"Ich mag Symmetrie und Ordnung"

Tee oder Kaffee? Fotos von der Familie oder Kunstdrucke? Schnitt- oder Topfblumen? In dieser Serie besucht der Trierische Volksfreund Chefs von Unternehmen und Organisationen der Region Trier in ihrem Büro. Heute ist er zu Gast bei Heribert Wilhelmi, seit Juli Chef der Agentur für Arbeit Trier.

M ein Büro ist noch nicht ganz fertig eingerichtet. Ich bin ja hausintern umgezogen, einiges befindet sich noch in meinem alten Arbeitszimmer, in dem ich als Geschäftsführer des Internen Services gearbeitet habe. Ich werde aber wohl nicht alle Sachen hierhin holen, da ich jetzt sozusagen in einem repräsentativen Büro sitze. Meine Mitarbeiter meinen auch, manches würde nicht in das Büro eines Agenturleiters passen. Zum Beispiel die Einkaufstüte mit großem Wilhelmi-Schriftzug von einem gleichnamigen Hosenhaus in Hameln, die mir ein Kumpel 1984 geschenkt hat, und die immer an einer Bürowand hing. Oder die große Pinnwand mit vielen Erinnerungen, darunter Selbstgebasteltes von meinem Sohn, der mittlerweile 22 Jahre alt ist. Von ihm habe ich viele Fotos unter der transparenten Abdeckung meiner Schreibtischunterlage.
Das Bild an der Wand hinter meinem Schreibtisch hat mir mein Vorgänger Wolfram Leibe überlassen. Es stammt von der Künstlerin Susanne Ackermann aus Karlsruhe. Die gelben Quadrate passen gut zu mir: Ich bin ein symmetrisch und linienförmig denkender Mensch. Und sehr ordentlich: Auf meinem Schreibtisch liegt immer nur das, was gerade bearbeitet wird. Alles andere wird nach einem bestimmten System wegsortiert, bleibt aber in greifbarer Nähe. Eine funktionierende Ordnung und Organisation ist wichtig.
Dieses hier ist das fünfte Büro, das ich als Geschäftsführer beziehe. In jedem gab es immer ein Andenken an meine vorherige Tätigkeit. Hier in Trier ist es das Bild "Roter Turm I" von Lyonel Feininger, ein Abschiedsgeschenk von Kollegen der Regionaldirektion in Halle an der Saale. Dort habe ich den Bauhaus-Stil für mich entdeckt. Das Original des Turm-Bildes galt seit der Beschlagnahme im Zuge der Aktion "Entartete Kunst" 1937 als verschollen. 2009, also zu der Zeit, als ich in Halle war, kam es zurück in die Moritzburg, das Kunstmuseum des Landes Sachsen-Anhalt.
Was in meinem Büro auf jeden Fall noch fehlt, ist ein Wandkalender - da wähle ich meistens einen mit Kunstmotiven. Ich bin schon auf der Suche für 2014. Vielleicht wird es Edward Hopper, vielleicht einer mit Trierer Motiven. Aber vielleicht auch ein Bauhaus-Kalender.
An der Wand gegenüber meines Schreibtischs hängt ein großer Fernseher - allerdings nicht zum Fernsehen, sondern für Präsentationen. Denn hier halte ich auch kleine Besprechungen ab. Ganz wichtig: Der Tisch darf nicht eckig sein. Meiner ist oval, das ist gut.
Auf dem Tisch steht eine Karaffe mit Wasser, darin zwei Scheiben Zitrone. Es ist Leitungswasser - ich sage immer: Das ist das bestgeprüfteste Lebensmittel, das wir haben. Es muss nicht unbedingt Sprudel sein. Die Karaffe hat mir meine Frau zum neuen Büro geschenkt, dazu ein schief stehendes Glas - das eignet sich gut als Einstieg in ein Gespräch.
Derzeit bin ich viel unterwegs, um mein Netzwerk zu pflegen. Vier Stunden am Tag sitze ich aber mindestens auf meinem Bürostuhl. Mittags gehe ich meist in die Kantine oder gegenüber ins Hotel essen. Früher habe ich oft noch eine Runde ums Haus gedreht. Seit Juli habe ich das nicht einmal geschafft, mein Arbeitsrhythmus hat sich verändert. Aber das gehört dazu. Den Führungskräften, die ich früher geschult habe, habe ich stets gesagt: Es ist wichtig, bei einer neuen Position seine bisherigen Arbeitstechniken und Gewohnheiten zu prüfen." Aufgezeichnet von Ariane Arndt-Jakobs
Extra

Heribert Wilhelmi, geboren 1960 in Saarlouis, ist seit Juli Vorsitzender der Geschäftsführung der Trierer Arbeitsagentur. Zu seinem Arbeitsplatz fährt er 84 Kilometer: Er wohnt mit seiner Frau und seinem Sohn in der saarländischen Gemeinde Heusweiler-Holz. Bereits den Einstieg ins Berufsleben machte er bei der Arbeitsagentur: Hier absolvierte er seine Lehre und sämtliche Fortbildungen. Der Diplom-Verwaltungswirt hat als Arbeitsvermittler und -berater sowie Team- und Geschäftsstellenleiter in unterschiedlichen Regionen gearbeitet. Seit den 1990er Jahren ist er in Führungspositionen tätig: zunächst als Sachgebietsleiter, dann als Agenturberater in der Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland und zuletzt als Geschäftsführer des Internen Services in der Trierer Agentur. arn www.arbeitsagentur.de

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