Handwerkslehre für Studienabbrecher

Mainz · Die CDU-Landtagsfraktion plädiert in einem Positionspapier zum Fachkräftemangel dafür, dass Unternehmen, Land und Kommunen gemeinsam eine Strategie für Rheinland-Pfalz erarbeiten. Federführend soll das Wirtschaftsministerium sein. Alle zwei Jahre soll ein Bericht vorgelegt werden.

Mainz. Kein Mindestlohn für Auszubildende, Studienabbrechern durch Lehre und Meisterausbildung Chancen im Handwerk bieten, bei älteren Arbeitnehmern auf deren Wunsch die Lebensarbeitszeit verlängern: Das sind drei Kernpunkte eines Positionspapiers der CDU-Landtagsfraktion, das Fraktionsvize Christian Baldauf und der wirtschaftspolitische Sprecher Martin Brandl gestern in Mainz präsentiert haben. Laut Baldauf soll dieses Papier "Grundlage für kommende intensive Gespräche mit Unternehmen und Verbänden sein".
Die Union prangert an, dass es in der Landesregierung keinen einheitlichen Ansprechpartner zum Thema Fachkräftebedarf gebe. Auch führten die Runden Tische von Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) - anders als bei ihrem Vorgänger Kurt Beck - kaum zu Ergebnissen. "Das muss sich ändern", verlangt Fraktionsvize Baldauf im Gespräch mit dem Volksfreund. Man werde deshalb "nachlegen" und auch das Parlament damit befassen.
Die CDU dokumentiert in ihrem Papier einige Schwerpunkte. So müsse der Wandel im Ausbildungsmarkt erkannt und genutzt werden. Das Land müsse bildungspolitische Rahmenbedingungen schaffen, um bei den Unternehmen die Attraktivität der Ausbildung zu stärken. In dem Papier heißt es: "Der Mindestlohn für Auszubildende gefährdet Ausbildungsplätze."
Nachhaltige Bildung sei Grundvoraussetzung für Fachkräfte. Die duale Ausbildung müsse als gleichwertiger Karriereweg zu Abitur und Studium gestärkt werden. Dazu sei unter anderem eine hundertprozentige Unterrichtsversorgung an den berufsbildenden Schulen erforderlich.
Nach Ansicht der Union sollten verstärkt duale Studiengänge eingerichtet werden. Auch gezielte Angebote für Studienabbrecher in der Berufsbildung hält die CDU für erforderlich.
Projekte, bei denen Studienabbrecher innerhalb von drei Jahren Lehre und Meisterausbildung absolvieren, "sollten in Rheinland-Pfalz vorangebtrieben werden", betont Fraktionsvize Christian Baldauf.
Um dem Fachkräftemangel, der sich nach Ansicht der Christdemokraten noch verschärfen wird, zu begegnen, sollen auch die Potenziale von älteren Arbeitnehmern und Frauen besser genutzt werden. Die CDU schlägt etwa vor, dass Expertenwissen erfahrener Berufstätiger zu nutzen, indem "die Lebensarbeitszeiten unter Berücksichtigung von Leistungsfähigkeit und persönlichen Wünschen verlängert werden können". Wer den vollen Rentenanspruch erworben habe, müsse ohne Anrechnung von Hinzuverdiensten weiterarbeiten können.
Um verstärkt weibliche Fachkräfte zu gewinnen, spricht sich die Union für mehr und flexiblere Betreuungsangebote für Kinder aus. Auch gebe es neue Möglichkeiten durch Telekommunikation und Computer. Letzter Punkt im CDU-Papier: Chancen der Migration gestalten. Hier ist von einer "Willkommenskultur" die Rede sowie von verbesserter Sprachförderung und Fremdsprachenunterricht an den Schulen. Außerdem sollten Rückkehrprogramme für inländische Fachkräfte, die ausgewandert sind, geschaffen werden.Extra

Die Handwerkskammer Trier (HWK) begrüßt den Vorschlag von Bundesbildungsministerin Johanna Wanka und der CDU-Landtagsfraktion, Studienabbrecher in Handwerksberufe zu bringen. Das könne helfen, den Mangel an Fachkräften abzumildern. Günter Behr von der Ausbildungsberatung der Kammer schätzt, dass derzeit mindestens 1000 Fachkräfte im regionalen Handwerk fehlen. Außerdem seien etliche Lehrstellen noch unbesetzt. Alleine im vergangenen Herbst hätten 500 Auszubildende gefehlt. Und da die Arbeitslosenquote in der Region niedrig sei, hätten viele Betriebe Probleme, Mitarbeiter zu finden.red

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