Große Karriere trotz "Fehlstarts"

TRIER/BERLIN. Der gebürtige Trierer Wolfgang Zender ist seit Februar Verbandsgeschäftsführer des Ostdeutschen Sparkassenverbandes. Er muss vor allem die Kontakte zu Politikern pflegen und die Interessen von 60 Sparkassen vertreten. Die Karriere des 44-Jährigen begann am 1. August 1978 bei der Stadtsparkasse Trier.

 Ein Trierer in Berlin: Seit dem 1. Februar ist Wolfgang Zender aus Gusterath bei Trier Verbandsgeschäftsführer des ostdeutschen Sparkassenverbandes. TV-Foto: Gernot Ludwig

Ein Trierer in Berlin: Seit dem 1. Februar ist Wolfgang Zender aus Gusterath bei Trier Verbandsgeschäftsführer des ostdeutschen Sparkassenverbandes. TV-Foto: Gernot Ludwig

Der Start in die Welt der Zinsen und Kredite war für den 16 Jahre jungen Wolfgang Zender nicht gerade verheißungsvoll: "So kann aus Ihnen nichts werden" raunzte der damalige Sparkassen-Chef ihn an. Zender hatte es gewagt, als einziger der neuen Azubis seinen ersten Arbeitstag ohne Krawatte anzutreten. Ein unverzeihlicher Fauxpas, und so schickte ihn der Chef erst einmal nach Hause. "Ich war damals ziemlich naiv", erinnert sich Zender. "Ich wusste, auf ein Konto zahlt man Geld ein. Aber ich hatte keine genaue Vorstellung vom Bankgeschäft. Ich hätte genauso gut Einzelhändler werden können." Aber er entschied sich für die Trierer Stadtsparkasse. Nach zweieinhalb Jahren beendete er die Lehre mit der Note sehr gut. Anschließend sammelte er einige Jahre Erfahrungen im Kreditgeschäft und ging 1984 zur Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie Trier. 1987 schloss der das Studium als Betriebswirt (VWA) ab. Nach einer weiteren Qualifizierung wechselte er 1989 zum Sparkassen- und Giroverband Rheinland Pfalz nach Mainz. Dort musste er die Abschlüsse der angeschlossenen Institute prüfen - eine Art Wirtschaftsprüfung. "Ich konnte damals sehr schnell sehr viele Erfahrungen sammeln, weil ich rund 40 Sparkassen näher kennen gelernt habe." Zur damaligen Zeit wurden händeringend Prüfer in den neuen Bundesländern gesucht, und so ereilte Wolfgang Zender im Frühjahr 1991 der Ruf in den Osten. Er erinnert sich noch ganz genau an seinen ersten Tag in einem Dorf irgendwo am Fuße des Harzes: "Es war ein dunkler kalter Februartag und ich kam an dem Gasthaus an, in dem ich schlafen sollte. Mit sechs Bauarbeitern zusammen musste ich mir ein Zimmer teilen. Mitten im Raum war der Kopf einer Duschbrause an der Wand befestigt und drum herum etwas, dass sich Vorhang nannte." Genau eine Nacht hielt er den Spuk aus, dann gabs nach einer heftigen Beschwerde ein eigenes Zimmer. Aber damit nicht genug. Mal einfach den Telefonhörer in die Hand nehmen und die Lieben zu Hause fragen, wie es geht, war auch nicht so einfach: "Ich musste montags ein Gespräch anmelden um Donnerstags anrufen zu dürfen", erzählt Zender und lacht. "Da hab ich dann meiner Frau gesagt, dass ich freitags vielleicht heim komme." An diese Unwägbarkeiten gewöhnte sich der Trierer schließlich schnell, und die Prüfungsaufenthalte wurden immer länger. 1994 gab es dann das Angebot, stellvertretendes Vorstandsmitglied der Sparkasse Chemnitz zu werden. "Als ich meiner Frau davon erzählte herrschte erst mal Stille und Betroffenheit. Dann ist sie aufgesprungen und hat einen Atlas gesucht um zu gucken, wo Chemnitz überhaupt liegt." Fünf Monate später ging es schließlich mit der Frau und zwei Kindern in die neue Heimat. Ein Jahr später wurde Zender zum Mitglied des Vorstands berufen. Im Mai 2005 bestellte man ihn zum Stellvertretenden Vorsitzenden der Sparkasse Chemnitz. "Meine Frau hat mir immer den Rücken freigehalten, sonst hätte ich das alles gar nicht geschafft." Denn während Zender meistens bis tief in die Nacht Zahlenwerke studierte, kümmerte sich seine Frau um die Wohnung und die zwei Kinder. Und das in einer völlig neuen Umgebung in Sachsen: "Die Sprache war doch sehr gewöhnungsbedürftig", sagt er und erinnert sich daran, dass die Verkäuferin in der Metzgerei damals nicht wusste, was eine Fleischwurst ist. "Wir haben immer darauf geachtet, dass wir mit den Kindern hochdeutsch gesprochen haben." Und so versteht und spricht sein Nachwuchs sowohl sächsisch als auch hochdeutsch. Wo ist denn nach all den Jahren die Heimat? "Auf jeden Fall in Trier", sagt Zender ohne zu zögern. "Meinen 44. Geburtstag habe ich zusammen mit Trierer und Chemnitzer Freunden in Tarforst gefeiert." Dabei ist Chemnitz seine Wahlheimat geworden. Drei- bis viermal im Jahr kommt die Familie ins 600 Kilometer entfernte Gusterath, wo sie noch ein Haus besitzt. Ob das in Zukunft auch noch klappt, bleibt fraglich. Seit Februar lebt Zender in Berlin und hat als neuer Geschäftsführer des ostdeutschen Sparkassenverbandes noch weniger Zeit als bisher.

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