Kalt erwischt vom Ölpreis

TRIER. Die Leute kaufen weniger Heizöl: In dieser Einschätzung sind sich Händler in der Region Trier einig. Ob das vernünftig ist oder nicht - darüber können sie nur spekulieren. Wie sich der Ölpreis entwickelt, steht in den Sternen. Lieferengpässe wie in anderen Regionen Deutschlands gibt es bei uns nicht.

"Ich habe nur soundso viel Geld. Wie viel Heizöl können Sie mir dafür liefern?" Diese Frage hören die Händler der Region derzeit häufig. Zur Ebbe in vielen privaten Portemonnaies kommen verschärfend die nach oben geschossenen Ölpreise hinzu. Auch wer nicht jeden Euro dreimal herumdrehen muss und früher vor dem Winter ganze Tankfüllungen orderte, bestellt derzeit oft nur kleine Mengen. "Die Verbraucher sind verunsichert", sagt Axel Kosch, Verkaufsleiter für Brennstoffe bei der Köster GmbH & Co. KG in Bitburg. "Mit den steigenden Preisen gehen die Abnahmemengen der einzelnen Haushalte zurück." Auch Hermann Schmitt, Niederlassungsleiter bei AWS-Wärmeservice in Schweich, sagt: "Die Leute kaufen Teilmengen und warten ab." Die Hoffnung von ihm und Kosch: dass Heizöl wie in den vergangenen Jahren im Frühjahr billiger wird. Thomas Steinmetz von Steinmetz & Co. in Trier-Ehrang beobachtet ebenfalls, dass die Leute in diesem Jahr wegen der hohen Preise sehr viel länger mit Bestellungen warten als gewöhnlich. Erst dann ordern, wenn es nicht mehr anders geht - in einigen Regionen Deutschlands hat der hohe Heizölpreis Verbraucher kalt erwischt: Beim ersten Kälte-Einbruch kam es zu Engpässen. "Es war auch bei uns eng", sagt Thomas Steinmetz, "aber die Lage hat sich entspannt". Nach einer Nachfrage-Steigerung in den vergangenen Wochen sei es in den letzten Tagen wieder ruhiger, sagen die Händler unisono. In der Region existierten keine Lieferschwierigkeiten. "Es gibt zwar immer Wartezeiten von ein bis zwei Wochen, aber wenn jemand das Öl dringend braucht, ziehen wir ihn vor", erklärt Schmitt. Mit dieser entspannten Situation könne es aber schnell vorbei sein, warnt Steinmetz. Die Nachfrage sei schwer kalkulierbar. "Wenn sehr viele Leute noch Heizöl brauchen und plötzlich alle bestellen, könnte es zu einem Engpass kommen. Das Problem ist, dass keiner weiß, wie viel in den privaten Tanks lagert."Nur so viel kaufen, wie man braucht

Was raten die Händler ihren Kunden? "Nur so viel kaufen, wie man braucht, um über den Winter zu kommen", sagt Steinmetz, und seine Kollegen empfehlen, das bald zu tun: "Wenn es kälter wird, werden die Preise wieder anziehen", prophezeit Kosch. "Ich glaube nicht, dass Heizöl vor dem Winter noch einmal preiswerter wird." Hermann Schmitt bestätigt: "Wenn es kälter wird, werden die Preise zumindest nicht nachgeben." Sie hingen nicht nur vom Rohölpreis ab, erklärt Schmitt: Wenn mit der Nachfrage die Auslastung der Schiffe steige, werde auch der Transport teurer. Licht am Ende des Ölpreis-Tunnels sieht Hans Weinreuter von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz für alle, die mit Gas heizen. Sie leiden derzeit ebenfalls unter den hohen Ölpreisen, weil die Erdgas-Preise an die des Heizöls gekoppelt sind. Mit "dieser unsäglichen Bindung" sei Schluss, sobald es - wie geplant - auf dem Gasmarkt Wettbewerb gebe und Verbraucher ihren Versorger wie beim Strom frei wählen könnten. Wer mit Öl heizt, hat an der Prognose des Experten weniger Freude: Die steigende Nachfrage nach Rohöl auf dem Weltmarkt durch aufstrebende Staaten wie China könne nicht auf Dauer durch mehr Förderung gedeckt werden, sagt Weinreuter. "Der Preis wird mittel- bis langfristig oben bleiben."

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