Insolvenzverwalter macht Stahlwerkern Mut

Trier · Anfang Februar ist das Insolvenzverfahren beim Trierer Stahlwerk (TSW) eröffnet worden. Für die 300 Mitarbeiter beim Indus-trieunternehmen steht die Zukunft ihres Arbeitgebers weiter auf Messers Schneide. Nur bis nächste Woche liegen Aufträge vor. Trotzdem ist der Insolvenzverwalter verhalten optimistisch.

Trier. "Im Moment ist einfach alles in der Schwebe. Wir können nichts Genaues sagen und entsprechend verunsichert sind alle Kollegen", erklärt der Betriebsratsvorsitzende Rudi Heinz die Stimmung in der Belegschaft. Die Stahlwerker aus Trier sind Nackenschläge gewohnt. Schon häufiger musste das Stahlwerk Krisen überstehen (siehe Extra), 2002 ging das Unternehmen schon durch eine Insolvenz, um danach wie Phönix aus der Asche wieder aufzustehen.
Seit dem Neustart vor gut zehn Jahren wurden mehr als 100 Millionen Euro in die Produktionsstätte an der Mosel investiert. Das Stahlwerk ist auf dem neusten technischen Stand, die Beschäftigten sind sich sicher, dass man hier konkurrenzfähig produzieren kann. Mit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens drücken zunächst auch die hohen Verbindlichkeiten (angeblich 150 Millionen Euro) nicht mehr.
Der Insolvenzverwalter kann mit den Gläubigern verhandeln, wie und in welcher Höhe die Schulden beglichen werden.
Dort laufen derzeit die Gespräche auf Hochtouren: Lieferanten, Abnehmer, Gläubiger, mögliche Investoren.
Und der Dortmunder Insolvenzspezialist Christoph Schulte-Kaubrügger (Kanzlei White & Case) ist optimistisch, dass es noch im Februar mit möglichen Investoren vorangeht. "Es gibt ernsthafte Interessenten, mit denen wir Gespräche führen", sagte er dem TV auf Anfrage.
"Und ich glaube, dass wir sogar im Februar ein gutes Stück vorankommen", macht er den verunsicherten Mitarbeitern Mut.
Derzeit laufen auch Gespräche über Folgeaufträge über den 15. Februar mit der Pampus-Gruppe. Der ehemalige Mutterkonzern ist weiterhin wichtigster Partner bei der Schrottanlieferung und bei der Abnahme von Stahlmatten. Man habe bis zum 15. Februar Aufträge mit der zur Pampus-Gruppe gehörenden Westfälischen Drahtindustrie. Ob es danach weitergeht, ist noch ungewiss. "Es würde aber auf keinen Fall dem Investoreninteresse schaden, wenn das Stahlwerk einige Wochen nicht produziert", erklärt Schulte-Kaubrügger. Ein neuer Besitzer könnte die Zeit nutzen, um notwendige Umbaumaßnahmen in Angriff zu nehmen.
Mit der Agentur für Arbeit wurde bereits im Januar über die mögliche Freistellung der Belegschaft verhandelt.
In einem solchen Fall erhalten die Mitarbeiter Geld von der Agentur, bleiben aber in einem bestehenden Arbeitsverhältnis beim TSW.Extra

1971 gründen Alfred und Walter Rass im Trierer Hafen das Moselstahlwerk. Das Werk beschäftigte 150 Mitarbeiter und die Walzdrahtkapazität betrug 380 000 Jahrestonnen Baustahl. 1996 schlägt die Krise am Bau auf die Auftragslage beim Moselstahlwerk durch: Etwa 60 der 280 Mitarbeiter müssen gehen. 2001 wird die Stranggießanlage durch einen Brand vollständig zerstört. Juli 2002 stellt Firmengründer Walter Rass für die Unternehmensgruppe einen Insolvenzantrag. September 2002 übernehmen die beiden Söhne von Walter Rass, Ulrich und Christoph Rass, das insolvente Stahlwerk und bauen es als Trierer Stahlwerk aus. 2006 bis 2007 werden 100 Millionen Euro in die technologische Modernisierung des Werks investiert. 2007 verkaufen die Rass-Brüder das Unternehmen an die westfälische Pampus-Gruppe. 2009 werden 120 Mitarbeiter in der Krise dank der Kurzarbeiterregel zur Industriefachkraft für Hüttentechnik weitergebildet. 2010 die 300 Mitarbeiter produzieren im Jahr über 500 000 Tonnen Walzdraht. November 2011 stellt die westfälische Pampus-Gruppe für das TSW einen Insolvenzantrag. Nach TV-Informationen gibt es Verbindlichkeiten in Höhe von 150 Millionen Euro. 1. Februar 2012 wird das Insolvenzverfahren für das Stahlwerk beim Amtsgericht Dortmund eröffnet. Aufträge liegen noch bis Mitte Februar vor. 15. Februar 2012 ?hw

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