Junge Fachleute mit Hang zur Perfektion

Trier · 63 Prüflinge aus Rheinland-Pfalz, 33 davon aus der Region Trier, haben sich in der Handwerkskammer Trier dem praktischen Leistungswettbewerb auf Landesebene gestellt. Zum 60. Mal sind junge Leute in Konkurrenz zueinander getreten, um ihre Fähigkeiten zu testen. Ein Blick hinter die Kulissen.

Trier. "Einfach toll!" "Sehr kreativ." "Da ist jemand mit Herz und Seele bei der Arbeit." Begeistert schaut sich Damenschneidermeisterin Christel Hontheim-Monz die Verarbeitung der Ärmelabschlüsse mit eingestürzten Briefecken an, mustert die handgearbeiten Zierknöpfe aus Perlen, berührt die schwarze Kordelpaspelierung und den Futterstoff. "Da geht uns als Prüfern selbst das Herz auf", sagt die Prüfungsausschussvorsitzende aus Trier. Starke Konkurrenz, viel Stress

Ihre Meinung und die ihrer drei Kolleginnen aus Koblenz, Mainz und Kaiserslautern ist eindeutig: Der braune Wollmantel im Stil der 1930er Jahre ist der klare Favorit, Landessieger im Fach Damenschneiderhandwerk zu werden. So viel Perfektion sehen die Prüfer selten. Denn die Prüflinge stehen unter massivem Zeitdruck. Rund 24 Stunden haben beispielsweise die ausgebildeten Gesellen im Schneiderhandwerk Zeit, nach einem festen Schnitt ein Kleidungsstück herzustellen. Christoph Schumacher aus Butzweiler (Kreis Trier-Saarburg) geht erst mal den Weg des Studiums, ehe er sich beruflich festlegt. Den praktischen Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks auf Landesebene wagt er - wie die übrigen 32 Kammersieger (siehe Extra) aus der Region Trier - nach seiner Ausbildung beim Wasser- und Schifffahrtsamt Trier trotzdem. "Es ist eine machbare Aufgabe", ist er zu Beginn der Prüfung im Feinwerkmechaniker-Handwerk optimistisch. Später wird er als zweiter Landessieger ausgezeichnet. Ebenso wie Jens Reinert aus Konz im Metallbauer-Handwerk. "Ein solcher Leistungswettbewerb auf Landesebene ist eine andere Hausnummer. Die Konkurrenz ist stärker, der Stress größer und die Anforderungen sind härter", sagt er. Seine Aufgabe in etwa fünf Stunden: Einen Riegel für ein Scharnier erstellen, ihn zurechtschneiden, abrunden, feilen, bohren und später verschweißen. "Der praktische Leistungswettbewerb des Handwerks bietet den Gesellen und ihren Betrieben die Chance, sich und ihre Ausbildung in Konkurrenz zu anderen zu testen", sagt Karl-Heinz Schwall von der Handwerkskammer Trier. Es gehe auch darum, Talente zu entdecken, die später sogar bundesweit Erfolg hätten. Immerhin gibt es diesen Leistungstest bereit seit 60 Jahren, der auf Bundesebene weitergeführt wird und der seit seiner Gründung allein der Region Trier bereits 235 Bundessieger beschert hat. Bei rund 4000 Auszubildenden im Handwerk allein im Kammerbezirk Trier seien die Sieger solcher Wettbewerbe "die künftigen Leistungsträger unserer Sparte", sagt Schwall. Denn alle Teilnehmer müssen ihre Gesellenprüfung mindestens mit der Note 1,9 abgeschlossen haben. "Man muss immer sagen: Das ist ein Gesellenstück. Der junge Mensch möchte ja erst noch Meister werden", sagt Hontheim-Monz. Und dennoch trenne sich in einem solchen Wettbewerb auch die Spreu vom Weizen.Die Ergebnisse der Landestests liegen der Handwerkskammer in zwei Tagen vor. Extra

