Großes Interesse am Meistertitel

Trier · Mit 329 Meisterkurs-Teilnehmern kann die Handwerkskammer Trier in diesem Jahr einen neuen Rekord melden. In einigen Bereichen musste die Kammer erstmals zwei Klassen anbieten, in anderen Branchen aber fristen die Meisterkurse ein Mauerblümchen-Dasein. Fliesenleger können ihren Meister nur noch in Koblenz machen.

 Den Blick auf die Ausbildung fokussiert: In diesem Jahr haben sich so viele Menschen wie noch nie zum Meisterkurs angemeldet. Foto: HWK/Karl-Heinz SChwall

Den Blick auf die Ausbildung fokussiert: In diesem Jahr haben sich so viele Menschen wie noch nie zum Meisterkurs angemeldet. Foto: HWK/Karl-Heinz SChwall

Trier. "Mit den Meisterkursen sind wir gut unterwegs", gibt Carl-Ludwig Centner, Leiter der HWK-Akademie, zu Protokoll. In diesem Jahr haben 329 junge Menschen ihre Meisterkurse begonnen, nach dem Rekordjahr 2010 mit 300 Meisterschülern eine weitere Steigerung.
Neben den traditionell starken Branchen wie dem KFZ-Bereich und den Friseuren sind in diesem Jahr die Elektrotechniker sowie die Zahntechniker besonders stark vertreten. "Für die Elektrotechniker mit 30 Teilnehmern und die Zahntechniker mit 20 Anmeldungen haben wir erstmals zwei Kurse angesetzt", sagt Centner. Bei den KFZ-Mechanikern (41 Teilnehmer) und den Friseuren (29) ist dies seit Jahren üblich.
Zahnlabor wird ausgebaut



Vor allem im Bereich Zahntechnik verspricht sich die Handwerkskammer Trier weiter hohe Nachfrage. In Absprache mit den übrigen Handwerkskammern in Rheinland-Pfalz und dem Saarland wird dieser Bereich zum Schwerpunktstützpunkt ausgebaut. "Bis zum Jahresende wird unser Zahntechniklabor für mehr als 100 000 Euro völlig neu ausgestaltet", sagte der HWK-Vizepräsident Hermann Zahnen bei der Begrüßung der Meisterschüler. Die Kammer sei derzeit dabei, die Unterrichtsräume, Werkstätten und die gesamte Ausstattung der Lehrwerkstätten zu modernisieren.
In den kommenden Jahren will die HWK bis zu 20 Millionen Euro investieren. In anderen Bereichen, dort, wo es sinnvoll sei, kooperiere die Kammer mit anderen Einrichtungen. "Vor einigen Wochen haben wir einen Kooperationsvertrag mit der Fachhochschule Trier unterzeichnet, der es uns ermöglicht, unter anderem die hochmodernen CNC-Fräs- und Drehmaschinen der FH zu nutzen", freut sich Zahnen.
In anderen Bereichen aber treibt die geringe Nachfrage nach dem Meister die Kammern zu neuen Wegen. So wie in Zukunft die Zahntechniker in Trier ihr Ausbildungszentrum haben, müssen Fliesenleger für ihren Meisterbrief zur Weiterbildung nach Koblenz. "Weder in Koblenz noch bei uns gab es genügend Anmeldungen", sagt der Trierer Innungsobermeister der Fliesenleger Wolfgang Scholtes.
Seit der Novelle der Handwerksordnung 2004 ist eine Meisterqualifikation für die Führung eines Betriebes nicht mehr nötig. "Damals hatten wird gut 120 Betriebe und haben etwa 20 Lehrlinge jedes Jahr ausgebildet. Heute sind etwa 600 Firmen in der Handwerksrolle eingetragen, aber wir bilden nur noch knapp zehn Jugendliche pro Jahr aus", sagt Scholtes. Wer einen Fliesenlegerbetrieb eröffnen möchte, brauche dazu weder Meister-, noch Gesellenbrief, bemängelt der Obermeister. Viele Firmen wollten oder könnten gar nicht mehr ausbilden, weil sie dazu einen Meister oder eine Ausbildereignungsprüfung bräuchten.
Mit der Handwerksnovelle ist die Zahl der Berufe, in denen der Meister verpflichtend für die Firmenführung ist, von 98 auf 42 gesunken. In den 42 Berufen gelte laut Gesetz der "Schutz vor Gefahren für Gesundheit oder Leben von Dritten" und damit fallen etwa Friseure, Elektriker, KFZ-Mechaniker darunter, Fliesenleger aber nicht. Mit dem sogenannten MeisterBAföG werden Handwerker bei ihrem beruflichen Aufstieg vom Bund unterstützt. Angehende Meister können zur Finanzierung ihres Lehrgangs einen Beitrag in Höhe der tatsächlichen Lehrgangs- und Prüfungsgebühr erhalten, höchstens jedoch bis zurzeit 10 226 Euro. Der Maßnahmebeitrag besteht aus zwei Anteilen: einem Zuschuss von 30,5 Prozent und einem Bankdarlehen. "Den etwa 30-prozentigen Zuschuss müssen die Meisterkursteilnehmer nicht zurückzahlen, das Bankdarlehen gibt es zu günstigen Kondition bei der KfW", erklärt Hans Illigen vom HWK-Meisterreferat. hw Die Bildungsmesse Job + Karriere beschäftigt sich am 10. und 11. September mit den Schwerpunkten Ausbildungsmarkt, Fachkräftemangel und Grundbildung. Bei der fünften Bildungsmesse stellen auf etwa 1500 Quadratmetern Hallenfläche knapp 50 Bildungsträger aus der Region ihr Dienstleistungsprofil vor und beraten Interessierte individuell zu deren Berufs- und Karrierechancen. Parallel dazu gibt es ein umfangreiches Rahmenprogramm mit Vorträgen sowie Aktionen auf der Bühne in der Messehalle und auf dem Außengelände. Zu den Teilnehmern gehören die Agentur für Arbeit, die Handwerkskammer und die Industrie- und Handelskammer Trier, Fachhochschule und Uni Trier, die Bundeswehr sowie private Bildungsträger. Die Messe ist jeweils von 11 Uhr bis 18.30 Uhr, Eintritt frei. hw

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