Kahlschlag in Wittlich

Wittlich · Die amerikanische Franklin Electric Co. hat die Schließung ihres Produktionswerks in Wittlich angekündigt. Demnach soll die Produktion von der Stadt an der Lieser nach Brno in Tschechien verlagert werden. In Wittlich verlieren dadurch 94 Mitarbeiter ihren Job.

 Lange Tradition: Seit den 60er Jahren sitzt Franklin Electric mit seinem Werk in Wittlich. TV-Foto: Klaus Kimmling

Lange Tradition: Seit den 60er Jahren sitzt Franklin Electric mit seinem Werk in Wittlich. TV-Foto: Klaus Kimmling

Wittlich. Schon seit 1964 (siehe Extra) gehört der Spezialmotorenhersteller Franklin Electric zum Stadtbild in Wittlich. Noch 2005 beschäftigte das Unternehmen mehr als 300 Mitarbeiter. Doch scheibchenweise ist seitdem die Belegschaft geschrumpft. 2007 ging es runter auf 200, heute sind es insgesamt etwa 150 Mitarbeiter.
Doch der US-Mutterkonzern hat den nächsten Kahlschlag angekündigt: Nach seinen Plänen wird die Produktion von Wittlich nach Brno (Tschechien) verlagert. Dort betreibt der Konzern ein weiteres Werk. Die Pläne wurden von der Geschäftsführung der Franklin Electric Europa GmbH in Wittlich bestätigt.
Geschäftsführer Manfred Hey sagte gegenüber dem TV, dass sich der Konzern zur Verlagerung entschlossen hat. "Wir produzieren in Wittlich Vier-Zoll-Motoren, die vor allem für die landwirtschaftliche Bewässerung oder von Privatpersonen gekauft werden. Doch hier ist der Markt eingebrochen." Absatzprobleme hätten sich auch durch die starke Billigkonkurrenz aus Asien verstärkt. Aus diesem Grund hätte sich der Konzern entschieden, die Produktion in Brno zu konzentrieren.
In Wittlich fallen diesem Schritt fast 100 Arbeitsplätze zum Opfer. Gleichzeitig halte der Konzern aber weiter am Standort Wittlich fest, sagt der Geschäftsführer. 66 Arbeitsplätze bleiben im Auslieferungslager, in der Entwicklungsabteilung, im Vertrieb, im Service, der Finanzbuchhaltung und der Europazentrale erhalten. "Wir investieren gerade rund 500 000 Euro in unser Testlabor. Das ist ein Beleg, dass Franklin Electric weiter am Standort Wittlich festhält", sagt Manfred Hey.
Die Aktion soll im vierten Quartal 2014 beginnen und bis Mitte 2016 komplett abgeschlossen sein. Die Gesamtkosten für die Verlagerung und weitere kleinere Maßnahmen in Frankreich und Italien - mit Sozialplan, Abschreibung, Gebühren und ähnlichen Kosten - hat das Unternehmen auf 13,2 bis 14 Millionen US-Dollar geschätzt. Das wären etwa 9,7 bis 10,2 Millionen Euro.
Heute soll nach TV-Informationen die Belegschaft in Wittlich in einer Betriebsversammlung über die Umzugs- und Verlagerungspläne des Konzerns informiert werden.
Die Geschäftsführung bestätigte dem TV, dass man mit dem Betriebsrat einen Interessenausgleich anstrebe.Extra

Die Franklin Electric Europe GmbH ist seit etwa 50 Jahren in Wittlich. Der Standort an der Lieser ist für das US-Unternehmen Europa-Hauptsitz. Ed. Schaefer und Wayne Kahoe gründeten die Franklin Electric Co. in Blufflon, Indiana (USA) im Jahr 1944. In der Europa-Gruppe beschäftigt das Unternehmen laut eigener Internetseite 540 Mitarbeiter, die Unterwassermotoren herstellen. Hauptmärkte für die Spezialmotoren sind Wasserförderungssysteme und Klarwasser-Systeme. Das Werk in Wittlich wurde 1964 gegründet und zog schon 1967 an den Standort in der Rudolf-Diesel-Straße. hw

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