Auf Kammerebene gab es in 33 Berufen ein sehr gutes Ergebnis im Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks. Die Sieger: Michael Becker, Maurer, Demerath (Harald Gerhard, Gillenfeld); Udo Rauen, Beton- und Stahlbetonbauer, Lutzerath (BIS Engineering, Hans-Josef Otter, Wittlich); Laurin Oster, Zimmerer, Bernkastel-Kues (Bedachungen Franz-Josef Oster, Bernkastel-Kues); Pascal Werlein, Straßenbauer, Beuren (Stadtverwaltung Trier); Oliver Kleinmann, Stuckateur, Longkamp (Josef Stein, Morbach); Kilian Schmitges, Dachdecker, Erden (Bedachungen H. Pölcher u. W. Kalle, Zeltingen-Rachtig); Kim Bill, Maler und Lackiererin, Üdersdorf (Rudolf Bill, Üdersdorf); Jens Reinert, Metallbauer, FR Konstruktionstechnik, Konz (Hase Kaminofenbau, Trier); Pascal Reichert, Metallbauer, FR Metallgestaltung, Trier (Klaus Unterrainer, Trier); Christoph Schumacher, Feinwerkmechaniker, Newel (Wasser- und Schifffahrtsamt Trier); Kevin Bowert, Karosserie- und Fahrzeugbauer, FR Fahrzeugtechnik, Oberscheidweiler (MAN, Wittlich); Christian Aschinger, Zweiradmechaniker FR Fahrradtechnik, Trier (Velopoint, Trier); Marvin Dose, Kfz-Mechatroniker, Orenhofen (Conrady Automobile, Bitburg); Alexander Hettinger, Mechaniker für Land- und Baumaschinentechnik, Hosten (Servatius & Ehlenz, Rittersdorf); Thorsten Maas, Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, Katzwinkel (Hilgers, Daun); Thomas Fink, Mechaniker für Kältetechnik, Bolsdorf (Lehnerts & Müller, Wittlich); Tobias Härtl, Elektroniker FR Energie- und Gebäudetechnik, Saarburg (Benzmüller, Saarburg); Tobias Görres, Elektroniker für Maschinen- und Antriebstechnik, Oberöfflingen (Elektromaschinenbau Wittlich, Laufeld); Karsten Schmitt, Tischler, Ferschweiler (Bitburger Braugruppe, Bitburg); Ivana Keller, Maßschneiderin, Traben-Trarbach (Helena Gubajdulin, Trier); Tamara Kummer, Raumausstatterin, Alsdorf (Ursula Kremer, Schweich); David Ott, Bäcker, Reinsfeld (Alfred Ott, Reinsfeld); Eva Knop, Bäckerei-Fachverkäuferin, Geisfeld (Bäckerei Gillen, St. Wendel-Bliesen); Tina Niesen, Konz (Biebelhausener Mühle, Ayl-Biebelhausen); Manuel Prodöhl, Fleischer, Birgel (Oliver Kampmann, Lissendorf); Anna-Lisa Rauber, Fleischerei-Fachverkäuferin, Lissingen (Klaus-Peter Ternes, Büdesheim); Sabine Weiler, Augenoptikerin; Neuerburg (Rainer Grewenig, Bitburg); Kevin Bechtel, Zahntechniker, Saarburg (Ralph Britz Zahntechnik GmbH; Trier); Marina Nesges, Friseurin (Salon Schmitz, Olzheim); Marc Adams, Glaser, Bitburg (Glas Adams, Bitburg); Nicole Dargel, Fotografin, Waldrach (Helmut Thewalt, Wittlich); Oliver Gabler, Buchbinder FR Druckweiterverarbeitung, Berkoth (Hoffmann Druck, Neuerburg); Katharina Hardy, Bürokauffrau, Osburg (Steinbiss, Trier). red

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