Im Verbund die Probleme lösen

TRIER/MAINZ. Der Fusionsdruck auf die deutschen Sparkassen und die Volks- und Raiffeisenbanken steigt. Klaus G. Adam, Vorstandsvorsitzender der Landesbank Rheinland-Pfalz (LRP), sieht darin für die Sparkassen eine Chance.

Die deutsche Finanzbranche steckt in einer Krise. Der Druck auf die Institute verstärkt sich. Stehen wir in Deutschland vor einem Bankensterben?

Adam : In der Tat steht die gesamte Finanzbranche, also Banken sowie Versicherungen, vor einer historischen Herausforderung. Dies wird im Bankenbereich zu weiteren einschneidenden strukturellen Veränderungen führen. Weil in den vergangenen Jahren überall die aus unterschiedlichen Gründen zu hohen Kosten nicht mit der gebotenen Konsequenz reduziert wurden, sind viele Institute von dem Versiegen der Ertragsquellen aus den Börsengeschäften sowie dem teilweise dramatischen Werteverfall an den Kapitalmärkten stark betroffen. Hinzu kommt, dass die Jahr für Jahr zunehmenden Pleitewellen immer tiefere Spuren in den Ertragsrechnungen hinterlassen. Dies wird die bereits in den letzten Jahren zu beobachtende Reduzierung von Zweigstellen und Anzahl der Kreditinstitute beschleunigen. Darüber hinaus werden nunmehr mit größerer Dringlichkeit Kostensenkungen auch durch Maßnahmen angegangen, bei denen gruppenübergreifende Lösungen, wie zum Beispiel die zwischen Sparkassen und Genossenschaftsbanken im Wertpapierservice-Bereich beschlossenen Zusammenlegungen, verfolgt werden.

Wie hat sich diese Entwicklung in der Bilanz der LRP niedergeschlagen?

Adam : Börsen-Crash, Margendruck und gestiegene Risikovorsorgenotwendigkeiten aufgrund der konjunkturellen Situation haben auch unser Zahlenwerk für 2002 geprägt. Wir rechnen mit einem Rückgang in unserem Jahresüberschuss in der Größenordnung von einem Viertel.

Welche Veränderungen sehen Sie auf die Sparkassen zukommen?

Adam : Der Konsolidierungsdruck wird auch innerhalb der Sparkassenorganisation zu Veränderungen führen. Ich rechne in Rheinland-Pfalz mittelfristig mit einer Reduktion der Anzahl der Sparkassen auf etwa 20 von derzeit 31 Sparkassen. Darüber hinaus werden wir in der gesamten deutschen Sparkassenorganisation vor dem Hintergrund der geänderten Haftungsgrundlagen sowie der allgemeinen Marktveränderungen eine neue Verbundarbeitsteilung entwickeln. Wir wollen den Verbund in enger Abstimmung mit dem Sparkassen- und Giroverband in Rheinland-Pfalz noch weiter intensivieren und die Vertriebsstärke der Sparkassen und das Produkt- und Service-Know-how der LRP noch besser für die Marktdurchdringung nutzen.

Mit dem Wegfall der Gewährträgerhaftung verändert sich auch die Geschäftsgrundlage der LRP wie aller anderen Landesbanken. Was hat das für Ihr Institut für Konsequenzen?

Adam : Wir müssen unsere Kosten- und Ertragsstrukturen und unsere Eigenkapitalkoeffizienten auf ein Niveau bringen, damit wir spätestens Mitte 2005 durch die internationalen Rating-Agenturen eine Bonitätseinstufung mindestens im A-Bereich bekommen. Nur so werden wir Refinanzierungen zu Konditionen bekommen, um unser Kreditgeschäft mit auskömmlichen Margen betreiben zu können. Unsere mittelfristige Strategie sieht deswegen eine weitere Stärkung unserer Kapitalbasis, deutliche Einschnitte bei den Kosten sowie eine noch selektivere, an hohe Bonitäts- und Rentabilitätsanforderungen orientierte Kreditpolitik vor.

Im internationalen Vergleich ist die Ertragslage deutscher Banken bescheiden. Wie kann das geändert werden?

Adam : Für die gesamte deutsche Kreditwirtschaft stimmt das. Die Institute der Sparkassenorganisation sind in Deutschland aber nach wie vor Spitzenreiter, was sich zum Beispiel an der an dem im Vergleich zu den Mitbewerbern klaren Führungsposition bei den Steuerzahlungen ablesen lässt. Der fortschreitende Konsolidierungsprozess wird die Ertragssituation insgesamt, wenngleich nur schrittweise, verbessern.

Mit Landesbank-Chef Klaus G. Adam sprach TV-Redakteur Heribert Waschbüsch.

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