Handwerker wollen länger Förderung

Tausende Unternehmen aus dem Bereich Sanitär-Heizung-Klimatechnik (SHK) haben gestern bundesweit gegen die Pläne von Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) protestiert, die Solarstromförderung zu reduzieren. In Trier demonstrierten rund 30 Handwerker.

 Protest im Trier: Im Vordergrund fordern die SHK-Obermeister Helmut Gossert (Trier-Saarburg) und Alois Schmitz (MEHR) Minister Röttgen zum Umdenken auf. TV-Foto: Heribert Waschbüsch

Protest im Trier: Im Vordergrund fordern die SHK-Obermeister Helmut Gossert (Trier-Saarburg) und Alois Schmitz (MEHR) Minister Röttgen zum Umdenken auf. TV-Foto: Heribert Waschbüsch

Trier. Die deutsche Solarwirtschaft läuft Sturm gegen die Röttgen-Pläne, schon zum 1. April die sogenannte Einspeisungsvergütung für Solarstrom zu reduzieren. Sie fordern einen längeren Übergangszeitraum, weil durch den harten Winter viele Aufträge nicht fristgemäß erfüllt werden könnten. Allein in der Region Trier würden Hunderte von Hausbesitzer damit nicht mehr die höhere Vergütung für ihren selbst erzeugten Strom bekommen. Doch bei der Trierer Protestaktion gab es seitens der Regierungskoalition Unterstützung. Der Dauner FDP-Bundestagsabgeordnete Edmund Geisen geht davon aus, dass die geplante Veränderung der Einspeisungsvergütung für Solarstrom nicht schon zum 1. April, sondern erst zum 1. Juli 2010 einsetzt. Geisen erklärte in Trier bei der Protestaktion: "In keinem Ausschuss wurde der 1. April bisher als sinnvoll angesehen." Er gehe davon aus, dass die Neuregelung erst zum 1. Juli kommt. "Wir werden das nächste Woche in Berlin beraten, und ich denke, der 1. April ist nicht zu halten."

Worum geht es: Bundesumweltminister Röttgen plant die Förderung von Photovoltaik-Anlagen zurückzuführen. Derzeit beträgt die Förderung für kleine Solaranlagen auf Hausdächern 39 Cent je eingespeister Kilowattstunde nach 43 Cent Ende 2009. Anfang 2010 trat für neue Solaranlagen eine Kürzung um neun Prozent in Kraft. Hinzu kommen soll nun zum 1. April eine Kürzung von 15 Prozentpunkten für Dachanlagen und sogar um 25 Prozent für Anlagen auf Äckern.

Die Verlierer: "Der Betreiber würde damit rund 5000 Euro in 20 Jahren einbüßen", rechnet Alexander Schmidt von Schmidt-Solarstrom Trier vor (genaue Berechnung unter volksfreund.de/extra). Der Protest der Wirtschaft richtet sich nun zum Ersten gegen den frühen Termin. Alois Schmitz, Obermeister der SHK-Innung der Kreishandwerkerschaft Mosel Eifel Hunsrück Raum (MEHR): "Eine solch überstürzte Kürzung bereitet Tausenden Kunden, die neue Photovoltaik-Anlagen bestellt haben, finanzielle Probleme, weil die Kalkulation nicht mehr aufgeht." Allein in seinem Unternehmen würden derzeit 28 Kunden auf eine Solaranlage warten. Der harte Winter lasse derzeit aber keine Installation zu. "Zudem haben wir weitere Anfragen von 15 weiteren Verbrauchern", sagt Schmitz. Insgesamt sind unter dem Dach der beiden Innungen Trier-Saarburg und MEHR 60 Firmen mit knapp 600 Mitarbeitern von der Situation betroffen. Die eigentliche Zahl dürfte aber um ein Vielfaches höher sein: "Daneben installieren mit Sicherheit auch Handwerksbetriebe, die keiner Innung angehören, solche Anlagen. Darüber liegen uns aber keine genauen Zahlen vor, da die Photovoltaik nur ein Teilgebiet der Elektriker und Heizungsbauer ist", sagt der Leiter des Umweltzentrums, Axel Bettendorf.

Dass sich insgesamt die Subventionierung der Solaranlagen ändern muss, daran lässt auch FDP-Bundestagsabgeordneter Geisen keinen Zweifel: "Wir müssen auf der anderen Seite sehen, dass der Verbraucher durch seinen erhöhten Strompreis die Photovoltaik-Entwicklung unterstützt." Er sei deshalb für eine Fristverlängerung bis zum 1. Juli, um alle vorliegenden Aufträge ordnungsgemäß abwickeln zu können, und für eine maßvolle Reduzierung der Einspeisungsvergütung. Auch seitens des Handwerks kann man sich mit einer solchen Lösung anfreunden. "Wir haben durchaus Verständnis, dass die Förderung angepasst wird. Doch dies darf nicht dazu führen, dass eine ganz Branche hier leidet", erklärt einer der Protestler vor dem Trierer Umweltzentrum.

Die Gewinner: Die Stromkunden in Deutschland würden laut Minister Röttgen durch die Reduzierung um 1,5 Milliarden Euro im Jahr entlastet.

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