Hilfe bei zweiter Chance auf dem Arbeitsmarkt

Trier · Trotz niedriger Arbeitslosenzahlen in der Region und einer hohen Fachkräftenachfrage haben es ältere arbeitslose Menschen schwer, wieder in den Beruf einzusteigen. Sind sie über 50 und länger ohne Job, wird es noch schwieriger. Die Beratungs- und Qualifizierungsgesellschaft des Handwerks will helfen.

 Franz Donkers (stehend rechts) und Anton Herzog (stehend links) besuchen die Gruppe, die in der HWK qualifiziert wird. TV-Foto: Heribert Waschbüsch

Franz Donkers (stehend rechts) und Anton Herzog (stehend links) besuchen die Gruppe, die in der HWK qualifiziert wird. TV-Foto: Heribert Waschbüsch

Trier. Für Karin Meier (Name von der Redaktion geändert) ist der Besuch in der Qualifizierungsmaßnahme bei der Handwerkskammer (HWK) ein wichtiger Halt in ihrem Leben geworden. Die 59-Jährige nimmt bereits zum dritten Mal an einem solchen Seminar teil: "Ich habe daraufhin schon zwei befristete Stellen gefunden", erklärt die Frau. Zuvor war sie jahrelang ohne Anstellung und lebte von Hartz IV. "Ich habe hier wieder Mut gefunden, und ich glaube, dass ich eine unbefristete Arbeit finde", ist sie voller Hoffnung.
Die Frau gehört zu 20 Teilnehmern in dem Seminar. Über drei Monate läuft die Maßnahme, jeden Tag, 40 Stunden die Woche. Seminarleiterin Nathalie Beninde stellt den ganzheitlichen Ansatz heraus: "Neben den beruflichen Qualifikationen stehen auch Ernährungsberatung, Sport oder auch Hilfen durch die Schuldnerberatung auf dem Programm."
"Hier helfen wir Menschen die über 50 Jahre alt und in der Grundsicherung sind", sagt der Leiter der Gesellschaft, Anton Herzog. Die HWK Trier betreut in ihrer Tochtergesellschaft zwei Gruppen, eine für das Jobcenter Trier-Saarburg seit 2005 und eine für das Jobcenter Trier seit Anfang 2013. In Trier werden zwei weitere Gruppen vom Bürgerservice betreut und qualifiziert, rund 80 Vermittlungszentren gibt es im Bereich des Beschäftigungspakts West-Süd-West (siehe Extra).
Franz Donkers, Projektleiter der Aktion, ist zuständig für 37 Jobcenter in Rheinland-Pfalz, dem Saarland, Hessen und NRW. Die Erfolge der Zentren sind aus seiner Sicht für die betroffenen Menschen und für die Gesellschaft wichtig. "Die Menschen erhalten eine zweite Chance, sich wieder im Arbeitsleben zu integrieren. Das ist für sie wertvoll. Gleichzeitig hilft jeder vermittelte Teilnehmer auch dem Arbeitsmarkt." In den beiden Jahren 2011 und 2012 wurden in der Region Trier insgesamt rund 403 ältere Langzeitarbeitslose über die Projekte in den Arbeitsmarkt integriert. Die Vermittlungsquote liegt bei etwa 35 Prozent.
Durch die Agentur für Arbeit flossen für die Maßnahmen in der Stadt Trier und dem Landkreis Trier-Saarburg 2011 rund 1,3 Millionen Euro an Zuschüssen in die Region. Gut angelegtes Geld, wie Donkers findet. "Die Eingliederung kostet für einen vermittelten Teilnehmer etwa 7600 Euro, die Grundsicherung für einen Arbeitslosen hingegen etwa 10 000 Euro im Jahr", erklärt Donkers. Für ihn ist der Beschäftigungspakt aber vor allem aus Sicht der Betroffenen ein Erfolg.
Dies bestätigen andere Teilnehmer: Jürgen Schmitt (Name geändert): "Ich bin 52 und suche eine Stelle als Bürohilfe. Durch die Qualifizierung fühle ich mich motiviert, mein Selbstbewusstsein ist größer geworden, und ich glaube an meine Chance."Extra

Dem Beschäftigungspakt 50plus Hand drauf! West-Süd-West sind 37 Jobcenter und 80 Vermittlungszentren in Rheinland-Pfalz, im Saarland und in Teilen von Hessen und Nordrhein-Westfalen angeschlossen. Er ist Teil der Bundesinitiative Perspektive 50plus zur Vermittlung von Langzeitarbeitslosen über 50 Jahren, die das Bundesministerium für Arbeit und Soziales fördert. 2012 hat der Pakt West-Süd-West 4700 Menschen vermittelt. red

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