Gute Geschäfte, schwierige Mitarbeitersuche

Trier · Das deutsche Handwerk ist gut aufgestellt. Dies geht aus der Umfrage der Wirtschaftsauskunftei Creditreform hervor. Doch Sorgenfalten treibt den Betrieben der Fachkräftemangel auf die Stirn. Zurzeit können 1600 freie Stellen bei Handwerkern in der Region Trier nicht besetzt werden.

 Mit Aktionen wie dem Eltern-Schüler-Tag wirbt das Handwerk um Nachwuchs. TV-Foto: Archiv/Heribert Waschbüsch

Mit Aktionen wie dem Eltern-Schüler-Tag wirbt das Handwerk um Nachwuchs. TV-Foto: Archiv/Heribert Waschbüsch

Trier. Die Lage im Handwerk könnte kaum besser sein: Gut die Hälfte der Handwerksbetriebe in Deutschland (56,4 Prozent) bewertet die eigene Geschäftslage im Frühjahr positiv und vergibt die Noten "gut" oder "sehr gut". Die Unternehmen haben ihre Belegschaft ausgebaut, ein Viertel der Handwerker hat zusätzlich Mitarbeiter eingestellt, und nur 13 Prozent haben Stellen abgebaut. Doch die Entwicklung hat zumindest einen Schönheitsfehler. Matthias Schwalbach, Geschäftsführer bei der Handwerkskammer (HWK) Trier, macht sich Sorgen um die Mitarbeitersituation bei den Betrieben: "Der Fachkräftemangel ist nach wie vor die Herausforderung Nummer eins für das regionale Handwerk. Zurzeit können etwa 1600 offene Stellen nicht besetzt werden. Im Herbst blieben 450 Lehrstellen unbesetzt. Für das kommende Ausbildungsjahr gibt es noch etwa 1000 offene Lehrstellen im Handwerk", sagt Schwalbach dem Volksfreund. Guido Joswig, Sprecher der Creditreform in Trier, sieht das regionale Handwerk in einer guten Verfassung, ähnlich wie die Branche im bundesweiten Ergebnis. Dennoch ist die Bewertung in einzelnen Bereichen etwas unterschiedlich.
Im Baugewerbe gab es durch den strengen Winter witterungsbedingte Umsatzrückgänge. Insgesamt stehe die Baubranche aber gesund da.
Der Ausbaubereich einschließlich des Elektrohandwerks wird nach HWK-Einschätzung weiter sehr gut dastehen.
"Im Bereich des gewerblichen Bedarfs sehen wir eine insgesamt günstige Entwicklung", sagt Schwalbach. Im Metallhandwerk, das relativ stark export- und industrieabhängig sei, erwartet die Kammer bei einzelnen Unternehmen Rückgänge. Insgesamt dürfte der Metallbereich aber nach wie vor gut dastehen.
Bei Frisören, Schneidern und Fotografen gebe es ordentliche, stabile Werte. Dies erwarte man auch für die Gesundheitshandwerke wie Augenoptiker und Zahntechniker.
Nicht ganz so gut sehe es im Nahrungsmittelhandwerk aus. Creditreform berichtet bundesweit von überdurchschnittlich optimistischen Umsatzprognosen. Schwalbach: "Für das Handwerk der Region können wir das nicht bestätigen. Wir hoffen aber, dass sich die Verbraucher nach den Lebensmittelskandalen wieder stärker zum qualitätsorientierten Metzger, Bäcker und Konditor hinwenden."
Schwierig sehe es im KFZ-Bereich aus. "Creditreform berichtet von gedämpften Erwartungen im KFZ-Gewerbe. Wir halten dies für die Region für zu optimistisch. Wir gehen davon aus, dass, wie bereits bei der letzten Konjunkturbefragung, der KFZ-Bereich die schlechtesten Werte hinsichtlich der Beurteilung der Geschäftslage aufweisen wird", sagt Schwalbach. Was die Eigenkapitalquote der regionalen Betriebe angeht, gibt es keine Zahlen. "Aus den Erfahrungen der Betriebsberatungen können wir sagen, dass das Handwerk nicht unter einer Kreditklemme leidet", so Schwalbach.Extra

Das Handwerk spielt eine bedeutende Rolle für die regionale Wirtschaft: Die fast 7000 Unternehmen erwirtschaften im Jahr einen Umsatz von etwa 3,6 Milliarden Euro. Bei den Handwerksbetrieben sind 39 000 Mitarbeiter beschäftigt. Die Firmen bilden in allen Jahrgängen knapp 4000 Jugendliche aus. In der letzten Herbstumfrage haben 83 Prozent der Betriebe die Geschäftslage mit gut oder befriedigend beschrieben. hw

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