Handwerker für einen Tag

Trier · Berufe erkunden, selber Hand anlegen und Kontakte knüpfen. Das konnten gestern viele Jugendliche beim neunten Schüler- und Elterntag in der Handwerkskammer Trier. In offenen Werkstätten hatten sie die Möglichkeit, in verschiedene Handwerksberufe hineinzuschnuppern, um sich beruflich zu orientieren.

Trier. Sonntage sind Ruhetage, an denen sich Eltern und Kinder beim Mittagessen versammeln oder gemeinsam ein Eis essen gehen. Gestern hatten viele Familien in der Region andere Pläne: Sie widmeten den Tag der beruflichen Zukunft ihrer Kinder und nahmen am Schüler- und Elterntag der Handwerkskammer Trier (HWK) teil - einer Art Kontaktbörse für angehende Auszubildende, die sich bei ihrer Berufswahl noch nicht sicher sind und Orientierungshilfe benötigen.
Alternativen aufzeigen lassen


Unter den Interessierten sind auch Oliver Keller und sein Sohn Marcel (14) aus Deuselbach, die sich auf dem Weg zu einem Bewerbertraining befinden. Der Neuntklässler nutzt den Tag, um sich einen Überblick über die vielfältigen Handwerksberufe zu verschaffen. Er könnte sich vorstellen, als Elektriker zu arbeiten. Entschieden hat er sich dafür jedoch noch nicht, schließlich bleibt noch ein wenig Zeit. Sein Vater freut sich über das Angebot der HWK, denn sie gebe eine "gute Orientierungshilfe".
Das sieht auch HWK-Bildungsreferent Günther Behr so. Die Veranstaltung ermögliche Schülern und Eltern, gezielt Fragen zu stellen und in den verschiedenen Werkstätten einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. So will die HWK Alternativen zum Studium aufzeigen.
Dieses Angebot nutzt auch Familie Dreier aus Konz. Tochter Jaqueline (15) interessiert sich für den Beruf der Kosmetikerin. Vater Dreier bombardiert Fachkosmetikerin Marietta Huß-Becker mit Fragen: Welche Voraussetzungen muss man für den Beruf mitbringen? Welcher Notenabschluss ist wichtig? Huß-Becker beantwortet jede seiner Fragen und erzählt mit strahlenden Augen von ihrer Profession, die sie seit 27 Jahren ausübt. Um zu sehen, ob der Beruf der 15-Jährigen überhaupt Spaß machen könnte, bietet sie ihr erst einmal ein Praktikum zum Hineinschnuppern an.
Beide Seiten profitieren


Praktika seien der schnellste Weg, an eine Lehrstelle zu kommen und zu schauen, ob einem der Beruf überhaupt zusage, erklärt Behr.
Das sei für die Zukunft des Handwerks wichtig. Denn die Betriebe seien daran interessiert, Leute auszubilden, die die Tätigkeit langfristig ausüben wollen. Deshalb solle man sich seine Wahl gut überlegen, motiviert und interessiert sein.
Genau diese Voraussetzungen bringen Laura (19) und Stefanie (19) aus Trier mit. Sie informieren sich über den Job des Konditors und lassen beim Verzieren eines Donuts ihrer Kreativität freien Lauf: Hier tragen sie den Namen mit Schokoglasur auf. Dort bestücken sie eine freie Stellen mit Schokolinsen oder versehen sie mit Schnörkeleien.
Laura backt in ihrer Freizeit gerne und will ihr "Hobby zum Beruf machen". Daher erkundigt sie sich gemeinsam mit ihrer Freundin nach den Anforderungen. Die beiden würden sich über eine Lehrstelle freuen. Bei den derzeit 1000 freien Ausbildungsplätzen dürften ihre Chancen gut stehen.Extra

Die Handwerkskammer Trier veranstaltet seit 2006 den Schüler- und Elterntag. Zielgruppe sind Schüler in der letzten Klassenstufe sowie deren Eltern. Aber auch Studienabbrecher haben die Möglichkeit, sich über verschiedene Handwerksberufe zu erkundigen und sich neu zu orientieren. Bei Fragen rund um die Ausbildung und den Beruf geben Innungen sowie Betriebe Auskunft. Zudem kann man sich direkt an die Meister und deren Auszubildende wenden. In den verschiedenen Werkstätten der HWK werden konkrete Beispiele aus dem Berufsalltag gezeigt. Zudem bietet die Arbeitsagentur eine Berufsberatung sowie ein Bewerbertraining an. mmp

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