Kämpfer für die Steillage

Trier · Nach mehr als 20 Jahren an der Spitze des Moselwein e.V. gibt Adolf Schmitt heute den Vorsitz ab. Zwei Jahrzehnte ist der 70-Jährige als Cheflobbyist für die Moselweine durch die ganze Welt gereist. Er hat an der Spitze der Weinwerbung Höhen und Tiefen erlebt. Heute gibt er sein Amt ab.

Trier. Zwischen Sekt- und Weinkartons, zwischen Kunden- und Mitarbeitergesprächen ist Adolf Schmitt schon wieder Hans-dampf in allen Gassen. Mitte Mai geht es für den langjährigen Vorsitzenden des Moselwein e.V. erneut auf große Reise. Zunächst wirbt er neun Tage in Japan für die Weine von der Mosel, und dann geht es noch nach Südkorea, um die Rieslinge den asiatischen Weinfreunden einzuschenken.
Viele Kämpfe und große Erfolge


"Ich bin in den vergangenen 20 Jahren sicher 40 Mal in Japan gewesen und 20 Mal in Südkorea", erklärt Adolf Schmitt. Hinzu kommen unzählige Messen und Veranstaltungen, Besuche bei Weinfreunden in Europa und der ganzen Welt. Zwar ist Adolf Schmitt ein wahrer Asienfreund und -fan, doch für die Moselweine ist die Nachbarschaft ebenso wichtig, wie er meint: "England, Belgien und Holland oder auch die skandinavischen Länder sind für uns als Absatzmärkte interessant. Zudem natürlich die USA."
Heute legt er nun als Vorsitzender des Moselwein e.V. sein Amt nieder. Doch als Chef der SMW Saar-Mosel-Winzersekt GmbH in Trier und als Ehrenpräsident bleibt er für die Mosel am Ball.
Als Schmitt 1989 den Vorsitz übernahm, war dies keine leichte Zeit für die Moselwinzer: "Wir hatten noch in ganz Deutschland mit dem Weinskandal zu kämpfen, in Hamburg gab es gar ein Weinlokal, das damit geworben hat: ,Hier garantiert kein Moselwein!\' So was tut verdammt weh", erinnert sich Schmitt.
Doch der Sprössling aus einer Winzerfamilie hat dagegen gekämpft. "Wir haben uns zusammengetan und uns in vielen Aktionen den Verbrauchern gestellt", erklärt Schmitt. Auf Messen, bei Veranstaltungen und in direkten Kundengesprächen.
Weltweit gelten Moselweine heute wieder etwas in der Fachwelt und bei den Verbrauchern. Den Imagewandel hinzubekommen, war für den Winzer aus Konz-Filzen und seine Moselweinmitstreiter nicht immer einfach. Für sein Engagement um den Steillagenweinbau wurde er von dem ein oder anderen Kollegen schon mal als Steillagen-Spinner beschimpft. Doch Schmitt wäre nicht Schmitt, wenn ihn solche Angriffe nicht anspornen würden: "Die Steillagen sind typisch für die Mosel, ebenso wie die Schieferböden, und ich halte es lieber mit dem italienischen Professor Fergoni der sagt: ,Steillagen-Winzer sind Helden.\'" Doch für Schmitt ist auch klar: Steillagenweine darf es nicht für 2,99 Euro im Discounter geben. "Eine Steillage von der Mosel muss mindestens fünf bis sechs Euro kosten, damit der Winzer umweltverträglich wirtschaften kann. Diese qualitativ hochwertigen Weine sind das Rückgrat der Mosel", findet der Winzer.
Und auch was die trockenen Moselweine angeht, zieht Adolf Schmitt gerne für die heimischen Weine ins Feld. "Wir haben von 2005 bis 2009 mit dem Grand Prix in der Arena Trier den trockenen Moselweinen eine Präsenz verschafft, die sie verdienen." Zuvor hätten noch viele Weinfreunde gezweifelt, dass sich die Mosel für den trockenen Ausbau eigne, doch inzwischen hätten die Winzer bewiesen und die Verbraucher verstanden, wie wunderbar die moseltypische Mineralität den trockenen Weinen stehe.
Dieser besondere Charakter der heimischen Weine ist für den Chef lobbyisten auch immer wieder bei seinen Besuchen im Ausland ein Türöffner. "In vielen Blindverkostungen konnte ich etwa die Mitglieder japanischer Sommeliervereinigungen von der Qualität unserer Weine überzeuge", erzählt er. In Asien sei es wichtig, dass die Menschen eine Beziehung zu einem Anbaugebiet entwickeln könnten, und Schmitt ist nimmer müde, mit neuen Ideen den Markt zu beackern. Die Geschichte des preußischen Majors Wilhelm Jakob Meckel, der die japanische Armee 1884 ausbildete, gehört dazu. Im japanischen Fernsehen konnte Adolf Schmitt 2009 die Moselweine bewerben, weil der deutsche Major damals sein asiatisches Engagement erst antrat, nachdem ihm versprochen wurde, dass er im Land der aufgehenden Sonne nicht auf seinen geliebten Moselwein verzichten musste.
Und auch mit typischen Wein etiketten gelingt es dem Moselwein, in Asien Fuß zu fassen (siehe Abbildungen unten). Auch hier steht ein historischer Hintergrund Pate. Die Erinnerung an ein Konzert deutscher Kriegsgefangener in Japan aus dem Jahr 1918 findet sich dort ebenfalls auf Moselweinetiketten wie der 150. Jahrestag der deutsch-japanischen Freundschaft oder Triers Wahrzeichen, die Porta Nigra.
Adolf Schmitt tritt nun in die zweite Reihe. Rund 1200 Mitglieder hatte der Moselwein e.V. vor über zehn Jahren, heute sind es 1227, und das trotz Strukturwandels in der Branche. Einige Gründe für Adolf Schmitt, auf seine Amtszeit stolz zu sein.Extra

