Insolvenzen: Firmen in der Region sind robust

Trier/Luxemburg · Die etwa 35 000 Unternehmen in der Region haben 2011 gut überstanden: Lediglich 163 Firmen sind pleitegegangen. Dies zeigt die Insolvenzuntersuchung der Wirtschaftsauskunftei Creditreform. Europaweit sind die südlichen Schuldenstaaten die großen Verlierer.

Trier/Luxemburg. Hohe Staatsschulden und eine lahmende Wirtschaft: Seit gut zwei Jahren kommen Griechenland, Spanien Portugal und Italien wirtschaftlich nicht auf die Beine. Im vergangenen Jahr hat das nun auch die Pleitewelle diese Länder befeuert: Zweistellige Steigerungen bei den Firmenkonkursen müssen diese Krisenstaaten vermelden.
Dies geht aus der jährlichen Untersuchung der Creditreform in Neuss hervor. Europaweit sind durch diese Entwicklung anderthalb Millionen Arbeitsplätze gefährdet.
Dagegen sieht die Lage in Deutschland (minus 5,8 Prozent auf 30 200 Fälle) und Frankreich (minus drei Prozent auf 49 506 Fälle) gut aus. "Mit einem Rückgang der Firmeninsolvenzen von rund zwei Prozent ist auch die Region Trier im Vergleich zu Luxemburg oder auch Westeuropa viel gesünder aufgestellt", sagt der Pressesprecher der Creditrefom Trier, Guido Joswig.
Trier in der Großregion vorn


Die Trierer Creditrefom richtet ihren Blick auch auf die Großregion. Beim regionalen Vergleich schneiden die Stadt Trier und die vier Landkreise mit minus 1,8 Prozent (auf 163 Fälle) besser ab als die ausländischen Nachbarregionen.
Die Firmeninsolvenzen sind nämlich in Luxemburg (plus 4,68 Prozent/962 Firmenpleiten) und Belgien (plus 6,39 Prozent/10 182) weiter angestiegen. "Vor allem in Luxemburg sind die Firmenpleiten weiter auf hohem Niveau", erklärt Guido Joswig.
Der Blick auf die Branchen zeigt, Pleiten im Dienstleistungssektor sind in ganz Europa am häufigsten, auch in der Großregion. In Luxemburg kommen zwei Drittel aus diesem Sektor, in der Region sind sechs von zehn Pleitefirmen Dienstleister. Beim Bau aber ist die regionale Lage wieder viel besser. Für den Creditreform-Experten Guido Joswig ist das eine regionale Besonderheit: "Hier zeigt sich uns eindeutig, dass die Zusammenarbeit der heimischen Baubranche mit dem Luxemburger Bausektor gut funktioniert und Früchte trägt."Extra

Eine positive Entwicklung stellen die Creditreform-Experten bei den Privatinsolvenzen fest: Während bei der Zahl hier 2010 noch ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen war, sind die Pleiten bei Privatpersonen 2011 - als die Schuldenkrise teilweise aus dem Ruder zu laufen drohte - zurückgegangen. Europaweit wurden 373 284 Fälle erfasst. Das entspricht in absoluten Zahlen einem Minus von rund 5800 Personen. Den stärksten Zuwachs gab es in Frankreich (+ 26,4 Prozent) und Finnland (+ 19,7 Prozent). In absoluten Zahlen entfiel auf diese drei Volkswirtschaften ein Zuwachs an Privatinsolvenzen um 15 300 Personen. Ganz anders aber die Entwicklung in Deutschland und Großbritannien. Allein in diesen beiden Staaten ging die Zahl der Pleitiers in absoluten Zahlen im Jahr 2011 um 22 000 zurück. "Dass in der Region Trier der Rückgang der Privatinsolvenzen höher ist als im bundesweiten und im europäischen Vergleich, zeigt, dass die Region gut und breitgefächert aufgestellt ist und damit weniger krisenanfällig ist", sagt Guido Joswig. In Luxemburg gibt es (noch) kein vergleichbares Privatinsolvenzrecht, offizielle Zahlen liegen nicht vor. Der Fachmann ist für die Zukunft aber leicht skeptisch. Die Neuregelung im Privatinsolvenzrecht, die unter gewissen Umständen die mehrjährige Wohlverhaltensperiode abkürzt, könnte dazu führen, dass die Zahlen in Deutschland schon bald wieder ansteigen. redExtra

Zahlungsmoral: Wie schwierig es um die Liquidität der südeuropäischen Unternehmen bestellt ist, zeigen die Zahlungserfahrungen deutscher Unternehmen. So musste jede vierte deutsche Firma einen Zahlungsverzug von über einen Monat hinnehmen, wenn sie Waren nach Italien ausführte. 23,4 Prozent der deutschen, im Export tätigen Unternehmen klagten über Kunden aus Spanien und Portugal, die das vereinbarte Zahlungsziel über 30 Tage verstreichen ließen. Geschäftliche Beziehungen nach Osteuropa (Rumänien, Tschechien und Ungarn) waren mit ähnlichen Problemen behaftet. Als relativ gute Schuldner zeigten sich ebenso die Benelux-Länder. Fast jedes vierte deutsche Unternehmen (23,3 Prozent), das Waren in diese Volkswirtschaften lieferte, musste keinen Zahlungsverzug hinnehmen. In Österreich und in der Schweiz zahlen drei von zehn Fällen gänzlich ohne Zahlungsverzug. red

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