Hilfe zur Selbsthilfe: Pilot-Firma gesucht

TRIER. Rating, Basel II, neue Kreditvorschriften: Nichts, womit sich kleine und mittlere Unternehmen gerne beschäftigen. Und doch wird die gute Vorbereitung auf das Jahr 2007 die Überlebensfähigkeit jedes Betriebs beeinflussen. Das Trierer Institut für Mittelstandsökonomie an der Universität Trier (Inmit) hat ein Projekt gestartet, das das Rating als Chance betrachtet und Betrieben Hilfe zur Selbsthilfe anbietet.

Wer Unternehmer eines kleinen und mittelständischen Betriebes (KMU) ist, ist meist Multitalent: Er ist Betriebsgründer oder -nachfolger, aquiriert Aufträge, wählt Personal aus, produziert selbst, entwirft Anzeigen, ist Arbeitgeber und Arbeitnehmer, Stratege und Controller in einem. Zeit für langfristiges Planen ist häufig Mangelware. "Papierkram" wird nebenbei erledigt, Rechnungen werden häufig nicht eingetrieben.Je höher das Risiko, desto teurer der Kredit

Gerade auf die Kleinen im Wirtschaftsgeschehen kommt Großes zu. Schon heute treiben die Banken aus Rentabilitätsgründen den Einsatz von Ratingsystemen voran, die dann ab 2007 (Basel II) den Kreditinstituten durch die internationale Bankenaufsicht obligatorisch vorgegeben sein werden. Ziel des Kreditratings für die Banken ist, eine verbesserte Risikostreuung im Kreditgeschäft zu erreichen. Künftig wird ein Kredit für ein Unternehmen um so teurer, je höher für die Bank das Risiko wird, das Geld nicht zurück zu bekommen. Die Auswirkungen spüren die Unternehmen schon heute. Nach einer Umfrage der Arbeitsgemeinschaft Selbstständiger Unternehmer sagen bereits fast zwei Drittel aller deutschen Mittelständler, dass es für sie seit drei Jahren immer schwieriger geworden sei, Kredite zu erhalten."Rating als Chance für KMU - Erfolgsfaktor Bankenkommunikation" heißt deshalb ein Projekt des Trierer Instituts für Mittelstandsökonomie (Inmit), das für Unternehmer einen Leitfaden entwickelt und ihn mit Modell-Betrieben vorab als Pilotprojekt umsetzt. Unterstützt wird das Projekt vom rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministerium und dem Europäischen Sozialfonds."Wir wählen einen anderen Ansatz als die übliche Vorbereitung aufs Rating. Uns geht es darum, die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens zu steigern und damit quasi durch die Hintertür das Rating zu schaffen", sagt Inmit-Projektleiter Thomas Künzel. Dabei handele es sich beim Rating um "alten Wein in neuen Schläuchen", betont er. Im Kern gehe es um einen schonungslosen Selbsttest und die genaue Überprüfung eines Betriebs - "eine Selbstverständlichkeit", stellt Künzel fest. Dabei unterscheide sich das Inmit-Projekt gerade darin von anderen Rating-Ratgebern, dass es einen Werkzeugkasten zur strategischen Unternehmungsführung bietet."Wir wollen den Betrieben Hilfe zur Selbsthilfe geben, um sich optimal aufzustellen", sagt Albena Hälg vom Inmit. Sich gut bei Banken zu verkaufen und einen guten Kontakt zum Kundenberater aufzubauen, seien deshalb von besonderer Bedeutung. Ein gutes Rating sei quasi das "positive Nebenprodukt" daraus, sagt Martina Josten, Leiterin Marketing/Kommunikation beim Inmit.Bevor der Inmit-Leitfaden Mitte 2004 auf den Markt kommt und mittels einer Vortragsreihe in Rheinland-Pfalz vorgestellt wird, geht das Projekt in die Praxis-Phase. Eine kleine Auswahl mittelständischer Pilot-Unternehmen wird durch das Trierer Institut für Mittelstandsökonomie honorarfrei bis zum Rating begleitet.Dazu sucht das Inmit zusammen mit dem Trierischen Volksfreund ein mittelständisches Unternehmen aus der Region Trier. Zielgruppe sind Unternehmensnachfolger oder Unternehmer, die sich gerade auf die Betriebsnachfolge vorbereiten.Teilnahme-Bedingung: Rating ist Chef-Sache

Wichtige Voraussetzung für die Teilnahme ist: Das Rating ist Chef-Sache. Offenheit und Transparenz gehören ebenso dazu wie die Bereitschaft zur Präsentation der Erfahrungen. Die Mitarbeiter sollten ebenfalls in die Analyse einbezogen werden. Dafür wird dem Betrieb eine Standortbestimmung geboten, die strategische Ausrichtung und Bankenkommunikation überprüft, Chancen auf ein besseres Rating inklusive. Der TV wird das Projekt über den gesamten Zeitraum begleiten und darüber berichten.Wer Unternehmer ist und Interesse an der Projektteilnahme hat, trägt sich online auf der Internetseite des Inmit ( www.inmit.de) ein oder sendet seine Bewerbungsunterlagen mit kurzer Unternehmensbeschreibung an das Inmit (Institut für Mittelstandsökonomie), Albena Hälg und Thomas Künzel, Stichwort "Rating", Bahnhofstraße 30-32, 54292 Trier.

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