Guter Tropfen, stabile Preise

Mainz · Es gab Frost im Frühjahr und Hagel im August, doch der Spätsommer brachte die Wende - 2011 wird nach Einschätzung der Winzer ein klasse Jahrgang. Das Mostgewicht soll stellenweise über 200 Grad Oechsle liegen.

 Die Trauben entwickeln bei dem schönen Herbstwetter ein gutes Aroma. TV-Foto: Archiv/Winfried Simon

Die Trauben entwickeln bei dem schönen Herbstwetter ein gutes Aroma. TV-Foto: Archiv/Winfried Simon

Mainz. Ansgar Schmitz, Geschäftsführer der Gebietsweinwerbung, freut sich auf einen sehr guten Jahrgang - sowohl im Hinblick auf die Menge als auch auf die Qualität. Er rechnet mit einer Erntemenge von 95 bis 98 Millionen Liter, fast ein Drittel mehr als 2010. Genaue Ergebnisse liegen erst Ende kommender Woche vor, wenn alle Betriebe die Lese abgeschlossen haben.
Da der Riesling, die Hauptrebsorte der Mosel, relativ spät geerntet werde, habe vor allem er von dem schönen Herbstwetter profitiert und ein gutes Aroma entwickeln können - auch dank der langen Vegetationsphase. Wegen des warmen und trockenen Frühjahrs und der frühen Blüte seien die Trauben etwa 150 Tage gereift. So würden die Weine "schön fruchtig und reintönig".
85 Grad Oechsle



Der Zuckergehalt liegt nach Auskunft von Schmitz bei durchschnittlich 85 Grad Oechsle, "ein guter Spätlesewert". Stellenweise erreiche er ein Mostgewicht von weit über 200 Grad Oechsle. So hat gestern der Wittlicher Winzer Axel Mertes nach der Selektion der eingetrockneten, rosinenartigen Trauben, in denen Zucker und Aromen konzentriert sind, 198 Grad Oechsle gemessen. Ab 150 Grad Oechsle kann ein Winzer den Wein als Trockenbeerenauslese ausbauen. "Ein rekordverdächtiges Mostgewicht für Wittlich", sagt Mertes. Er rechnet damit, etwa 150 Flaschen mit dem besonders fruchtigen Wein aus der Lage Wittlicher Portnersberg füllen zu können. Die gesamte Menge der Beerenauslesen an der Mosel werde dennoch verschwindend gering sein, kündigt Schmitz an, da aus diesen eingetrockneten Trauben nur wenig Saft gewonnen wird. Sein Fazit: "Dieser Jahrgang bietet die ganze Bandbreite vom trockenen, hochwertigen Wein bis hin zu edelsüßen Spitzen. Winzer können aus dem Vollen schöpfen."
Auch der Präsident des Deutschen Weinbauverbandes, Norbert Weber, ist zufrieden. Geschmacklich gesehen lasse dieser Jahrgang keine Wünsche offen, sagte, am Dienstag in Mainz laut Mitteilung des Deutschen Weininstituts (DWI).
"Dank des Bilderbuchherbstes erreichte ein großer Teil der Ernte das Prädikatsweinniveau." Der Ertrag liege mit rund neun Millionen Hektolitern im Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre. Weinfreunde müssen voraussichtlich nicht tiefer in die Tasche greifen: Die Branche rechnet mit weitgehend stabilen Weinpreisen.
In diesem Jahr hatten die Winzer wegen der Wetterkapriolen zunächst mit Sorge auf ihre Reben geblickt. Doch der September brachte einen wunderbaren Spätsommer. In fast allen Anbaugebieten sind die Keller nach Angaben des DWI ausreichend gefüllt. uq/dpa

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