Bahn Konkurrenten auf der Schiene, Partner in der Werkstatt

Trier · Großauftrag für Trierer Bahnwerk: DB Regio übernimmt die Wartung von neuen Zügen des privaten Unternehmens Vlexx.

 Die neuen Züge der Bahngesellschaft Vlexx werden in Trier von der Deutschen Bahn gewartet.

Die neuen Züge der Bahngesellschaft Vlexx werden in Trier von der Deutschen Bahn gewartet.

Foto: Vlexx/privat

Auf der Schiene sind sie Konkurrenten, die Nahverkehrstochter der Deutschen Bahn, die DB Regio, und das private Eisenbahnunternehmen Vlexx. Doch nun sind beide eine Zweckgemeinschaft eingegangen. Ab Dezember werden die neuen Züge vom Typ Talent 3 vom Mainzer Unternehmen Vlexx im Werk der DB Regio in Trier gewartet. Kürzlich haben beide Unternehmen einen entsprechenden Vertrag unterzeichnet.  Damit gehen die auf der Schiene im Wettbewerb stehenden Bahnanbieter erstmals bei der Instandhaltung gemeinsame Wege. DB Regio übernehme die „volle Verantwortung“ für die Wartung der neuen Züge von Vlexx, teilte das Unternehmen mit. Die Züge sollen ab Dezember im Saarland eingesetzt werden. Pikanterweise auf einer Strecke, die derzeit noch von DB Regio bedient wird.
Vlexx hatte den Zuschlag für einen Teil des sogeannten Elektronetzes Saar erhalten. Die vom Hersteller Bombardier produzierten Züge vom Typ Talent 3 sollen zwischen Saarbrücken und Lebach, Saarbrücken und Neubrück (Nahe) und von Saarbrücken nach Homburg fahren. Vlexx fährt bereits seit 2014 von Saarbrücken nach Mainz und Frankfurt. Der andere Teil des Elektronetzes Saar wird weiter von der DB Regio betrieben. Es handelt sich um die neue Verbindung von Schweich über Trier-West nach Saarbrücken und weiter nach Kaiserslautern. Vlexx hat dafür 21 neue Elektrotriebzüge vom Hersteller Bombardier gekauft.

Mit dem Instandhaltungsvertrag für das Werk Trier stehe für DB Regio eine neue Rolle an, sagt Frank Klingenhöfer, Vorsitzender der zuständigen Regionalleitung der Bahntochter. Man starte eine neue Zukunft als „Full-Service-Instandhaltungsdienstleister“. „Damit sichern wir nicht nur langfristig Arbeitsplätze in unserem Werk Trier, sondern unterstreichen das Bestreben bei DB Regio, Kapazitäten und Know-how in der Instandhaltung unternehmensübergreifend anzubieten und zu nutzen. Klingenhöfer betont auch, dass eine solche Kooperation zwischen Konkurrenten vor einigen Jahren noch undenkbar gewesen sei. Ziel sei es, „das Geschäft da zu machen, wo es anfällt“.

Erfahrung mit der Wartung von Zügen des Typs Talent haben die Mitarbeiter in dem Trierer Bahnwerk bereits. Bei den auf der Strecke Koblenz-Trier-Saarbrücken-Mannheim fahrenden Regionalexpress-Zügen der DB Regio handelt es sich um Vorgängermodelle der neuen von Vlexx betriebenen Fahrzeuge. DB Regio trete mit der Vereinbarung mit Vlexx auch in Konkurrenz zu den Fahrzeugherstellern bei der Wartung. Vlexx-Geschäftsführer Frank Höhler sieht in der Kooperation neue Perspektiven für die Bahn. Laut Höhler könne sich die Vlexx-Muttergesellschaft Netinera solche Partnerschaften auch für andere seine Tochtergesellschaften vorstellen.

Das Bahnwerk in Trier hat in den vergangenen Jahren eine wechselvolle Geschichte hinter sich gebracht. Immer wieder war es von Entlassungen und gar Schließungen bedroht. Mit dem Gewinn von Ausschreibungen für wichtige Nahverkehrsstrecken in der Region und der Investition in neue, moderne Züge hat die DB Regio jedoch wieder deutlich in das Werk investiert. 2008 wurde das Werk im Trierer Stadtteil Kürenz erweitert. Vier Millionen Euro investierte die Bahn dafür. Kürzlich wurde in der mittlerweile hochmodernen Werkstatt eine sogenannte kamerabasierte Wagenprüfung installiert. Mit dieser Überwachungsanlage können die Fahrzeugdächer der in die Halle einfahrenden Züge auf mögliche Beschädigungen überprüft und der Zustand der Wagen kontrolliert werden. Selbst kleinste Details sollen so sichtbar werden, heißt es. Dadurch könnten die Züge schneller und effektiver gewartet werden. Die Anlage wurde nach einer Testphase in Berlin kürzlich in Trier als einer der ersten DB-Regio-Werkstätten installiert.

Auch bei der Ausstattung der Regionalexpress-Züge mit W-Lan war das Trierer Werk federführend beteiligt.

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