Immer mehr Frauen gehen pleite

Trier · Die Pleiteentwicklung in der Region Trier zeigt für das erste Halbjahr kein einheitliches Bild. Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen ist zurückgegangen, die Privatpersonen, die ihren finanziellen Verpflichtungen nicht nachkommen, ist gestiegen.

Trier. Die Trierer Wirtschaftsauskunftei Creditreform fasst das erste Halbjahr mit einem positiven und einem negativen Ausblick zusammen. Bei den Firmen hat sich das Pleitegeschehen weitaus besser entwickelt als im Bundesdurchschnitt. Doch bei den Privatpleiten haben die Experten von Januar bis Juli einen deutlichen Anstieg gegenüber dem Vorjahreszeitraum festgestellt. "Wir haben vor allem bei den Frauen einen deutlichen Anstieg der Insolvenzen festgestellt", sagt der Sprecher der Creditreform Trier, Guido Joswig dem Volksfreund. Die Zahl der Privatinsolvenzen ist um zehn Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr 2012 von 243 auf 269 gestiegen.
Prävention ist wichtig


Die Zahl der männlichen Personen in Geldnot ist nahezu konstant geblieben (149 zu 147), die der Frauen ist aber von 94 auf 122 Frauen gestiegen. Ursachenforschung betreibt die Creditreform bei ihrer Untersuchung nicht. "Als Tendenzen können wir lediglich Handykosten und Onlinehandel erkennen", sagt Guido Joswig.
Bei der Schuldnerberatung der Caritas in Trier möchte man nicht auf diesen kurzfristigen Trend schauen. "Bei uns hält sich die Zahl der weiblichen und männlichen Schuldner die Waage", sagt Anne Bereths-Weber. Scheidung, Arbeitslosigkeit, Probleme mit der Immobilienfinanzierung oder gescheiterte Selbstständigkeit seien oft Gründe für finanzielle Schieflagen. "Doch das ist nicht alles. Wir stellen einfach fest, dass den Betroffenen der richtige Umgang mit Geld fehlt, es keine finanzielle Allgemeinbildung gebe", sagt Bereths-Weber. Oft mangele es an einer einfachen Aufstellung von Einnahmen und Ausgaben. Sie würde sich wünschen, dass es ein größeres Angebot an Präventionsmaßnahmen gebe, um Menschen zu beraten, bevor das Schlimmste passiert. Die Verbraucherberatung Trier versucht Aufklärungsarbeit zu betreiben. "Wir bieten Seminare mit dem Titel ‚Kostenfalle Handy\' an", sagt Verbraucherschützerin Renate Schröder. Unter www.verbraucherzentrale-rlp.de finden Betroffene zudem erste Hilfestellungen. "Doch die Spezialisten in solchen Fällen sind die Schuldnerberatungen in der Region, zu denen wir auch immer Menschen bei Insolvenzen schicken", sagt Schröder.
79 Unternehmensinsolvenzen wurden indes im ersten Halbjahr in der Region Trier eröffnet. "Im Vergleich zum Vorjahr mit 98 Unternehmensinsolvenzen sind das 20 Prozent weniger Firmeninsolvenzen. Im Gegensatz dazu ist der Trend in der Bundesrepublik weiter steigend (plus 0,8 Prozent).

Gute Entwicklung bei Firmen


In der Region Trier machen den größten Anteil unter den Insolvenzen mit 50 Firmen Kleinunternehmer mit ein bis zwei Mitarbeitern aus. Das Umsatzvolumen der Firmen ist ganz deutlich gesunken, von 180 Millionen Euro im vergangenen Jahr auf rund 50 Millionen Euro. Ein Grund dafür ist die Insolvenz des Trierer Stahlwerkes aus dem vergangenen Jahr. Dies machte sich im Jahr 2012 mit 125 Millionen Euro Umsatz und 260 Mitarbeitern in der Statistik bemerkbar.
Die auffälligsten Insolvenzen im ersten Halbjahr 2013 waren die Karl Kreber GmbH in Trier mit einem Umsatzvolumen von sieben Millionen Euro Jahresumsatz. Weitere umsatzstarke Unternehmen waren die Moselglas GmbH in Zeltingen-Rachtig mit 6,1 Millionen Euro sowie die Pro-Tec GmbH & Co. KG in Daun mit 4,5 Millionen Euro Umsatz.
In der Branchenverteilung entfällt der größte Anteil auf den Bereich Dienstleistungen (41, Vorjahr 53). Auf den Bereich Handel entfallen 20 Insolvenzen, auf den Baubereich elf und auf das verarbeitende Gewerbe sieben Firmenpleiten.Extra

Die Stadt Trier meldet mit 21 Insolvenzen die meisten Firmenpleiten. Im Vorjahr waren es sogar 32, und damit gab es hier einen Rückgang um 35 Prozent. Mit 17 Firmeninsolvenzen, dicht gefolgt vom Kreis Bernkastel-Wittlich (16), hat der Eifelkreis Bitburg-Prüm die zweitmeisten Firmenpleiten. Aber auch hier kann man einen leichten Rückgang im Vergleich zum Vorjahr (Kreis Bernkastel-Wittlich: 18; Kreis Bitburg-Prüm 23) erkennen. Die wenigsten Unternehmenspleiten sind in den Kreisen Trier-Saarburg (14) und dem Kreis Vulkaneifel (11), zu vermelden. Im Vorjahr waren es dort nur acht. hw

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort