"Ich bin - hoffentlich - ein normaler Mensch"

Tee oder Kaffee? Fotos von der Familie oder Kunstdrucke? Schnitt- oder Topfblumen? In der Serie "Das Büro des Chefs" besucht der Trierische Volksfreund Geschäftsführer von Unternehmen der Region Trier in ihrem Büro - und lässt sie erzählen, warum sie ihren Arbeitsplatz so und nicht anders eingerichtet haben. Im dritten Teil hat Horst Schreiber, Vorstand der Volksbank Trier eG, seine Bürotür geöffnet.

I n diesem Büro arbeite ich seit 2005, also seit die Hauptgeschäftsstelle der Volksbank Trier in die ehemalige Kaserne auf dem Castelforte-Gelände gezogen ist. Eine Herausforderung war es, den Raum einigermaßen wohnlich zu gestalten. Schließlich verbringe ich zwischen zehn und zwölf Stunden hier, wenn ich nicht auf Geschäftsreisen bin - zu viel, wie auch meine Frau sagt. Hinter dem Besprechungstisch hängt ein großes Gemälde des Malers Theo Jacobi aus Dockendorf in der Eifel. Ich kenne ihn schon ewig, in der Jugend haben wir zusammen Fußball gespielt. Das Bild zeigt eine ländliche Morgenstimmung mit Feld und Bäumen. An der Wand hinter meinem Schreibtisch hängen drei Schwarzweiß-Fotografien von Kindern. Eines zeigt ein kleines Mädchen mit blonden Locken - das habe ich gewählt, weil es so aussieht wie ich als ich klein war.
Wenn ich morgens ins Büro komme, verschaffe ich mir über zentrale Informationsportale im Internet als Erstes einen Überblick über das, was gerade in der Welt geschieht. Das dauert etwa eine Viertelstunde. Was am Tag an konkreten Terminen und Aufgaben ansteht, legt mir meine Sekretärin in die Wiedervorlagemappe. Mittags versuche ich ein paar Schritte durch die frische Luft zu gehen und außerhalb etwas zu essen. Das gelingt mir aber nicht immer. Manchmal gehe ich gegenüber ins Altersheim, wo es gut bürgerliches Essen gibt, manchmal ins Nells Park Hotel oder ich hole mir einen Snack.
Regelmäßige Gespräche habe ich mindestens einmal in der Woche mit den Bereichsleitern und Bereichsleiterinnen, die ich dafür in ihrem Büro aufsuche. In meinem Büro empfange ich auch immer wieder Kunden, um näher an die Themen heranzukommen, die sie beschäftigen. Bei uns als Genossenschaftsbank stehen die Kunden schließlich schon allein qua Rechtsform im Mittelpunkt. Es fehlt mir, dass ich hier die Nähe nicht mehr so pflegen kann wie früher. Musik höre ich nicht beim Arbeiten. Da meine Tür, wenn kein Besuch da ist, immer offen steht, habe ich den ganzen Tag eine gewisse Geräuschkulisse.
Meine Termine trage ich ausschließlich in einen digitalen Kalender ein. Alle Mitarbeiter haben darauf Zugriff, dürfen alle hineinschauen und auch Termine für mich ausmachen. Auf meinem Schreibtisch steht ein Wasserkrug, und ich bemühe mich, ihn bis abends leer zu bekommen. Kaffee trinke ich mehrfach am Tag. Der Slogan der Volksbank lautet ja: ,Jeder Mensch hat etwas, das ihn antreibt.\' Ich arbeite daran, einen nahezu perfekten Milchschaum zum Cappuccino machen zu können. Natürlich zu Hause, nicht im Büro.
Beruf- und Privatleben versuche ich zu trennen. Zu Hause lese ich eher selten Mails. Wenn die Welt untergeht, wird schon jemand anrufen. Im Büro trage ich immer Anzug und Krawatte - die spüre ich mittlerweile gar nicht mehr. In der Freizeit ziehe ich eher Jeans an. Und am Wochenende kommt es auch vor, dass ich mich nicht rasiere. Ich bin - hoffentlich - ein ganz normaler Mensch. Also nicht das, was sich viele vielleicht unter einem ,typischen Banker\' vorstellen." Aufgezeichnet von Ariane Arndt.
Extra

Horst Schreiber wurde 1954 in Peffingen (Verbandsgemeinde Irrel) geboren. Nach den ersten vier Jahren in der Volksschule Peffingen besuchte er in Biesdorf das altsprachliche St.-Josef-Gymnasium. Ausbildungsort und erste Berufsstation als Bankkaufmann war die Volksbank Bitburg. Die genossenschaftliche Aufstiegsfortbildung schloss er als Diplom-Bankbetriebswirt ab. Seit 1981 ist Horst Schreiber Vorstand der Volksbank Trier eG beziehungsweise ihrer Vorgängerinstitute. Er ist Vizepräsident und Mitglied der Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer Trier sowie Vorsitzender des Vereins zur Leseförderung Trier. Die Volksbank Trier ist mit etwa 25 000 Mitgliedern die größte Personenvereinigung der Region Trier. Sie beschäftigt 231 Mitarbeiter und betreibt 23 Filialen in Trier, im Kreis Trier-Saarburg sowie in Hetzerath. Neben Horst Schreiber gehören Norbert Friedrich und Karl A. Heinz dem Vorstand an. arn

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