Kammern geben im Lehrstellen-Endspurt Gas

Trier · Das Ausbildungsjahr 2014 könnte für die Wirtschaft ein Dilemma werden. Kurz vor Torschluss sind noch 1000 Lehrstellen unbesetzt. Doch die Industrie- und Handelskammer (IHK) sowie die Handwerkskammer Trier (HWK) wollen in den kommenden Wochen das Ruder noch herumreißen.

Trier. Genau 1067 freie Ausbildungsstellen stehen kurz vor dem Beginn des Ausbildungsjahres am 1. September noch 739 Jugendlichen ohne Lehrstelle gegenüber. Derweil verkünden die beiden Wirtschaftskammern Minuszahlen bei den abgeschlossen Ausbildungsverträgen.
Eigentlich gute Chancen für den beruflichen Nachwuchs, aber auch hier wird es Zeit zu reagieren. "Für die einen bedeutet Ferienzeit Urlaubszeit. Für viele Jugendliche wird es nun aber höchste Zeit, sich eine Lehrstelle zu suchen", sagt Edeltraud Nikodemus, operative Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit. Jugendliche, die noch keinen Ausbildungsvertrag in der Tasche hätten, sollten so schnell wie möglich bei Betrieben telefonisch oder persönlich nachfragen, wie es um die die Besetzung der offenen Lehrstellen bestellt ist. "Auch jetzt kann man sich noch bewerben, vielleicht sogar kurzfristig ein Praktikum vereinbaren", findet sie.
Dass die Chancen gut sind, bestätigt auch HWK-Geschäftsführer Günther Behr: "Noch nie waren die Chancen auf eine attraktive Lehrstelle im Handwerk so gut wie jetzt. Derzeit gibt es noch mehrere Hundert freie Ausbildungsplätze in den unterschiedlichsten Berufen. Das Spektrum reicht von dualen Studiengängen bis zu Angeboten für Bewerber auch mit schwächeren schulischen Abschlüssen."
Die Handwerkskammer biete Jugendlichen und Eltern dazu eine ganz individuelle Beratung und Unterstützung bei der Suche nach dem richtigen Ausbildungsplatz an.
Auch bei der IHK gibt es Ausbildungsplätze auf Abruf. Marcus Kleefisch, Geschäftsführer Aus- und Weiterbildung in der IHK: "Unsere Ausbildungsunternehmen haben immer größere Schwierigkeiten, ihre angebotenen Ausbildungsplätze adäquat zu besetzen. Deshalb wird die IHK Trier die Betriebe in den kommenden Monaten gezielt mit einer ganzen Reihe von Aktivitäten bei der Gewinnung und Bindung von Auszubildenden unterstützen."
Viele Jugendliche suchen nicht direkt nach einem Schulabschluss den Weg in die Ausbildung, bemängeln die Kammern. Sie halten diese Entscheidung in vielen Fällen für einen Umweg, wie Günther Behr sagt: "Trotz des breiten Lehrstellenangebots entscheiden sich nach Wahrnehmung der HWK viele Jugendliche oft einfach für einen weitergehenden Schulbesuch, obwohl dies die Berufschancen nicht unbedingt verbessert."
Und Marcus Kleefisch wird konkret: "Rund ein Drittel der Studierenden hat sich nachweislich falsch entschieden. Die hohen Quoten von Studienaussteigern belegen dies. Viele wären also in einer dualen Berufsausbildung mit anschließender Weiterbildung viel besser aufgehoben."
Ein Indiz dafür ist zumindest das durchschnittliche Einstiegs alter für Lehrlinge, das inzwischen auf 19,2 Jahre angestiegen ist."Dein Tag, Deine Chance"


Ein Möglichkeit, dass Bewerber und Betriebe zusammenfinden, bietet der 10. Oktober. Von 14 bis 17 Uhr ist im Tagungszentrum der IHK Trier die fünfte Auflage der Messe "Dein Tag, Deine Chance - Ausbildung jetzt!".
Zahlreiche Firmen aus der Region haben sich bereits angemeldet. Es sind nur noch einige Plätze frei (Anmeldung unter den E-Mail-Adressen gbehr@hwk-trier.de ; kleefisch@trier.ihk.de ; trier.pressemarketing@arbeitsagentur.de ). Ein Novum wird bei dieser Messe der Infopunkt sein. Dort können sich Jugendliche noch direkt über freie Lehrstellen informieren und Kontaktadressen abfragen.
Gleichzeitig versuchen die Kammern auch in den kommenden Tagen noch möglichst viele Jugendliche an Betriebe zu vermitteln.
Marcus Kleefisch: "Wir müssen noch stärker dafür werben, dass junge Leute die duale Ausbildung als Chance für ihren beruflichen Erfolg nutzen, zumal die Perspektiven und Karrieremöglichkeiten im Moment hervorragend sind."

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