Handwerk setzt auf Frauen

Die Konjunktur brummt, die Auftragsbücher sind voll. Viele Unternehmen müssen sogar Aufträge ablehnen, weil das nötige Personal fehlt. In diesem Umfeld setzt die Handwerkskammer Trier (HWK) mit einem Sechs-Punkte-Programm neue Akzente: Das Handwerk sucht Frauen.

 Springt der Funke bei den Frauen über? Die HWK hofft auf mehr weibliche Mitarbeiter in ihren Berufen. Foto: HWK

Springt der Funke bei den Frauen über? Die HWK hofft auf mehr weibliche Mitarbeiter in ihren Berufen. Foto: HWK

Trier. Dem zunehmenden Fachkräftemangel möchte das Handwerk mit einem umfassenden Maßnahmenpaket begegnen: Die Handwerkskammer Trier (HWK) will die Erwerbstätigkeit von Frauen in den Handwerksberufen deutlich erhöhen. "Das Handwerk bietet Frauen attraktive Arbeitsplätze und ist längst keine Männerdomäne mehr. Wir brauchen Hirn, nicht nur Muskeln", sagt der Stellvertretende Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Trier, Josef Adams, angesichts der derzeitigen Situation. Nach einer Schätzung der Kammer ist das Potenzial an erwerbstätigen Frauen enorm: "Wir gehen von einer stillen Reserve von rund 6500 Arbeitskräften aus", sagt Adams. Vor allem die Bestandsaufnahme zeigt der Kammer die großen Möglichkeiten: 59 Prozent der erwerbsfähigen Frauen in Deutschland arbeiten, in der Schweiz sind es 70 Prozent, in Skandinavien 71 Prozent.Ein weiterer Punkt aus der Statistik zeigt, dass Handlungsbedarf besteht, will man mehr Frauen beschäftigen: "Jede zweite Frau kann auf Grund der Betreuung ihrer Kinder oder pflegebedürftiger Familienmitglieder nur einer geringfügigen Beschäftigung nachgehen", sagt Adams. Entsprechend hoch ist mit 76 Prozent deren Anteil an den 400-Euro-Jobs. Konzentration auf typische Frauenberufe

Bei den Lehrlingen konzentriert sich die Berufswahl der meisten Mädchen und jungen Frauen heute noch weitgehend auf frauentypische Berufe wie Friseurin (84 Prozent aller Auszubildenden sind Mädchen), Fachverkäuferin (95 Prozent) oder Bürokauffrau (64 Prozent).Dabei böten auch technisch orientierte Berufe, etwa im Elektro-, KFZ- oder Sanitärhandwerk, optimale Voraussetzungen und Karrierechancen für Frauen, sagt Adams. Neben einer breit angelegten Imagekampagne soll mit gezieltem Coaching durch die Ausbildungsberater der HWK sowie erfahrene Unternehmerfrauen Mädchen der Einstieg in Technikberufe erleichtert werden. Doppelrolle "Familie und Beruf"

Die Kammer hat weitere Ideen, um ihr Ziel zu erreichen. "Die HWK-Anlaufstelle zur ,Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf' unterstützt Betriebe der Region bei der Einführung familienfreundlicher Maßnahmen", erklärt Carl-Ludwig Centner von der HWK. Flexible Arbeitszeitmodelle, die Berücksichtigung familiärer Zeitbedürfnisse und die Unterstützung bei der Kinderbetreuung würden dazu beitragen, die Arbeitsbedingungen für Arbeitnehmerinnen mit Kindern und Pflegefällen in der Familie zu verbessern. Doch nach Ansicht der Kammer muss zeitgleich die Politik ihre Hausaufgaben machen. Vor allem die Betreuungsangebote müssten zügig ausgebaut werden, fordert die HWK. Einen starken Partner bei der Kampagne hat die Kammer im Arbeitskreis "Unternehmerfrauen im Handwerk" (UFH) gefunden. Annette Roth, UFH-Vorsitzende Wittlich, sieht in dem Netzwerk ein ideales Instrument, um Unternehmerfrauen im Handwerk zu helfen. "Wir richten uns nach den Problemen der Einzelnen." Rund 130 Frauen haben sich bereits in der Region zusammengeschlossen.

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