In der vierten Generation Richtung Zukunft

Kell am See · Ob Keramikzündstäbe in Heizungen, Zahnkeramik aus Zirkon oder Kohlebürsten in Elektromotoren: Der Maschinenbauer Komage aus Kell am See stellt die moderne Pulverpresstechnik für solche Produkte her.

 Geschäftsführerin Margit Gellner (rechts) mit ihrem Team (von links): Michael Lauer (Serviceleiter und Vertrieb), Jörg Lindemans (Betriebsleiter) und Hans-Georg Seimetz (Technischer Berater).TV-Foto: Hans Muth

Geschäftsführerin Margit Gellner (rechts) mit ihrem Team (von links): Michael Lauer (Serviceleiter und Vertrieb), Jörg Lindemans (Betriebsleiter) und Hans-Georg Seimetz (Technischer Berater).TV-Foto: Hans Muth

Kell am See. Als vor wenigen Tagen eine neun Meter große hydraulische Pulverpresse den Firmenhof des Hochwälder Maschinenbauers Komage verließ, verabschiedete das 65-Mitarbeiter-Team nicht nur einen Koloss von 78 000 Kilogramm Gewicht in Richtung Türkei.
Mit der S 500 verließ auch die bislang größte Maschine in der mehr als hundertjährigen Firmengeschichte des Traditionsunternehmens das Werk in Kell am See. Ein Mammutprojekt. "Wir haben in die Maschine eine sehr komplexe Technologie eingebaut. Für den türkischen Kunden aus der Automobilzuliefer-Branche bedeutet das einen Produktivitätsgewinn, weil nur noch ein Arbeitsschritt nötig ist", sagt Komage-Geschäftsführerin Margit Gellner.
Ein solches Projekt sei selbst für die maschinengewöhnten Mitarbeiter sehr beeindruckend gewesen. Immerhin kostet eine solche Maschine den Grundpreis von 1,1 Millionen Euro, Erweiterungen je nach Kundenwunsch werden extra berechnet. "Dies ist der Markt der Zukunft. Wir haben uns in unserer Unternehmensgeschichte einen Namen geschaffen, in dem wir Sonderanfertigungen und keine Maschinen von der Stange herstellen", sagt Gellner.
Schon im Jahr 1908 in Berlin gegründet und seit 1938 mit Sitz in Kell am See beliefert die Komage inzwischen renommierte Unternehmen der Automobilindustrie, Chemie, Pharmazie, Elektrotechnik und Raumfahrt bis nach Japan und China.
Elf internationale Vertretungen


Das Familienunternehmen in der vierten Generation ist auf die Herstellung von Hochleistungs-Pulverpressen sowie die dazugehörigen Anlagen für Granulate, die Befüllung und den Werkzeugwechsel spezialisiert. Und dies mit Erfolg.
Während die nationale Vertriebstätigkeit weitgehend von Kell am See aus gesteuert wird, ist die Komage durch derzeit elf internationale Vertretungen auf den wichtigsten ausländischen Märkten aktiv. Der Exportanteil des Sondermaschinenbauers beträgt dabei über 50 Prozent.
Den großen Absatz auch in Übersee begründet Geschäftsführerin Margit Gellner mit kurzen und schnellen Bearbeitungswegen, aber auch einer effizienten Kommunikation zwischen den Experten und Entscheidern. "Das ist ein bedeutender Vorteil einem Großunternehmen gegenüber, den Kunden auf der ganzen Welt schätzen", sagt die Firmenchefin.
Dabei kommen die Kunden immer wieder auf die Komage zu, fragen nach Sonderlösungen und entwickeln gemeinsam mit den Mitarbeitern eine individuell auf den Kunden abgestimmte Technik.
Dieses Prinzip kam sowohl bei Kunden aus der Dentaltechnik zum Tragen als auch bei einer japanischen Firma, die eine Presse für Kohlenstoffteile benötigte.
"Unser Motto lautet: Da, wo unsere Maschinen stehen, geht die Sonne nie unter. Denn wir liefern nach Brasilien, in die Türkei und bis nach China und Japan - rund um die Welt", sagt Margit Gellner.
Der Region verpflichtet


Um jedem Kunden eine innovative Lösung anbieten zu können, werden Facharbeiter, Techniker und Ingenieure ständig aus- und weitergebildet.
Immerhin 15 Prozent Ingenieure gibt es in dem 65-köpfigen Mitarbeiterstamm. "Mit einem Team hochqualifizierter Mitarbeiter verschiedener Fachrichtungen gelingt es uns, die mehr als 100-jährige Geschichte des Unternehmens fortzuführen und eine technologische Spitzenposition unter den deutschen Maschinenbauern einzunehmen", sagt Gellner. Denn die Konkurrenz schlafe nicht.
So sei eine der zentralen Aufgaben das Wissensmanagement. "Dazu zählt die ständige interne und externe Schulung der Mitarbeiter. Ein Grund, weshalb wir auch hier im Hochwald gute Leute halten können und keine Hilfskräfte einstellen", sagt die Firmenchefin.
So könne der Betrieb auch sein zweites Motto verwirklichen. "Wir fühlen uns - trotz der globalen Tätigkeit des Unternehmens - der Region verpflichtet." Denn das Ziel sei auf jeden Fall, den Standort zu sichern und auszubauen.
Extra

Hochleistungspressen Maschinen der KME-Baureihe von Komage sind mechanisch-elektronische Hochleistungspressen mit frei beweglicher Matrize, die für die Herstellung von Formteilen aus Keramik oder Metall in hohen Stückzahlen konzipiert sind. Dabei werden Hubzahlen von bis zu 45 Hüben pro Minute erreicht, was der Produktion eines Presslings alle 1,3 Sekunden entspricht. Weltweit einzigartig ist das Antriebskonzept der KME, welches auf einer Kombination aus mechanischem Hauptantrieb und servoelektrisch angetriebener Matrize beruht. In der KME kommt ein neu entwickelter Elektrozylinder zum Einsatz, wodurch der Energieverbrauch im Vergleich zu hydraulischen Systemen um bis zu 80 Prozent gesenkt werden konnte. Weitere Vorteile sind ein deutlich reduzierter Platzbedarf, eine minimale Lärmentwicklung und der Wegfall des umweltschädlichen Hydrauliköls. hm

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