Integration schafft Jobs

TRIER/BITBURG. Gemeinnützige Unternehmen wie der Trierer Bürgerservice oder der Alibi-Eifelservice spielen eine wachsende Rolle bei der Integration behinderter und benachteiligter Menschen in den Arbeitsmarkt. In Trier hat man den Betrieb nun beträchtlich erweitert und auf die ganze Region ausgedehnt.

Mit der Eröffnung des vergrößerten Betriebsgeländes, zu der reichlich politische Prominenz angereist war, existieren beim Bürgerservice (BÜS) 65 feste Stellen für Menschen mit Behinderungen. Insgesamt beschäftigt das Unternehmen 289 Mitarbeiter in sieben Betriebsstätten zwischen Wittlich, Thalfang und Trier. Beim Eifelservice Bitburg arbeiten derzeit 18 feste Kräfte, in anderen Gemeinden gibt es kleinere Projekte. Geht es nach den gemeinnützigen Unternehmen, hinter denen meist Kommunen, aber auch kirchliche und soziale Organisationen stehen, wird ihr Anteil am regionalen Arbeitsmarkt noch deutlich wachsen. "Wir denken an weitere Projekte im Bereich der Stadt- und Dorfläden", sagt Bürgerservice-Geschäftsführer Horst Schneider. Auch sein Bitburger Kollege Burkhard Löwe würde "sehr gerne so was anbieten", weist allerdings auf die Umsetzungsprobleme in den kleinen Orten des ländlichen Raums hin. Die Politik sieht solche Überlegungen gern. Da ließen sich, heißt es im Sozialministerium, "zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen". Zum einen könne man Menschen Arbeit verschaffen, die auf dem freien Arbeitsmarkt keine Chance hätten, zum anderen lasse sich so die Erosion der Dörfer und Stadtteile aufhalten, in denen inzwischen kaum mehr Versorgungeinrichtungen existieren.Bernarding lobt Integrationsbetriebe

Politisch unumstritten ist dieser Weg nicht. In Trier geriet das Thema sogar in den Wahlkampf, als der unabhängige OB-Kandidat Klaus Jensen mehr Integrationsbetriebe forderte und sich deswegen vom örtlichen Kreishandwerksmeister "gefährliche Wettbewerbsverzerrung gegenüber Handwerksunternehmen" vorhalten lassen musste. Fachleute wie Triers Sozialdezernent Georg Bernarding (CDU) sehen das anders: Betriebe wie der Bürgerservice seien keine Konkurrenz für das Handwerk, das zeige die "beispiellose positive Entwicklung" in Trier. Zudem könnten auch "normale" Betriebe die Zuschüsse für Integrations-Leistungen in Anspruch nehmen - falls sie einen entsprechenden Anteil Behinderter und Benachteiligter beschäftigten. Auch in der Eifel diagnostiziert Kreishandwerks-Geschäftsführer Dirk Kleis "keine akuten Konkurrenzsituationen", und Lothar Philippi von der IHK Trier bescheinigt dem Bürgerservice eine "sehr wichtige Rolle", was sich schon darin manifestiere, dass die Kammer im Beirat der gemeinnützigen GmbH vertreten sei. BÜS-Geschäftsführer Schneider verweist auf 1500 Bürgerservice-Klienten, die in den letzten zehn Jahren in den "regulären" Arbeitsmarkt vermittelt wurden. Und er nennt eine imposante Zahl: 12,5 Millionen Euro hat allein der Bürgerservice seinerseits in den vergangenen vier Jahren als Auftraggeber und Kunde für die Leistungen privater Unternehmen ausgegeben. Dazu kommt, dass immer öfter Handwerksbetriebe den Bürgerservice als Subunternehmer für bestimmte Aufgaben buchen. Was den gemeinnützigen Unternehmern Sorgen macht, ist die wachsende Bürokratie, vor allem bei der Zuschussvergabe von EU-Mitteln. "Alles, was mit Europa zu tun hat, ist sehr kompliziert", räumt Ministerin Dreyer ein, "aber wir kriegen das von Mainz aus einfach nicht weg". Dezernent Bernarding empfiehlt, behördliche Ermessensspielräume möglichst umfassend zu nutzen. Geschäftsführer Schneider mahnt "besser verzahnte Gesetze" an, und längerfristige Planungsmöglichkeiten. Nur so sei es möglich, die BÜS-Beschäftigten weiterhin "zu qualifizieren, zu beschäftigen, zu motivieren und zu fordern".

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