In Luxemburg spielt die Musik

Das Bankenzentrum Luxemburg wird immer attraktiver. Als Fondsstandort hängt das "Ländchen" die großen Nachbarn ab und zudem zieht es immer mehr Banken ins Großherzogtum. Auch Europas größte Privat-Bankgruppe, Sal. Oppenheim jr. & Cie., hat in diesem Jahr ihren Hauptsitz von Köln auf den Kirchberg verlagert.

 Europas größtes Privat-Bankhaus Sal. Oppenheim hat seinen Hauptsitz von Köln nach Luxemburg verlegt. Foto: Sal. Oppenheim

Europas größtes Privat-Bankhaus Sal. Oppenheim hat seinen Hauptsitz von Köln nach Luxemburg verlegt. Foto: Sal. Oppenheim

Luxemburg. Offiziell hat das Kölner Bankhaus Sal. Oppenheim jr. & Cie. seit diesem Sommer seinen Hauptsitz nach Luxemburg verlagert. Doch erst in der kommenden Woche wird der Umzug mit einem festlichen Empfang begangen. Zu den Gästen und Festrednern gehört - wie in Luxemburg selbstverständlich - Premierminister Jean-Claude Juncker. Der Staat Luxemburg pflegt seinen Finanzsektor, schließlich trägt diese Branche rund 40 Prozent zur nationalen Wertschöpfung bei, und das kleine Land ist nach den USA zweitgrößter Anbieter von Investmentfonds. Rund 300 Publikumfonds wurden in diesem Jahr bereits in Luxemburg aufgelegt, in Deutschland dagegen nur etwa 70. Bei den etwa 150 Kreditinstituten sind rund 23 000 Mitarbeiter beschäftigt. Für die traditionsreichste deutsche Privatbank ist der Wechsel von Köln nach Luxemburg denn auch eine konsequente Entscheidung. Matthias Graf von Krockow, Sprecher der persönlich haftenden Gesellschafter, bringt das mit einem einfachen Zitat auf den Punkt: "Wir müssen nach der Musik tanzen, die gespielt wird." Am neuen Zentral-Standort in Luxemburg sind bisher 350 Mitarbeiter bei Sal. Oppenheim beschäftigt. Doch angesichts der jüngsten guten Zahlen - 2006 war das beste Jahr für das Bankhaus und wurde nun im ersten Halbjahr sogar noch getoppt - "gibt es eine große Dynamik", wie es seitens des Unternehmens heißt. "Als international anerkannter und einer der bedeutendsten europäischen Finanzplätze ist Luxemburg ein idealer Standort für den weiteren Ausbau unseres internationalen Geschäfts. Über die Bündelung in der neuen Konzernobergesellschaft Sal. Oppenheim jr. & Cie. S.C.A. lassen sich alle Konzernaktivitäten zentral steuern und die Expansionsstrategie effizient vorantreiben", so Graf von Krockow. Dass Europas größte Privatbank nach mehr als 200 Jahren den strategischen Hauptsitz von Deutschland nach Luxemburg verlagert, ist durchaus nicht ungewöhnlich. 1789 gegründet, musste das Bankhaus sich häufig, schnell und innovativ veränderten Rahmenbedingungen anpassen, um als Kreditinstitut zu überleben. Der 17-jährige Salomon Oppenheim Junior legte mit dem "Kommissions- und Wechselhaus" in Bonn den Grundstein des Unternehmens. Schon 1798 wechselte das Unternehmen nach Köln, damals einer der bedeutensten Finanzplätze. Der Aufstieg und die Industrialisierung der Rheinlande und des Ruhrgebiets wäre in den folgenden Jahrzehnten schwierig geworden, denn Sal. Oppenheim finanzierte sowohl die Rheinschifffahrt als auch später die Entwicklung des Eisenbahnwesens. Die rasante Entwicklung zeigt sich in weiteren Beteiligungen und Gründungen - etwa der Colonia-Versicherung oder der Darmstädter Bank Mitte des 19. Jahrhunderts. Der Einfluss des Bankhauses und der Familie stieg von Jahr zu Jahr; 1868 wurde Abraham Oppenheim in den preußischen Freiherrenstand erhoben und gehörte zum engeren Beraterkreis von König Wilhelm I.. Im Ersten Weltkrieg finanziert auch Sal. Oppenheim wie andere Banken mit Kriegsanleihen den Weltkrieg. 1936 wurde das Bankhaus "freundschaftlich arisiert" und nach der Inhaftierung von Waldemar und Friedrich Carl von Oppenheim 1944 ruhte das Bankgeschäft. Der Neustart gelang nach Ende des Krieges schnell, und beim Aufbau spielte die Bank eine große Rolle, so finanziert beispielsweise Sal. Oppenheim die Gründung der Auto Union, aus der sich der Audi-Konzern entwickelte. 1989 trennte sich das Bankhaus von der Colonia-Versicherung. 2004 steigt Sal. Oppenheim durch die Übernahme der BHF-Bank zur größten Privatbank in Europa auf. Die rund 3500 Mitarbeitern in 27 Niederlassungen haben Mitte 2007 ein Vermögen von 148 Milliarden Euro verwaltet. Tendenz steigend. Von Luxemburg aus sieht sich das Bankhaus in der Lage, "zukünftige Wachstumschancen international voll auszuschöpfen".

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