 Die Grundlage für die außergewöhnliche Mineralität: Adolf Schmitt zeigt Schiefer in einem Weinberg an der Saar. Fotos: Moselwein

Die Grundlage für die außergewöhnliche Mineralität: Adolf Schmitt zeigt Schiefer in einem Weinberg an der Saar. Fotos: Moselwein

 Wein von der Mosel wird in Japan zum Teil unter beziehungsreichen Etiketten angeboten.

Wein von der Mosel wird in Japan zum Teil unter beziehungsreichen Etiketten angeboten.

Die Mitgliederversammlung des Moselwein e.V. ist heute, Donnerstag, 26. April, 17 Uhr, im Festsaal des Mosel-Weinmuseums in Bernkastel-Kues (Cusanusstraße). Im Mittelpunkt der Versammlung steht die Wahl des Vorstandes. Ökonomierat Adolf Schmitt gibt nach mehr als 20 Jahren an der Spitze der Gebietsweinwerbung das Amt als Vorsitzender ab. Er soll in der Versammlung zum ersten Ehrenvorsitzenden ernannt werden. Für das Amt des Vorsitzenden kandidiert Weinbaupräsident Rolf Haxel aus Cochem. Kandidat für das Amt des ersten stellvertretenden Vorsitzenden ist Werner Kirchhoff. Für die Funktion des zweiten Stellvertreters gibt es zwei Bewerber: Gisela Kirchen aus Konz-Oberemmel sowie Thomas Ludwig aus Thörnich. Zur Wahl der vier Beisitzer treten sieben Kandidaten an: Hans-Rudolf Kiesgen aus Lieser, Gerd Knebel aus Winningen, Florian Lauer aus Ayl, Thorsten Melsheimer aus Reil, Anna Reimann aus Lieser, Matthias Walter aus Wincheringen und Bernhard Weich aus Riol. Vorstand und Geschäftsführung der Gebietsweinwerbung informieren in der Versammlung über die Werbemaßnahmen im zurückliegenden und im laufenden Geschäftsjahr sowie über die Vereinsfinanzen im Jahr 2011. Im Vorfeld der Mitgliederversammlung präsentiert der Moselwein e.V. seinen Mitgliedern im Mosel-Kino in Bernkastel-Kues den neuen Imagefilm des Anbaugebiets Mosel. Einlass ist ab 15 Uhr. Die Teilnehmerzahl für die Filmvorführung ist begrenzt. hw

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