Handel will sich nicht auf Erfolg ausruhen

Trier · Der Einzelhandelsverband (EHV) in der Region Trier blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. In diesen Tagen feiert der Verband sein 90-jähriges Bestehen. Grund zur Freude bietet aber nicht nur das Jubiläum, sondern auch die insgesamt gute Lage im Handel.

Alfred Thielen hat als Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes alle Hände voll zu tun. Am 27. August feiert der EHV gemeinsam mit der City-Initiative Trier das diesjährige Sommerfest und in einem solchen Jubiläumsjahr hat der Verband Gelegenheit, die Vergangenheit Revue passieren zu lassen. Das Fest unter dem Motto "Politik trifft Handel" bietet zudem Raum für Gespräche und Anregungen.

"Wir als Verband vertreten rund 400 kleine und mittelständische Unternehmen", sagt Thielen. Hinzu kommen zudem über den Zentralverband noch die großen Unternehmen und Filialisten. Neben der Lobby-Arbeit betreuen Alfred Thielen und seine Mitarbeiter die EHV-Mitglieder in Rechtsfragen. "Arbeitsrecht, Verbraucherrecht, Wettbewerbsrecht. Die ganze Bandbreite ist bei uns gefragt", erklärt der EHV-Geschäftsführer.

Mit Blick auf die jüngste Vergangenheit kann der Verband einige "schöne Erfolge" aufweisen. So freut sich der Geschäftsführer, "dass wir beispielsweise bei der Werbesatzung oder der Neuordnung der Parkgebühren unsere Ideen erfolgreich einbringen konnten". Dabei eckt Thielen schon mal an. "Sicher haben wir uns auch nicht bei all unseren Mitgliedern mit der Werbesatzung beliebt gemacht, die großflächige Banner an den Häusern untersagt." Doch manchmal stehe der Gesamteindruck im Mittelpunkt, etwa wenn es darum gehe, den Reiz der "Einkaufsstadt Trier" zu verteidigen.

Gemeinsam mit der Industrie- und Handelskammer Trier (IHK) hat sich der Verband auch an eine andere Herkules-Aufgabe gewagt. Vor wenigen Monaten haben die beiden Akteure ein "regionales Einzelhandelskonzept" angestoßen. "Wir haben hier erste Erfolge. Ein Arbeitsgruppe wird an die regionale Planungsgemeinschaft angeschlossen", erklärt Thielen.

Doch das Vorhaben gleicht auch weiter dem Bohren dicker Bretter. "Ziel ist es, in einem solchen Konzept die Ansiedlung von Gewerbeflächen unter den Kommunen abzustimmen", erklärt IHK-Geschäftsführer Matthias Schmitt. Damit soll etwa ein ungehemmtes Wachstum von Verkaufsflächen auf der grünen Wiese vermieden werden. "Wichtig ist für uns, dass die Innenstädte ihre Attraktivität erhalten und vielleicht ausbauen", so Schmitt.

Denn der Einzelhandel hat in der Region eine herausragende Stellung. Mit 12 500 Beschäftigten ist der Handel nach dem Gesundheitswesen (13 000 Mitarbeiter) der wichtigste Arbeitgeber in der Region. Dabei sind nicht einmal die 4000 Beschäftigten in der KFZ-Branche hinzugerechnet.

Die drei großen Städte Trier, Bitburg und Wittlich übernehmen als Zentren für in der Gesamtregion besondere Aufgaben. "Der sogenannte Zentralitätsfaktor liegt im Oberzentrum Trier bei etwa 230 Prozent und in den beiden Mittelstädten bei rund 240 Prozent", erklärt der IHK-Experte. Der Faktor spiegelt das Kaufverhalten wider. Bei 100 Prozent würden beispielsweise alle Bewohner Triers ihre Einkäufe ausschließlich in Trierer Geschäften tätigen. In Wirklichkeit wird in diesen drei Städten aber mehr als doppelt so viel gekauft. Das bedeutet also: Die Städte übernehmen über ihre Grenzen hinweg eine Versorgungsaufgabe.

Auch deshalb drängt Alfred Thielen auf ein abgestimmtes Konzept. "Wir müssen weg von dem Kirchturm-Denken", sagt er. Dabei seien die Einzelhändler von dem Plan überzeugt, doch in der Politik werden die Bemühungen noch mit wenig Begeisterung aufgenommen.

Mit schweren Zeiten hat man indes beim EHV durchaus seine Erfahrungen. 1920 wurde der "Verband des Einzelhandels im Handelskammerbezirk Trier" gegründet. Erster Vorsitzender war Hans Kessler vom Musikhaus Kessler, ihm folgte 1934 Oskar Sommer, von der Firma Hochstetter und Lange. Doch schon 1938 kam das Aus für den Verband durch die Nazis. Erst 1947 gab es für den EHV einen Neustart, übrigens wieder mit dem Vorsitzenden Hans Kessler. Doch so richtig kam der Verband erst vorwärts, als 1957 der EHV in das "Haus des Handels" in die Kaiserstraße in Trier einzog. Heute führt Michael Müller, vom Herrenausstatter Blaue Hand in Trier, den Verband als Präsident.

"Zwischenzeitlich hatten wir sogar mal über 2000 Mitglieder, doch damals war die Mitgliedschaft Pflicht", erklärt Alfred Thielen, der diesen Zeiten nicht nachweint. "Wir haben genügend zu tun, um unsere Mitglieder zu unterstützen und zu beraten und auch noch einige Herausforderungen", sagt Thielen. Schließlich möchte der Verband auch in zehn Jahren, beim 100-Jährigen, wieder von der Erfolgsgeschichte des regionalen Einzelhandels berichten.

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