IG Metall packt die große Keule aus

Trier · Einen solchen Streikaufruf hat es in der Region Trier seit vielen Jahren nicht mehr gegeben: Die IG Metall hat 5000 Mitglieder zur Aktion aufgerufen, vor Spät- und Nachtdienst haben sich bereits 1800 IG-Metaller am zweitstündigen Ausstand beteiligt.

 Warnstreik bei Volvo in Konz-Könen: Zwei Stunden früher ist Schicht. Insgesamt sind 5000 IG-Metallmitglieder aufgefordert, sich an der Aktion zu beteiligen. TV-Foto: Friedemann Vetter

Warnstreik bei Volvo in Konz-Könen: Zwei Stunden früher ist Schicht. Insgesamt sind 5000 IG-Metallmitglieder aufgefordert, sich an der Aktion zu beteiligen. TV-Foto: Friedemann Vetter

Trier. Die Streikaktion hat gestern bei den neun tarifgebundenen Unternehmen aus der Elektro- und Metallbranche sicher wehgetan. Vor Beginn der vierten und aller Voraussicht nach entscheidenden Tarifrunde hat die IG Metall in der Region Trier noch einmal die Keule ausgepackt. Die 5000 organisierten Beschäftigten in der Branche sollten zwei Stunden vor Schichtende die Arbeit niederlegen und damit ihren Forderungen Nachdruck verleihen. "Wir sind sehr zufrieden mit der Beteiligung", sagt der IG-Metall-Chef in der Region Trier, Roland Wölfl, dem Volksfreund.
Über 3000 Streikende



Bis nachmittags um 16 Uhr hatten sich bereits 1800 Beschäftigte am Streik beteiligt, in der Spätschicht und der Nachtschicht hofft Wölfl auf weitere Aktionen. "Ich gehe davon aus, dass weit über 3000 Mitglieder gestreikt haben", sagt Wölfl, genaue Zahlen lägen ihm erst am heutigen Dienstag vor.
Arbeitgeber: Sinnlose Aktion


Bei den Arbeitgebern kam die Aktion gar nicht gut an: "Sinnlose Warnstreiks kurz vor Ergebnis", so ihre Einschätzung. Mit Unverständnis reagiert der Arbeitgeberverband vem.die arbeitgeber in Koblenz auf die Warnstreiks der IG Metall im Raum Koblenz, rund um Trier, in Wittlich und in Herdorf. Hauptgeschäftsführer Thorsten Bröcker: "Die Spitzen der Metallarbeitgeberverbände und der IG Metall sind heute nach Stuttgart gereist, um dort den Pilotabschluss zu verhandeln. Der IG Metall-Vorsitzende Wetzel hat schon am Freitag in der Süddeutschen Zeitung seine Erwartung ausgedrückt, dass es in Stuttgart ,klappen kann\'. Welchen Sinn in dieser Abschlussphase Warnstreiks im Norden von Rheinland-Pfalz haben, erschließt sich uns nicht", so Thorsten Bröcker.
Bei der Gewerkschaft in Trier sind sich die Verantwortlichen noch nicht so sicher, dass der Durchbruch gelingt. Wölfl: "Wir brauchen eine Lösung in allen drei Kernfragen."
Streitpunkt Weiterbildung


Die Gewerkschaft fordert neben einer Lohnerhöhung um 5,5 Prozent sowie einer Neuregelung der Ende März auslaufenden Altersteilzeit und den Einstieg in eine bezuschusste Weiterbildungsteilzeit. Doch gerade bei diesen drei Punkten sind die beiden Tarifpartner bisher noch nicht zu Rande gekommen. Sollten die Tarifpartner im Südwesten einen Pilotabschluss hinbekommen, geht es um eine Übernahmevereinbarung für den Bereich Mitte, dem die Betriebe und Beschäftigten in Thüringen, Hessen, dem Saarland und Rheinland-Pfalz angehören. Dies könnte wohl am Donnerstag auf dem Programm stehen, und auch die große Tarifkommission müsste einen Abschluss noch durchwinken.Extra

Die Metall-Tarifpartner in Baden-Württemberg haben etliche Male einen Pilotabschluss für die gesamte Schlüsselbranche geschmiedet. Die IG Metall kann im Südwesten auf starke Truppen zählen - denn die gewerkschaftlichen Organisationsgrade sind hoch, etwa bei den Daimler-Produktionsbeschäftigten um die 80 Prozent. Die Autobauer Daimler, Audi und Porsche sowie ihre Zulieferer wie Bosch und Mahle und der Maschinenbau mit Festo, Stihl oder Dürr sind Garanten für die Gewerkschaft, genügend Leute auf die Straße zu bringen und damit im Konfliktfall Druck auf die Arbeitgeber ausüben zu können. Qualitative Themen gehören zu den Spezialitäten der Metall-Tarifparteien im Südwesten. Sie unterzeichneten die Tarifverträge über Weiterbildung (2001), Arbeitszeitkonten (2005), und Altersteilzeit (2008), die von anderen Bezirken übernommen wurden. Ein Markstein der Tarifgeschichte war 1984 der Einstieg in die 35-Stunden-Woche nach einem siebenwöchigen Streik im Südwesten. In der Bilanz der Abschlüsse seit 1990 liegt Baden-Württemberg mit seinen derzeit 800 000 Beschäftigten deutlich vor dem ebenfalls einflussreichen Bezirk Nordrhein-Westfalen: Neun Mal wurden hier wegweisende Tarifverträge abgeschlossen, in NRW nur dreimal. Zuletzt waren die Bayern 2013 Vorreiter gewesen. Die vierte Tarifverhandlung/ Übernahmeverhandlung für Rheinland-Pfalz, Hessen und das Saarland (M+E Mitte) mit der IG Metall Bezirksleitung Mitte ist am Mittwoch, 25. Februar in Frankfurt. hw/dpa

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort