Jahr konnten wir den Abverkauf für den Herbst/Winter 2006 bei Romika Shoes um mehr als 30 Prozent steigern", sagt Geschäftsführer Andreas Garnier, "wir haben viel Spaß dabei." Die Seibel-Gruppe produziert an sechs Standorten in Europa und in Vietnam jährlich mehr als 3,1 Millionen Paar Schuhe und erzielt damit einen Umsatz von rund 150 Millionen Euro. Für das einzige Trierer Konversionsprojekt in der Metternichstraße mit einer Gesamtfläche von sechs Hektar hofft Dezernentin Christiane Horsch nun auf eine schnelle Vermarktung der restlichen knapp vier Hektar: "Nicht nur, dass wir 90 Arbeitsplätze in Trier halten konnten, die Schuherlebniswelt kann zum Magneten werden." Immerhin liegt diese Gewerbezone im Zentrum der geplanten neuen Verkehrsachse zwischen Trierer Stadtmitte und Autobahn.

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